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Caps-Manager Franz Kalla: "In Wien muss man vorne mitspielen"

©vienna.at
Capitals-Manager Franz Kalla stellt sich den Fragen unserer Leser. Kalla beantwortet, wie es mit der neuen Halle vorangeht, warum das geplante Open-Air sehr wichtig ist und warum ein Manager nicht populär sein muss.

Vienna Online: Herr Kalla, diesmal stellen die Leser die Fragen. Haben sie ein mulmiges Gefühl in der Magengrube?
Franz Kalla: Nein, ganz im Gegenteil. Ich freue mich, dass Fragen eingesendet wurden und bin schon neugierig.

Vienna Online: Stichwort Halle. Von außen sieht es aus, als wären die Bauarbeiten eingestellt. Es wird kolportiert, dass die „Bauphase eins“ abgeschlossen wäre. Weiterführend soll es noch keine unterschriebenen Verträge geben. Wie ist der offizielle Status beim Hallenausbau?
Franz Kalla: Das ist einfach erklärt. Die Bauphase eins, also die Tiefgarage, ist fertig. Richtig ist auch, dass zurzeit die Ausschreibung für die nächsten Bauphasen laufen haben. Im September sollen die Bauarbeiten der zweiten Bauphase beginnen.

Vienna Online: Wird sich etwas an der Charakteristik der Halle ändern?
Franz Kalla: Nein, hier wird sich nichts verändern. Für uns ist das oberste Prinzip, dass wir zum Beginn der kommenden Saison spielbereit sind. Das konnten uns die Partner aus der Baubranche im heurigen Sommer nicht garantieren. Natürlich ist für uns auch wichtig, dass wir das Budget in Höhe von 40 Millionen Euro einhalten werden.

Vienna Online: Wird es nach dem Umbau einen Videowürfel in der neuen Schultz-Halle nach NHL-Vorbild geben?
Franz Kalla: Leider ist es bautechnisch und auch aufgrund der bestehenden Baustruktur nicht möglich, einen Videowürfel zu installieren. Wir werden aber in allen Ecken der Halle Leinwände installieren. Es wird kein Würfel – aber es wird Video und eine Form der Animation geben.

Vienna Online: Wie wird das Programm auf diesen Leinwänden sein? Wird es ein „Caps-TV“ geben oder werden sogar strittige Spielszenen für die Fans zu sehen sein?
Franz Kalla: Spielszenen sind immer ein Thema. Aber hier ist die Problematik auch aufgrund des Regulativs eine andere. Es ist einfach nicht gestattet. Aber, das kann ich schon versprechen: Wir werden alle Möglichkeiten ausreizen, um die Zuschauer über dieses Medium bestmöglich zu informieren.

Vienna Online: Wie wird die Preispolitik nach dem Umbau aussehen? Werden die Capitals die Preise erhöhen?
Franz Kalla: Das ist ein Punkt, den wir ehrlich gesagt noch nicht intern besprochen haben. Die Capitals haben aber in den letzten drei Jahren die Kartenpreise nicht angehoben. Ich persönlich denke, wenn es zu einer Erhöhung kommen sollte, wird sie sehr moderat ausfallen. Wir leben in wirtschaftlich sehr schwierigen Zeiten.

Vienna Online: Die Capitals haben eine neue Aktion „Kids to the Caps“ gestartet. Warum?
Franz Kalla: Mit dieser Aktion, die dankenswerter von der Erste Bank unterstützt wird, wollen wir Familien den Besuch von Capitals-Heimspielen ermöglichen. Sport ist nicht nur Show – es geht auch um soziale Kompetenz. Dem wollen wir mit dieser Aktion nachkommen. Wie die Karten erworben werden können und nähere Informationen dazu gibt es auf unserer Homepage www.vienna-capitals.at.

