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Central European University in Wien mit neuer Rektorin

Shalini Randeria ist seit September 2021 Rektorin der Privatuniversität "Central European University" (CEU) in Wien.
Shalini Randeria ist seit September 2021 Rektorin der Privatuniversität "Central European University" (CEU) in Wien. ©APA/CEU/TAMAS KOVACS
Die neue Central European University in Wien ist gekommen, um zu bleiben, wenn es nach der neuen Rektorin Shalini Randeria geht. Die Sozialwissenschaftlerin wird am Montag offiziell in ihr Amt eingeführt.

Die neue Rektorin der Central European University (CEU), Shalini Randeria, möchte der Privatuniversität in Wien eine neue Heimat geben und sie im akademischen und kulturellen Leben der österreichischen Hauptstadt besser verankern. Randeria wird kommenden Montag offiziell in ihr Amt eingeführt. Die CEU musste 2019 aus Budapest zwangsweise nach Wien übersiedeln, da die ungarische Regierung es ihr verunmöglichte, ihre US-akkreditierten Lehrprogramme in Ungarn weiterzuführen.

"Jahre voller böser Überraschungen und Rückschläge"

"Die letzten drei Jahre waren voller böser Überraschungen und Rückschläge", schildert Randeria im APA-Interview. Durch die als "lex CEU" bekannte Gesetzesänderung in Ungarn 2017 "entstand eine Situation der Rechtsunsicherheit. Das hat für viel Unruhe gesorgt". Es sei "eine perfide Situation" gewesen, da der Universität die ungarische Lizenz zwar nicht entzogen worden sei, der ungarische Staat die im Gesetz geforderte Vereinbarung mit dem US-Staat New York aber auch nicht unterschrieben habe. "Man wusste überhaupt nicht, welche Bedingungen gelten. Diese Art von Rechtsunsicherheit kann keine Universität verkraften." Man sei daher "sehr-sehr glücklich" gewesen, "dass Wien uns mit so offenen Armen empfangen hat".

Universität wurde 1991 von George Soros gegründet

Gleichzeitig habe die 1991 vom ungarischstämmigen US-Financier George Soros gegründete Universität durch die Ereignisse "beispiellose weltweite Solidarität erfahren": "Wir wurden weltweite Ikonen der akademischen Freiheit." Kurz nach der Übersiedlung an den vorläufigen neuen Standort in Wien-Favoriten "folgte dann die Pandemie. Wir mussten in den Lockdown gehen, die Grenze wurde geschlossen". Ihre erste Priorität als neue Rektorin ist es daher, "erstmal in ruhigeres Fahrwasser zu kommen".

Das nächste Großprojekt steht allerdings schon vor der Tür, nämlich die Errichtung eines Campus auf den Otto-Wagner-Gründen (heute Klinik Penzing) in Wien-Penzing. "Wir sind derzeit in der Planungsphase, wir brauchen noch viele Erlaubnisse vom Bundesdenkmalamt." Man müsse die bisherigen Krankenhausgebäude aber auch entsprechend den Erfordernissen einer Universität umgestalten. Randeria rechnet mit einem Baubeginn 2023 und hofft auf eine Übersiedlung auf den neuen Campus im Jahr 2025.

CEU in Wien "gekommen, um zu bleiben"

Randeria betont, dass die CEU in Wien trotz der Umstände der Übersiedlung aus Budapest "keine Universität im Exil" sei: "Wir sind gekommen, um zu bleiben." Das gelte auch für den Fall, dass es in Ungarn einmal einen Regierungswechsel bzw. eine andere Politik gebe. Derzeit können am Standort Budapest die Studierenden noch ihre begonnenen Studien abschließen, weiters werden Veranstaltungen angeboten und die Forschung weiterbetrieben. "Wir bleiben selbstverständlich präsent als wissenschaftliche Einrichtung in Ungarn." Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hatte im Oktober 2020 geurteilt, dass das ungarische Hochschulgesetz gegen EU-Recht verstößt.

In Wien will die CEU sich in Zukunft besser in der Gesellschaft verankern, vor allem hofft Randeria auf mehr Studierende aus Österreich. "Wir sind eine Privatuniversität, aber keine Eliteuniversität. Unser Motto lautet: Bildung für alle." 80 Prozent der CEU-Studierenden bekämen entweder Stipendien oder erhielten sogar eine Gebührenbefreiung. Zwei Drittel von ihnen kämen mittlerweile von außerhalb der EU, darunter viele von anderen Kontinenten. "Wir haben uns in den letzten Jahren sehr globalisiert." Während in den ersten 15-20 Jahren der Fokus auf den ehemals kommunistischen Staaten Mittel- und Osteuropas lag, gebe es heute viele Studenten aus Amerika, Südasien, aber auch aus Afrika, schildert Randeria.

Hafen für bedrohte Wissenschaftler

Die Universität engagiert sich über die "Threatened Scholars Integration Initiative" auch für Wissenschaftler, die in ihren Heimatländern bedroht sind. So habe man Forscher und Studierende aus Afghanistan holen und in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek ansiedeln können. Die dortige American University of Central Asia (AUCA) gehört wie die CEU dem von Soros 2020 gegründeten Open Society University Network (OSUN) an. Derzeit bemühe man sich darum, nach Pakistan evakuierte CEU-Studierende aus Afghanistan nach Wien zu holen, berichtet Randeria.

Student in Ägypten inhaftiert

Ein die CEU direkt betreffender Menschenrechtsfall ist jener des in Ägypten inhaftierten CEU-Studenten Ahmed Samir Santawy. "Wir sind in regelmäßigem Kontakt mit ihm über seine Familie, seinen Anwalt. Es geht ihm nicht gut." Santawy habe wegen der Haftbedingungen zunächst einen Hungerstreik begonnen, ihn aber auf Bitten seiner Familie wieder beendet. Der aus Ägypten stammende 29-Jährige war im Februar in seiner Heimat festgenommen und wegen der Veröffentlichung "falscher Nachrichten" etwa über die Menschenrechtssituation in ägyptischen Gefängnissen im Juni 2021 durch ein Sondergericht zu vier Jahren Haft verurteilt worden.

"Wir haben auch ein Gnadengesuch an den ägyptischen Präsidenten (Abdel Fattah al-Sisi, Anm.) gerichtet, bisher haben wir von den ägyptischen Behörden aber keinerlei Antwort bekommen", berichtet die Rektorin. Man bemühe sich weiterhin um eine Freilassung des Studenten. Sie zeigt sich auch "sehr-sehr dankbar" gegenüber dem österreichischen Außenministerium und dem Botschafter in Kairo, Georg Stillfried, "dass sie uns sehr unterstützen".

(APA/red)

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