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Cannes 2010 - Erotik und Emotionen

Genau so wechselhaft wie die Farbe des Himmels an der Cote d'Azur ist der Mix der bisherigen Wettbewerbsfilme bei den 63. Filmfestspielen in Cannes. "Tournee" von Mathieu Amalric (Frankreich), "The Housemaid" von Im Sangsoo (Südkorea) und "Chongqing Blues" von Wang Xiaoshuai (China) sind zum Auftakt des 19 Filme umfassenden Wettbewerbs über die Leinwand geflimmert. Was die Filme eint, ist ein gewisser Hang zum Absurden.
Das Filmfestival in Cannes 2010

Mathieu Amalric, einer breiten Masse als Bond-Bösewicht in “Quantum of Solace” bekannt, ließ sich für seine Regiearbeit “Tournee” (On Tour) vom Burlesque-Revival inspirieren. Ursprünglich ein Mix aus Satire, Musical und Erotik in den 1920er und 1930er Jahren, erlebt die Neo-Burlesque seit 1990 einen Aufschwung. Im Film tourt ein ehemaliger Fernsehproduzent mit ein paar Burlesque-Stripperinnen durch Frankreich – und nicht nur Joachim, sondern auch die Tour-Realität entpuppen sich als weniger freundlich als erhofft. Amalric gibt einen Einblick in die Backstage-Momente der Truppe, die jede Hotellobby zu einem Partyort und jede noch so schummrige Location zur großen Bühne machen können. “Ich sah keinen Anlass etwas aus ihrer Vergangenheit zu erzählen. Ihre Gesten, ihre Körper erzählen genug,” sagte der Regisseur in der Pressekonferenz. Wer allerdings nur fröhliche Showszenen erwartet, wird sich in der zweiten Hälfte des Films recht wundern.

Wie in “Tournee” ist auch der Protagonist im südkoreanischen Film “The Housemaid” ein übler Chauvinist. Der hoch angesehene und stinkreiche Hoon lässt sich von seiner Angestellten Euny im südkoreanischen Beitrag in jeder Hinsicht bedienen, wird auch schnell ihr Liebhaber. Schon bald erkennt Euny, wie die Familie Probleme löst: mit Geld und ohne jegliche Skrupel. Trotz Warnungen der älteren Hausangestellten will sie um jeden Preis ihr Recht einfordern, als sie schwanger wird – doch das Establishment duldet keine Störungen durch den Pöbel. Wunderschöne Bilder mit immer wieder skurrilen Wendungen lassen den Zuseher in den Film kippen. Gerechtigkeit ist angesichts der Klassenunterschiede aber nur schwer möglich.

Auf der Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit ist schließlich auch die Hauptfigur in Wang Xiaoshuais Film “Chongqing Blues”. Lin, ein Schiffskapitän, erfährt vom Tod seines 25-jährigen Sohnes. Er kehrt nach Chongqing zurück, der Stadt, in der er mal gelebt hat. Die Reise wird für ihn eine Reise durch die Gefühle seiner emotionalen Vergangenheit. Das Schema des chinesischen Wettbewerbsfilm ist schon von Beginn klar: Nach und nach sucht Lin Menschen auf, die seinen Sohn besser kannten als er, der früh von der Familie wegging. Die Szenen, Aufnahmen und Gespräche ähneln sich und verlieren bald an Spannung. Im Rennen um die Goldene Palme wird sich der Film wohl schwertun – aber noch stehen weitere 16 Filme am Programm.

 

63. Filmfestspiele in Cannes

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