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Causa SOS-Kinderdorf: Mehrere Anlaufstellen für Betroffene eingerichtet

Geschäftsführerin Anne Schlack verwies auf die Anlaufstellen für Betroffene.
Geschäftsführerin Anne Schlack verwies auf die Anlaufstellen für Betroffene. ©APA/ROLAND SCHLAGER
SOS-Kinderdorf hat mehrere Anlaufstellen für Personen eingerichtet, die in der Vergangenheit "Unrecht erlebt haben".
Aufarbeitung läuft
Rücktritt in Kinderdorf-Causa
Gewalt und Missbrauch über Jahre

"Wir hören zu und nehmen jedes Anliegen ernst - unabhängig davon, wie lange es zurückliegt", sagte Geschäftsführerin Anne Schlack am Freitag in einer Aussendung. Man stelle sich allen Themen, "weil wir Ordnung schaffen und Verantwortung übernehmen wollen".

Betroffene können sich demnach auf mehreren Wegen an SOS-Kinderdorf wenden: anonym über eine Whistleblowing-Plattform, persönlich bei einer der sechs unabhängigen Ombudsstellen in Österreich, bei den regionalen Anlaufstellen für sogenannte Care Leaver oder bei der unabhängigen Reformkommission (info@reformkommission.at), die ihre Arbeit am Mittwoch aufgenommen hat.

Meldungen werden vertraulich behandelt

Alle Meldungen würden vertraulich behandelt, unabhängig geprüft und gegebenenfalls in das bestehende Opferschutzverfahren eingebracht, hieß es. Dieses ermögliche Unterstützung in Form von Therapie oder finanzieller Anerkennung. Darüber hinaus können sich Betroffene auch an die Gewaltschutzzentren in den Bundesländern wenden.

"Viele Menschen, die bei SOS-Kinderdorf aufgewachsen sind, tragen ihre Geschichte ins Erwachsenenleben mit", so Schlack. In den Anlaufstellen können sich volljährige ehemalige Betreute jederzeit - freiwillig, vertraulich und ohne Hürden - an die Einrichtung wenden, wurde versichert.

Betroffene aus steirischem Stübing meldete sich

Indessen hat SOS-Kinderdorf auf einen Bericht der ORF "ZIB 2"-Redaktion von Donnerstagabend reagiert: Eine Frau, die als Kind im SOS-Kinderdorf im steirischen Stübing nördlich von Graz gelebt hat, berichtete über ihre Leidenserfahrungen mit ihrer Kinderdorf-Mutter, bei der sie von 1989 bis 1993 aufwuchs. Die heute in Tirol lebende Betroffene habe 2002 bei der Staatsanwaltschaft Graz eine Anzeige wegen der Misshandlungen eingebracht. Diese sei aber wegen Verjährung nicht weiter verfolgt worden. Die gebürtige Steirerin erzählte von qualvollen Erziehungsmethoden und Bestrafungen, denen auch ihre Geschwister ausgesetzt gewesen seien.

Zuletzt hatte auch eine 48-Jährige gegenüber den "Oberösterreichischen Nachrichten" vor zwei Tagen geschildert, dass sie in den 1980er- und 1990er-Jahren im SOS-Kinderdorf in Altmünster Gewalt erfahren habe. Die Frau, die als Siebenjährige ins Kinderdorf kam, berichtet von Schlägen und Essensentzug. Sie sei in die Speisekammer eingesperrt worden und habe nachts im Wohnzimmer stehen müssen, während die anderen in den Betten lagen. Erst nach etlichen Jahren mit Therapien habe sie eine finanzielle Abgeltung erhalten.

Ermittlungen in Klagenfurt, Innsbruck und Salzburg

Ein Bericht der Wochenzeitung "Falter" über Vorwürfe gegen das SOS-Kinderdorf am Standort in Moosburg in Kärnten hatte Mitte September die Missbrauchscausa ausgelöst. Kurze Zeit später kamen auch Vorwürfe gegen weitere Kinderdörfer ans Licht. Mittlerweile ermitteln die Staatsanwaltschaften in Klagenfurt, Innsbruck sowie Salzburg aufgrund der Vorwürfe.

(APA/Red)

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