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Chaos und Plünderungen in Haitis Hauptstadt

In Haitis Hauptstadt Port-au-Prince regiert das Chaos. In der Nacht brach die Stromversorgung zusammen. An vielen Stellen waren Schüsse zu hören.

Während am Freitag Plünderer über Geschäfte und Warenlager herfielen, machten immer wieder Gerüchte über eine mögliche Ausreise von Präsident Jean-Bertrand Aristide oder einen Einmarsch der bewaffneten Rebellen die Runde. Aristide, dem Frankreich, die USA und Kanada inzwischen die Unterstützung entzogen haben, bekräftigte aber, dass er nicht vor Ende seiner bis Februar 2006 dauernden Amtszeit zurücktreten wolle. In der Nacht versank die Hauptstadt nach dem Zusammenbruch der Stromversorgung in völliges Dunkel. An vielen Stellen waren Schüsse zu hören.

Die USA erwägen nach Informationen des Senders CNN die Entsendung von drei Kriegsschiffen mit 2.000 Marineinfanteristen vor die Küste von Haiti. Eine endgültige Entscheidung sei aber noch nicht gefallen, zitierte CNN Beamte des Verteidigungsministeriums. Sollten die Schiffe auf den Weg geschickt werden, würde es dem Sender zufolge etwa ein bis zwei Tage dauern, die in Camp Lejeune (North Carolina) stationierten Marines an Bord zu nehmen und dann bis zu zwei weitere Tage, um die Küste zu erreichen.

Am Flughafen von Port-au-Prince drängten sich am Freitag verzweifelte Haitianer und Ausländer, die das Land nicht mehr verlassen konnten, weil die internationalen Fluggesellschaften den Verkehr nach Haiti eingestellt hatten. In der Stadt, wo zahlreiche Barrikaden den Verkehr behinderten, bewarfen militante Aristide-Anhänger Auots mit Steinen oder erpressten Geld von den Fahrern. Einige internationale Hotels wurden in der Nacht verbarrikadiert, nachdem Aristide-Anhänger die Auslandspresse bedroht hatten.

Die militärische Lage im Land war am Freitag unübersichtlich. Nachdem am Donnerstag die im äußersten Südwesten gelegene Stadt Les Cayes, die drittgrößte des Landes, in die Hände von Rebellen gefallen war, versuchten Polizei und Pro-Aristide-Milizen am Freitag, die Stadt zurückzuerobern. Auch aus der Küstenstadt Jacmel, 120 Kilometer südwestlich von Port-au-Prince, wurden Kämpfe zwischen Aristide-Anhängern und -gegnern gemeldet.

Der Anführer der bewaffneten Rebellen im Norden Haitis, Guy Philippe, hatte in den vergangenen Tagen mehrfach mit einem Angriff auf Port-au-Prince gedroht. In jüngsten Erklärungen sagte er aber, dass er die Hauptstadt zunächst nur von allen Nachschubwegen abschneiden wolle, um verlustreiche Kämpfe zu vermeiden.

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