Vienna Online: Was kostet die Vienna Capitals ein Heimspiel?
Franz Kalla: (überlegt) Eine gute Frage, die man so direkt gar nicht beantworten kann. Es ist viel vom Gegner abhängig. Es gibt hier viele Variablen. Je nach Gegner benötigst du mehr oder weniger Ordner. Es kommen mehr oder weniger VIP-Gäste und so weiter. Man kann es in etwa abschätzen. Aber eine fixe Zahl gibt es nicht.

Vienna Online: Der Auswärtssektor in der Albert-Schultz-Halle sorgt immer wieder für heftige Diskussionen. Wird der Umbau auch hier Änderungen bringen?
Franz Kalla: Ja, der Auswärtssektor wird verlagert werden. Wir sind mit dem momentanen Zustand nicht voll zufrieden. Aber im Moment haben wir leider keine andere Möglichkeit, den Auswärtssektor anders zu gestalten. Unsere Philosophie ist jedoch die, dass uns alle Eishockeyfans in der Halle herzlich willkommen sind. Egal ob es sich um einen Capitals- oder einen Gästefan handelt.

Vienna Online: Bis auf das Spiel gegen Straubing hatte es in den vergangenen Jahren keine Probleme mit den Fans der Gäste gegeben. Oder täuscht dieser Eindruck?
Franz Kalla: Leider war Straubing eine negative Ausnahme! Wir hoffen, dass das auch so bleibt. Generell möchte ich allen Eishockeyfans in Österreich aber ein sehr gutes Zeugnis ausstellen. Sie sind laut, freundlich, fachkundig und ausgezeichnete Repräsentanten der Teams.

Vienna Online: Kommen wir zum Thema Open-Air-Spiel. Provokante Frage eines Lesers: Ist diese Veranstaltung der Capitals ein PR-Gag ohne großen sportlichen Wert?
Franz Kalla: Keinesfalls! Wir wollen mit dem Open-Air-Spiel natürlich eine positive Berichterstattung erwirken um neue Fans zu gewinnen. Denn die neue Halle mit einem Fassungsvermögen von 7.200 Zuschauern wird sich nicht von alleine füllen. Wir wollen die Zuschauer begeistern und natürlich auch für die Capitals gewinnen.

Vienna Online: Das Spiel wird höchstwahrscheinlich im Horr-Stadion stattfinden. Der Originalplan der Capitals war, im Hanappi-Stadion zu spielen. Warum hat der SK Rapid diesen Event im eigenen Stadion nicht gewollt?
Franz Kalla: Fairerweise muss man sagen, es gab ein Gespräch mit Rapid-Manager Werner Kuhn. Grundsätzlich stand er dem Thema Eishockey sehr positiv gegenüber. Seine Sorge galt dem Rasen. Rapid müsste das Stadion unmittelbar nach dem Open-Air bereits wieder in Betrieb nehmen. Die Zeit für den Rückbau wäre hier zu kurz gewesen. Ich denke schon, dass Rapid dem Projekt nicht abgeneigt war, aber die Umsetzung war hier wohl das größte Problem.

Vienna Online: Ins Horr-Stadion passen deutlich weniger Zuschauer als ins Hanappi-Stadion. Die Capitals werden bei der Umsetzung des Open-Air Spiels wohl auf Unterstützung von Sponsoren und der Stadt angewiesen sein.
Franz Kalla: Ja, Sponsoren werden wir auf alle Fälle brauchen. Präsident Hans Schmid ist einer, der das Risiko in diesem Punkt nicht scheut. Wir sind uns bewusst, dass wir hier ein gewisses Risiko eingehen werden. Dieses Projekt ist für uns, wie erwähnt, sehr wichtig – in Anbetracht der neuen Halle.

Vienna Online: Die Capitals schicken heuer ein Farmteam aufs Eis. Was sind die Erwartungen?
Franz Kalla: Die Silver Caps haben mehrere Aufgaben. Zum einen ist eine Art sportlicher Brückenschlag von unten nach oben. Sprich wir wollen jungen Spielern die Möglichkeit geben, sich an ein höheres Niveau zu gewöhnen. Andererseits ist es auch für Spieler der Kampfmannschaft, die wenig Eiszeit haben, wichtig, wieder aktiv auf dem Eis zu stehen und Wettkampfpraxis zu sammeln.

