Caritas schlägt Alarm: Wohnungslosigkeit könnte stark steigen
Die Einsparungen im Sozialbereich würden die Lage für viele Personen in Österreich nämlich verschärfen, erklärte Klaus Schwertner, Caritasdirektor der Erzdiözese Wien, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz im Wiener Betreuungszentrum "Gruft". "Denn es wird auch bei Menschen gespart, die schon jetzt mit dem Rücken zur Wand stehen."
Rund 21.000 Menschen in Österreich sind laut der katholischen Hilfsorganisation obdach- oder wohnungslos - bei einer "doppelt so hohen Dunkelziffer". Seit 2008 sei die Zahl der registrierten Obdachlosen um 22 Prozent, also rund 4.000 Personen, gestiegen, so Schwertner. Durch die Kürzungen seien nun etwa "Tausende subsidiär Schutzberechtigte" spätestens ab 2026 "von einer Delogierung bedroht". Auch "massive" Kürzungen bei der Suchthilfe würden Wohnungslose hart treffen.
Caritas und Moderator Stermann rufen zum Spenden auf
Bei kalten Temperaturen ist das Leben auf der Straße lebensgefährlich, weshalb seit November die Caritas-Winternothilfe läuft. Auch heuer bewarb die Wiener Caritas zudem mit prominenter Unterstützung ein "Gruft-Winterpaket", das für eine Spende von 70 Euro einen Bedürftigen mit einem Schlafsack und sieben Mahlzeiten versorgen soll.
Kabarettist Dirk Stermann appellierte bei der Präsentation der Caritas an mehr Zusammenhalt: "Dieses Winterpaket ist das Mindeste, das Leute wie ich und viele andere leisten können." Wien sei auf einem sozialen Fundament gebaut, "und wir müssen uns, finde ich, immer wieder bewusst machen, dass das das ist, was unsere Stadt ausmacht." Lis Pichler, Leiterin der Gruft, plädierte einmal mehr dafür, sich beim Kältetelefon zu melden, "wenn Sie Obdachlose auf der Straße sehen".
Caritas stellt politische Forderungen
"Wir haben Verständnis, dass gespart werden muss", betonte Caritasdirektor Schwertner, "aber bitte nicht für die verletzlichsten Gruppen." Konkret fordert die Organisation von der Politik "Sozialverträglichkeitsprüfungen", mit der die Auswirkung von Maßnahmen auf vulnerable Gruppen wie Mindestpensionisten, Obdachlose oder kinderreiche Familien und Alleinerziehende von Experten geprüft werden soll.
Zudem will die Caritas unter anderem Änderungen beim Billig-Strom-Gesetz und einen Aktionsplan für leistbares Wohnen. Wer bei Angeboten für "psychisch oder chronisch erkrankte Menschen mit Behinderung, Kindern und bereits obdachlosen Menschen" spare, setze "den gesellschaftlichen Zusammenhalt aufs Spiel".
(APA/Red)