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Charlton Heston schießt nicht mehr

Der vielleicht berühmteste Satz jenes Hollywood- Stars, der mehr herausragende Menschen spielte als jeder andere, stammt nicht aus einem Film. "Nur aus meiner kalten, toten Hand".

Heston hielt vor jubelnden Anhängern sein Gewehr hoch. Es war seine letzte Demonstration für das „von Gott gegebene Recht“ jedes Amerikaners auf Waffenbesitz. Danach trat er als Chef der US-Waffenvereinigung NRA zurück. Charlton Heston, der am Montag (4. Oktober) 80 Jahre alt wird, schießt nicht mehr. Sein letzter Kampf ist ein Kampf gegen das Vergessen, gegen die tückische Alzheimer-Krankheit.

Ähnlich, wie sich Jahre zuvor Präsident Ronald Reagan im Frühstadium seiner Alzheimer-Krankheit mit einer Erklärung von den Amerikanern verabschiedet hatte, wandte sich Heston im Sommer 2002 mit einer bewegenden Rede an die Öffentlichkeit. „Für einen Schauspieler gibt es keinen größeren Verlust als den seines Publikums“, sagte der Star, der 1957 in dem Filmepos „Die Zehn Gebote“ den Moses gespielt hatte. Für seinen Judah in „Ben Hur“ hatte er 1959 den Oscar als bester Hauptdarsteller bekommen.

Zu den überragenden Gestalten, die Heston verkörperte, gehörten Michelangelo, El Cid und mehrere Staatschefs. „Drei Präsidenten, drei Heilige, zwei Genies“, resümierte Heston einst augenzwinkernd, „das sollte für einen Mann genug sein.“ Mit Ronald Reagan, der im Juni im Alter von 93 Jahren starb, verband Heston längst nicht nur die Diagnose Alzheimer. Für den einstigen Schauspielerkollegen empfand er aufrichtige Freundschaft.

Heston teilte Reagans konservativ-freiheitliche Gesinnung, und vor langer Zeit dachte er gar darüber nach, wie es wäre, ebenfalls in die Politik zu wechseln. „Wenn man Moses spielt, geht man zurück in sein Hotelzimmer und versucht, das Wasser in der Badewanne zu teilen“, scherzte Heston später. „Wenn man es nicht schafft, fühlt man sich sehr bescheiden.“

Sein Einsatz für die Waffenlobby trug ihm bei Amerikas Linken die harsche Kritik ein, er sei mitverantwortlich für Massaker an Schulen. Auch Michael Moore rückte Heston mit seinem Oscar-gekrönten Dokumentarfilm „Bowling for Columbine“ in diese Ecke.

Doch manche Kritiker übersehen, dass Hestons Anschauungen aus der Überzeugung erwuchsen, jedem Mensch stehe das höchstmögliche Maß an Freiheit zur Gestaltung seines Lebens zu. Deshalb setzte er sich in den 60er Jahren aktiv in der Bürgerrechtsbewegung ein. An der Seite von Martin Luther King Jr. forderte Heston ein Ende der Rassendiskriminierung und gleiche Rechte für alle Amerikaner. Auch dafür wurde er im vergangen Jahr mit der Freiheitsmedaille geehrt, dem höchsten zivilen US-Orden.

Auf der Bühne stand Heston schon während der Schulzeit in seiner Geburtsstadt Evanston (US-Staat Illinois). Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, in dem er unter anderem bei der US-Luftwaffe auf den Aleuten diente, versuchte Heston zusammen mit seiner Frau, der Schauspielerin Lydia Marie Clarke, sein Glück in New York. Nach zwei Jahren gelang ihm ein erfolgreiches Debüt am Broadway in Shakespeares „Antonius und Cleopatra“.

Als Shakespeare-Darsteller in Fernsehproduktionen begann 1949 seine Hollywood-Karriere. Den Durchbruch zum Kinostar schaffte er ein Jahr später mit der Hauptrolle in dem Thriller „Stadt im Dunkeln“. Bevor Hollywood den Hünen mit dem trotzig-kantigen Kinn als Heroendarsteller für Monumentalfilme engagierte, mimte er in „Die größte Schau der Welt“ einen Zirkusdirektor. Auch in einer Reihe von Action- und Katastrophenfilmen bewährte sich Heston, zu dessen unvergesslichen Rollen die eines Astronauten in dem Science-Fiction- Klassiker „Planet der Affen“ gehört.

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