Vienna Online: Wie werden sich die Eintrittspreise bei den Spielen der „Silver Capitals“ gestalten?
Franz Kalla: Der Eintritt bei diesen Spielen ist frei!

Vienna Online: Natürlich haben uns auch Fragen zum Manager Franz Kalla erreicht. Sie gehen in die zweite Saison. Wie war aus Ihrer Sicht die erste?
Franz Kalla: Sie war sehr spannend – sie hat sehr viel bewegt. Finanziell haben wir den Verein auf eine Ebene geführt, die Spitzeneishockey in Wien längerfristig ermöglicht.

Vienna Online: Bei der Amtsübernahme in der letzten Saison hatten die Capitals das Image der „überteuerten Söldnertruppe“. Der Mannschaft wurde oft zu wenig Einsatz attestiert. Heuer ist alles anders. Man kann von einer klassischen Wende sprechen. Wie und wo würden Sie ihren Teil bewerten und einschätzen?
Franz Kalla: Der Manager hat ein Team. Die Vienna Capitals sind nicht nur die Mannschaft, die auf dem Eis steht. Es gibt viele, viele Leute die sehr engagiert im Hintergrund arbeiten. Ich bin für Außenstehende der sichtbare Teil. Wie viel ich dazu beigetragen habe – diese Beurteilung überlasse ich anderen.

Vienna Online: Darf man als Manager eigentlich einen hohen Popularitätsgrad besitzen?
Franz Kalla: Gute Frage! Wichtig ist, dass ein Manager seine Aufgaben erledigt. Er muss wissen, wo seine Position ist. Populär sein ist, glaube ich, nicht die Aufgabe eines Managers. 

Vienna Online: Muss ein Manager Floskeln auswendig können wie „wir stehen hinter dem Trainer“ oder „wir stehen zu unseren Spielern“ obwohl er weiß das es intern vielleicht ganz anders aussieht?
Franz Kalla: Ein Manager muss in erster Linie glaubwürdig sein – ist er das nicht, hat er ein Problem. Und zwar mit der Öffentlichkeit, mit den Fans und mit der Mannschaft.

Vienna Online: Letztes Jahr haben die Capitals rund um die Weihnachtszeit noch zwei Spieler verpflichtet. Werden die Capitals mit dieser Mannschaft (vorausgesetzt es gibt keine größeren Verletzungen) die komplette Saison bestreiten?
Franz Kalla: Eishockey ist eine sehr schnelle, rasante Sportart. Es kann praktisch in jeder Sekunde etwas auf dem Eis passieren. Management bedeutet, dass du dir Optionen eröffnest oder nicht grundsätzlich verbaust. Wir haben aber in der Struktur der Mannschaft eines erreicht: Wir haben die Mannschaft vorsichtig umgebaut. Wir hatten letztes Jahr 15 Legionäre (Anm.: inklusive Austro-Kanadiern), heuer sind es acht. Wir haben die Zahl der Legionäre um die Hälfte reduziert. In der Kabine wird auch wieder Deutsch gesprochen. Das ist ein wichtiger Punkt. Aber wir haben auch den Druck, vorne mitspielen zu müssen. Das wirkt sich auf die Zuschauer und das Umfeld des Vereins aus. In Wien bist dazu „verdammt“, vorne mitzuspielen. Management bedeutet, reagieren zu können. Wir wollen keine Möglichkeiten ausschließen.

Vienna Online: Bei den Spielern und dem Trainer hat das Ausscheiden gegen Linz in der Vorsaison lange nachgewirkt. Bei Ihnen auch?
Franz Kalla: Für mich war es nicht einfach. Die Spieler, der Trainer konnten auf Tauchstation gehen. Der Manager nicht! Natürlich wurden immer die gleichen Fragen gestellt und Einiges war nicht angenehm. Ich habe in meinen Leben gelernt, dass der zweite der erste Verlierer ist. Die letzte Saison ist abgehakt. Ich schaue nach vorne. Die neue Saison wird uns vor neue große Herausforderungen stellen, die unsere vollste Konzentration benötigen.

