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Cent-Münzen werden abgeschafft? "Dürfen nicht nur draufzahlen"

Die Parteien sind sich einig, dass 1- und 2-Cent-Münzen wenig Nutzen bringen.
Die Parteien sind sich einig, dass 1- und 2-Cent-Münzen wenig Nutzen bringen. ©APA-FOTO: GEORG HOCHMUTH
Die Abschaffung der 1- und 2-Cent-Münzen könnte in Europa bereits 2021 beginnen. Bargeld bleibt laut den österreichischen Parteien aber bestehen. Nun gelte es, ein einheitliches System zu etablieren, wann auf- und wann abgerundet wird.

Wenn es ums Geld geht, wird es schnell emotional - auch wenn es "nur" um den "Schotter" geht. Schließlich hat einem die Oma schon beigebracht: "Wer den Groschen nicht ehrt, ist den Schilling nicht wert" - und das gilt freilich weiterhin für Cent und Euro. Das sagen Österreichs Parteien dazu:

ÖVP: "Wichtig ist, dass es EU-weit ein einheitliches System und keinen nationalen Fleckerlteppich gibt, wenn es um die Rundung von Preisen geht", so Othmar Karas, Vizepräsident des Europaparlaments und Mitglied im Wirtschafts- und Währungsausschuss. "Die Rundungen dürfen in keinem Fall Nachteile sondern nur Vorteile für die Bürgerinnen und Bürger haben."

Finanzminister Blümel tendenziell ablehnend

Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) hat sich am Mittwoch tendenziell ablehnend gegenüber einer etwaigen Abschaffung der 1- und 2-Cent-Münzen gezeigt. Freilich werde man aber die dahingehenden Vorschläge der EU-Kommission prüfen, so der Politiker gegenüber der APA.

"Wir sind grundsätzlich für die Beibehaltung der bestehenden Zahlungsmittel und verwehren uns jedenfalls gegen eine schleichende Abschaffung von Bargeld", so Blümel. Er warnte auch vor schleichenden Preissteigerungen durch nachteilige Aufrundungen, zu denen es nicht kommen dürfe.

Cent-Abschaffung: Dürfen nicht nur draufzahlen

SPÖ: "Als SPÖ-Europaabgeordnete stellen wir uns gegen jeden Versuch das Bargeld abzuschaffen", so EU-Delegationsleiter Andreas Schieder. "Die Sinnhaftigkeit von Ein- und Zwei-Cent-Münzen ist aber infrage zu stellen, denn im Alltag sind die Kleinmünzen wenig praktikabel und eine Ressourcenverschwendung. Wirtschaftspolitisch gibt es aber in Europa sicherlich andere, drängendere Fragen zu klären." Keinesfalls dürfe es durch das mögliche Aus der Kleinstmünzen zu einer Preissteigerung kommen. "Rundungsregeln wie in Belgien dürfen nicht dazu führen, dass die Konsumenten und Konsumentinnen draufzahlen."

FPÖ: "EZB und Kommission sollten sich lieber um die Stabilisierung der Währung kümmern, anstatt dieses Nebenthema aufzumachen", sagt der EU-Abgeordnete Roman Haider. "Wir haben Null- und Minuszinsen, das ist das wahre Problem und nicht die Abschaffung von Cent-Münzen."

Der blaue Konsumentenschutzsprecher im Nationalrat teilte in einer Aussendung mit: "Die in der Giftküche der Eurokraten in Brüssel und der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ausgeheckten Pläne zur Abschaffung der Ein- und Zwei-Cent-Münzen werden von der FPÖ schärfstens abgelehnt. Was hier durch die Hintertür als konsumentenfreundliche Entbürokratisierung dargestellt wird, ist nichts anderes als die Vorbereitung eines massiven Preisschubs und die Abschaffung des Bargelds in der Eurozone."

Bargeld wird nicht abgeschafft

GRÜNE: "Der Kommissionsvorschlag bedeutet weder das Ende des Bargeldes noch besteht Inflationsgefahr", so Delegationschefin Monika Vana. "In den Niederlanden, Irland und Finnland ist die Nutzung der 1- und 2-Cent-Münzen bereits eingeschränkt, ohne dass die Preise messbar gestiegen sind. Es geht lediglich darum, Bürgerinnen und Bürgern sowie dem Einzelhandel den Alltag ein wenig zu erleichtern."

NEOS: "Grundsätzlich kann man über die Abschaffung der 1 und 2 Cent Münzen reden, schließlich haben das bereits einige EU-Staaten getan", so Wirtschaftssprecher Josef Schellhorn. "Es muss aber jedenfalls sichergestellt werden, dass es dadurch zu keiner zusätzlichen finanziellen Belastung für die Konsumentinnen und Konsumenten kommt. Und - es darf nicht der erste Schritt zur Abschaffung des Bargelds sein."

Abschaffung von Cent-Münzen könnte schon 2021 beginnen

Schon im Herbst könnten die Mitgliedsländer der Eurozone das geplante Aus für die 1- und 2-Cent-Münzen beschließen und schon ab dem kommenden Jahr könnten die kleinsten Münzen nach und nach verschwinden. Allerdings würden sie weiterhin gültig bleiben, es würde daher eine Weile dauern, bis sie nach und nach aus dem Verkehr gezogen werden, erklärte Nationalbank-Sprecher Christian Gutlederer der APA.

Die Entscheidung über die weitere Zukunft der 1- und 2-Cent-Münzen trifft die EU-Kommission beziehungsweise der Europäische Rat und nicht die Europäische Zentralbank, erklärte der Sprecher. Denn die Banknotenhoheit liege zwar bei der EZB, aber das "Münzregal", also die Hoheit über die Münzordnung, und damit die Entscheidung über die Nennwerte der Münzen, hätten nach wie vor die Staaten. "Sie entscheiden, welche Denomination es gibt."

Centmünzen werden nicht überall ausgegeben

Eine andere Frage sei es, welche Münzen in den einzelnen Ländern tatsächlich ausgegeben werden. So habe beispielsweise Finnland die kleinsten Münzen nie geprägt. "Darum hat dort auch nie jemand welche besessen. Die kommen dort nur auf Umwegen über Touristen oder Heimkehrer in Umlauf." Man werde also auch in den anderen Ländern nun die zwei Münzen eigentlich nicht abschaffen, sondern es werde Regeln zur Auf- oder Abrundung von Preisen geben. "Das ist die bevorzugte Lösung, das muss man nun auf europäischer Ebene diskutieren und in diese Richtung könnte es laufen."

Die beiden Münzen bleiben also gesetzliches Zahlungsmittel und man wird auch weiterhin mit ihnen bezahlen können, aber im praktischen Leben werden sie an Bedeutung verlieren und nach und nach verschwinden, weil keine neuen mehr geprägt und ausgegeben werden.

Über 60 Milliarden Münzen betroffen

Insgesamt sind mehr als 36 Milliarden 1-Cent-Stücke und gut 28 Milliarden 2-Cent-Münzen in Umlauf, also viel mehr, als sich in den Geldbörsen der Menschen oder in den Kassen der Geschäfte befinden. "Die Menschen bringen die Centstücke vom Einkaufen zurück und dann verschwinden sie in Gurkengläsern. Das ist ein Verhalten, das wir seit vielen Jahre beobachten."

(APA/red)

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