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Cannes 2010: "Pal Adrienn" berührt

"Können Sie sich noch an Adrienn erinnern?", fragt Piroska in "Pal Adrienn" alte Nachbarn nach ihrer Jugendfreundin. Der Film von Agnes Kocsis wird bei den 63. Filmfestspielen in Cannes in der Nebenreihe "Un Certain Regard" gezeigt.

Die ungarisch-französisch-österreichisch-niederländische Koproduktion handelt von der auf einer Sterbestation arbeitenden Krankenschwester Piroska. Durch die Betroffenheit, die der Name einer eingelieferten Patientin auslöst, wird sie auf eine Selbstentdeckungsreise geschickt.

Die apathische Piroska dämmert verloren in ihrer eigenen Welt bei den flimmernden Schirmen der Herztöne vor sich hin. Eines Tages wird ein neuer Patient eingeliefert. Piroska ist betroffen, als sie den Namen hört – Adrienn Pal. Der Name ihrer besten Schulfreundin. Doch die Patientin ist eine alte Frau, die kurz darauf verstirbt. Piroska begibt sich auf die Suche nach der Freundin, zu der sie lange den Kontakt verloren hat. “Sie war ein böses Mädchen, die gemeine Dinge tat”, erzählt ihre Oma im Altersheim, “Ich war auf euch eifersüchtig, weil ihr so gute Freundinnen wart”, jemand anderer. Eine alte Nachbarin erinnert sich an die beiden als Streithähne. “Ich war nur an Dir interessiert, Adrienn war mir egal”, gesteht ihr ein alter Schulfreund. Langsam aber sicher überwindet die übergewichtige Piroska ihr Phlegma. Bei jedem ihrer Besuche lernt Piroska mehr über sich selbst und ihre Schulfreundin und findet etwas mehr ins reale Leben.

Der von der österreichischen Freibeuterfilm mitproduzierte Streifen hat wenige Dialoge und ist stets in dunklen Farben gehalten, unterbrochen werden die stillen Entdeckungsreisen manchmal durch laute Opernarien. “Pal Adrienn” berührt durch die Hauptfigur und lässt beim Zuseher nicht nur Mitleid aufkommen, sondern ihn auch schmunzeln. In Österreich wird der Film vom Poool Verleih herausgebracht.

Die Nebenreihe “Un Certain Regard” ist 1978 vom damaligen Generalbeauftragten des Festivals, Gilles Jacob und mittlerweile Festivalpräsident eingeführt worden, um Filme zu fördern, die zu “untypisch” für den Hauptwettbewerb des Filmfestivals und deren Macher deswegen oft nur wenig bekannt sind. Untypisch ist eben auch die Selbstentdeckungsreise durch die verwinkelten Wege der Erinnerung bei “Pal Adrienn”. In diesem Jahr sind bei “Un Certain Regard” u.a. die neuen Werke von Jean-Luc Godard, Manoel de Oliveira oder Cristi Puiu zu sehen.

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