Vienna Online: Verkaufen sich die „jungen, wilden Österreicher“ bei Sponsoren besser als eine Legionärstruppe?
Franz Kalla: Die Sponsoren begrüßen unseren Weg. Dieses Feedback haben wir bereits erhalten. Ich denke jeder unserer Partner sieht, wohin wir wollen. Die Identifikation mit Österreichern ist höher als mit Legionären.

Vienna Online: In der Vorbereitung hat sich Josi Riener leider schwer verletzt. Wie sehr leidet der Manager hier mit?
Franz Kalla: Ich war gleich nach dem Check bei Josi in der Kabine. Ich war unmittelbar nach der Operation am Samstag im Spital. Was mich persönlich sehr gefreut hat, war, dass ich sehr viele Spieler getroffen habe. Das zeigt, wie hoch der Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft ist. Wenn man sieht, wie viel ein Spieler trainiert und investiert, um gut in die Saison zu starten, dann tut es menschlich weh, was passiert ist. Der Sport ist zwar ein hartes Geschäft, aber wir sind auch Menschen. Da muss auch Platz für solche Emotionen sein.

Vienna Online: Man hört vom Manager Franz Kalla sehr wenig über sportliche Ziele. Sie verweisen immer auf Trainer Kevin Gaudet und Vizepräsident Martin Platzer. Was sind ihre persönlichen Erwartungen für die kommende Spielzeit?
Franz Kalla: In meiner ersten Saison haben wir im Managementbereich einen guten Job gemacht. Wichtig war, dass Fans und Zuschauer mit uns zufrieden waren. Wir wollen attraktiv für Sponsoren sein, Eishockey als gutes Produkt präsentieren. Also, eine erfolgreiche Mannschaft und ein Paket, bei dem sich der Zuschauer mit den Capitals identifiziert. Diesen Weg wollen wir auch heuer weitergehen. Sportlich halte ich mich aus diesem Grund heraus weil wir dafür Profis haben. Sie werden dafür bezahlt, eine Meinung zu haben. Ich habe eine Meinung, aber die ist meine private.

Vienna Online: Sie sind ein Medienprofi. Waren alle Artikel zum Ende der vergangenen Saison aus ihrer Sicht „fair“ gegenüber den Capitals und den betreffenden Personen?
Franz Kalla: Das sollen andere beurteilen! Was ist fair oder unfair? Die Beurteilung ist immer eine subjektive. Damit muss ich als Manager, aber auch jeder Eishockeyfan leben. Ich werde aber nicht einen anderen dafür kritisieren, wenn er eine andere Meinung als ich hat.

Vienna Online: Die Parkgarage zur Halle ist fertig. Wird das ein VIP-Parkplatz oder sind auch dort Parkplätze für „normale“ Zuschauer vorgesehen?
Franz Kalla: Die Parkgarage wird während des Spieltags für VIP und Logenbesitzer zur Verfügung stehen. Sonst wird sie eine ganz normale öffentliche Garage sein. Sie bildet einen ganz wichtigen Pfeiler in unserem Konzept. So haben wir auch bei den Aufgängen auf die Familienfreundlichkeit geachtet. Wenn Eltern ihre Kinder zum Spiel bringen, sollen die Wege mit der Ausrüstung nicht zu lange werden. Es wird also eine gemischte Nutzform geben.

Vienna Online: Abschließende Frage der Redaktion. Am Ende der Saison, welche Schlagzeile würde Franz Kalla gerne über die Vienna Capitals lesen?
Franz Kalla: (überlegt kurz) Im 10. Jahr Meister geworden.

Das Gespräch führte Thomas Muck
In Kooperation mit sportreport.at

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