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Caritas kritisiert Pflegegeld-Praxis

Symbolfoto &copy Bilderbox
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Wiener Caritas kritisiert Praxis bei der Zuerkennung des Pflegegeldes - Landau fordert raschere Begutachtung - Aktionstag soll auf die Probleme der Betreuung alter Menschen hinweisen.

Kritik an der Pflegegeld-Praxis hat der Wiener Caritasdirektor Michael Landau Donnerstag anlässlich des Aktionstages „unfrei_willig alt und vergessen“ in Wien geübt. Landau wies unter anderem auf die Problematik der Demenzerkrankungen hin, bei der es anfangs oft eine zu niedrige Einstufung gebe. Bei der derzeitigen Praxis in Sachen Pflegegeld sei jedenfalls ein Leben in Würde nicht immer möglich, betonte Landau.

Patienten versterben während des langwierigen Verfahrens

Der Caritasdirektor berichtete von Fällen, wo Patienten während des langwierigen Verfahrens zur Zuerkennung des Pflegegeldes gestorben waren. Besonders die PVA lasse sich zu lange Zeit, kritisierte er. Bei hohen Einstufungen des Pflegegeldes müsse aber davon ausgegangen werden, „dass es diesen Betroffenen wirklich sehr schlecht geht“. Landau forderte, dass die Begutachtung rasch und nur von speziell ausgebildeten Ärzten oder Sachverständigen erfolgen sollte.

Harsche Kritik gab es für die relativ geringe Einstufung der Demenzkranken. Gerade in einem frühen Stadium sei eine dauernde Beaufsichtigung durch Angehörige von großer Bedeutung. Antonia Croy von „Alzheimer Angehörige Austria“ warnte in diesem Zusammenhang davor, dass erste Anzeichen der Erkrankung oft kaschiert und daher nicht erkannt würden. Im Anfangsstadium sei aber eine Linderung noch einfach möglich.

Musterbeispiel Japan

Für viele Menschen sei es schwer, sich mit der Alterungsproblematik auseinander zu setzen, sagte der Mediziner Siegfried Meryn. Gerade bei dem Problem des Alterns müssten Politik und Gesellschaft umdenken. Er kritisierte, dass es an den Österreichischen Universitäten keinen Lehrstuhl für Geriatrie gebe. Meryn nannte als positives Beispiel etwa die gesellschaftliche Struktur in Japan, wo alte Menschen hohes Ansehen genießen und oft mit Kindern zusammen seien. Dadurch ließe sich auch gegenseitiges Verständnis aufbauen.

Eine Diskussion über die Anteile der staatlichen und privaten Verantwortung an der Altenbetreuung sieht der Rektor der Wirtschaftsuniversität Wien, Christoph Badelt, unbedingt nötig. Die öffentliche Hand könne zwar Geld geben, für die gesellschaftliche Integration sei aber jeder mitverantwortlich.

Vorbeugung ist wichtigster Schritt

Die stetige Kostensteigerung bei der Altenbetreuung müsse wegen der fortschreitenden Überalterung der Gesellschaft als Tatsache gesehen werden. Eine Finanzierung über Steuern sei eine logische Form, weil jeder Mensch später davon betroffen sei. Allerdings müsse nach kostengünstigen Lösungen gesucht werden. Die Vorbeugung sei dabei der wichtigste Schritt um erst spät auf Hilfe angewiesen zu sein, so Badelt.

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