Die ersten Minuten in der Albert-Schultz-Halle waren ausgeglichen. Beide Teams hatten spürbar großen Respekt voreinander. Die Wiener konnten die erste Unterzahlsituation unbeschadet überstehen. Für die ersten beiden Treffer des Spiels musste eine Überzahlsituation der Wiener herhalten: Patrick Harand (nach Idealpass von Markus Peintner) wurde auf die Reise geschickt und schloss seinen Alleingang sehenswert ab. Der Ausgleich ließ nicht lange auf sich warten. Genau 100 Sekunden nach der Führung erzielte in Überzahl David Rodman den Ausgleich für die Wiener.
In der Folge entwickelte sich ein rasantes, temporeiches Eishockeyspiel mit Großchancen auf beiden Seiten. Für die erste Führung der Gastgeber sorgte Verteidiger Peter Casparsson mit einem Schuss ins Kreuzeck.
Grazer Übergewicht im Mitteldrittel
Nach der ersten Drittelpause drückten die Gäste aus der Steiermark spürbar aufs Tempo und konnten sich eine Überlegenheit an Spielanteilen und Torchancen erarbeiten. Besonders in den ersten Minuten des Abschnitts hatten die Wiener in einigen Situationen viel Glück. Der Ausgleich für die Grazer war trotzdem nur eine Frage der Zeit. In der dritten Überzahlsituation für die Grazer traf Verteidiger Jarrett mit einem Fernschuss genau in die Kreuzecke zum verdienten Ausgleich für die Grazer.
Capitals gehen erneut in Führung
Nach einem kurzen Handgemenge zwischen den beiden Teams (David Rodman und Stefan Herzog mussten jeweils für vier Minuten auf die Strafbank) stellten die Capitals den Drittelverlauf auf den Kopf. Verteidiger Kranjc traf mit einem sehenswerten Schuss zum 3:2.
Capitals fixieren Sieg in den letzten sechs Minuten
Im Schlussabschnitt konnten die Gäste aus Graz wieder eine optische Überlegenheit erarbeiten. Zählbarer Erfolg für die Steirer blieb aus. Den Capitals gelang es anders als im ersten Abschnitt mit Konterangriffen für Gefahr zu sorgen. Dem nicht genug die Capitals konnten ihre Führung in Überzahl noch ausbauen. Verteidiger Kuiper behinderte Capitals Stürmer Kraxner und musste in die Kühlbox. Kaum hatte er Platz genommen, durfte er auch schon wieder zurück. Denn nach nur neun Sekunden erhöhte Pat Lebeau auf 4:2 für die Capitals – die Vorentscheidung.
Knapp 90 Sekunden vor dem Ende nahmen die Grazer Torhüter Weinhandl für einen weiteren Feldspieler vom Eis. Nicht mit dem gewünschten Resultat! Denn 31 Sekunden vor Schlusssirene versenkte Verteidiger Kranjc die Scheibe im leeren Gästegehäuse zum Endstand.
Kevin Kraxner (Vienna Capitals): “Es war ein absolutes Klassespiel von beiden Mannschaften. Da wurde Werbung für den Eishockeysport gemacht. Ein so enges Klassespiel wie heute wird von Kleinigkeiten entscheiden und die haben wir auf dem Eis heute um eine Spur besser gemacht als der Gegner.”
Jean-Philippe Pare (Graz 99ers): “Man hat gemerkt, dass bei den Capitals wieder sehr gute Spieler zurück sind. Besonders im Powerplay sind sie sehr stark. Die Wiener sind bis Saisonende nur schwer zu schlagen. Wir waren nicht so schlecht, aber wir nahmen einige Strafen, die der Gegner ausgenützt hat.”
Benoit Gratton (Vienna Capitals) beendete das Spiel mit einer blutigen Nase: “Ich habe im ersten Drittel einen Stock auf die Nase bekommen, aber das passiert – kein Problem. Die Grazer waren nicht defensiv aufgestellt, das hat uns ein bisschen überrascht. Im zweiten Drittel haben wir uns darauf besser eingestellt, das Team hat gut reagiert. Viele Spieler sind zurück – jetzt haben wir einen Lauf, vielleicht können wir den bis zum Ende halten.”
Bill Gilligan (Trainer Graz 99ers): “Es war keine schlechte Leistung des Teams, das Spiel war offen, vom Charakter her fast wie ein Play-Off-Spiel. Wir haben nur zum richtigen Zeitpunkt die Tore nicht gemacht und zum falschen Zeitpunkt die Tore kassiert.”
Kevin Gaudet (Trainer Vienna Capitals): “Es war ein ausgeglichenes Spiel, wir waren die Glücklicheren. Die Grazer haben gezeigt, warum sie Erster sind: Sie spielen eine körperbetonte Defense und eine sehr gute Offense. Für uns war es sehr schwer – die Spieler, die verletzt waren, sind noch nicht ganz fit; die, die nicht verletzt waren sind müde, weil sie die Ausfälle kompensieren mussten.”
Vienna Capitals – Moser Medical Graz 99ers 5:2 (2:1,1:1,2:0)
Albert-Schultz-Halle, 4.100, SR Dremelj/Lesniak
Tore: D. Rodman (9./PP), Casparsson (15.), Kranjc (37., 60./EN), Lebeau (55./PP) bzw. P. Harand (8./SH), Jarrett (35./PP)
Strafminuten: 18 bzw. 14
EBEL-Tabelle: 1. Graz 99ers 29 20 9 115 : 73 44 2. Vienna Capitals 29 19 10 106 : 83 39 3. Black Wings Linz 29 17 12 107 : 86 38 4. VSV 29 16 13 89 : 97 34 5. Red Bull Salzburg 28 15 13 114 : 92 33 6. SAPA Fehervar 29 14 15 91 : 99 32 7. KAC 29 15 14 93 : 95 31 8. Medvescek Zagreb 29 12 17 83 : 110 27 9. Olimpija Laibach 29 12 17 85 : 100 26 10. Jesenice 30 5 25 78 : 126 13
Thomas Muck
In Kooperation mit sportreport.at