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Cannabis Studie: Kiffen beeinträchtigt die Fahrtüchtigkeit

Schweizer Cannabis-Untersuchung mit wenig überraschendem Ergebnis
Schweizer Cannabis-Untersuchung mit wenig überraschendem Ergebnis ©APA (Themenbild)
Wer kifft, fährt schlechter: Was Freunde des Joints gerne dementieren, untermauert nun eine Schweizer Studie mit bildgebenden Verfahren.

Demnach verändert der Wirkstoff von Cannabis (THC) bestimmte Hirnfunktionen, welche Verkehrsteilnehmer benötigen, um beim Autofahren korrekte Entscheidungen zu treffen.

Bei Reaktionstest deutlich schlechter

Bisher war unklar, wie die Cannabiswirkung im Gehirn die Fahrtauglichkeit beeinflusst. Doch die neue Studie räumt Zweifel aus. “Berauschte Personen sind stärker auf sich selbst fixiert und absolvieren einen Reaktionstest deutlich schlechter und langsamer als jene, die ein Placebo geraucht hatten”, sagte Mitautor Christian Giroud vom Universitären Rechtsmedizinzentrum (CURML) in Lausanne der schweizer Nachrichtenagentur SDA.

Die Untersuchungsbedingungen

Für die Studie des CURML, des Unispitals Lausanne (CHUV) und der Uni Freiburg rauchten 31 junge Männer – alle gelegentliche Haschischkonsumenten – entweder einen normal dosierten Joint oder einen ohne Cannabis. Vorher und nachher absolvierten sie einen Test am Computer, bei dem sie mit einem Joystick ein umherspringendes Ziel verfolgen mussten. Die Aufgabe ähnelt dem Fahren von Kurven oder dem Ausweichen von Hindernissen.

Ein Magnetresonanz-Tomograph zeichnete währenddessen ihre Gehirnaktivität auf. Es stellte sich heraus, dass bei den Cannabis- Rauchern gewisse Hirnregionen weniger aktiv waren als bei der Placebo-Gruppe, wie die Wissenschafter im Fachblatt “PLOS ONE” berichten.

“Es sind jene Hirnregionen, die normalerweise überraschende Ereignisse wahrnehmen, verarbeiten und eine korrekte Reaktion veranlassen”, sagte Mitautor Philippe Maeder vom CHUV. Unter Cannabis-Einfluss nehmen Menschen wichtige sensorische Reize demnach nicht mehr unbedingt wahr und reagieren auch nicht darauf.

“Eingerauchte” Lenker “gefährlich”

Eine andere Veränderung der Hirnaktivität wies zusätzlich auf vermehrt selbstbezogene geistige Aktivität hin. “Die Personen scheinen sich selbst mehr Aufmerksamkeit zu schenken als der Aufgabe”, schreiben die Experten. Ihr Fazit: “Eingerauchte” Lenker sind auch bei den sehr geringen THC-Mengen gefährlich, die in der Studie eingesetzt wurden.

Nulltoleranz: Schweiz fühlt sich bestätigt

Die Resultate untermauern die Praxis vieler Länder wie auch der Schweiz, in denen eine Nulltoleranz von Cannabis beim Autofahren gilt, wie die Forscher schreiben. “Unsere Forschung betrifft nicht eine mögliche Legalisierung von Cannabis”, präzisiert Giroud. “Doch sie bestätigt, dass die derzeitige Nulltoleranz in der Schweiz in punkto THC am Steuer angebracht ist.” Diese müsse auch weiterhin aufrechterhalten bleiben, falls Cannabis legal werden sollte. In weiteren Studien wollen die Lausanner Wissenschafter nun untersuchen, ob sich bei Menschen mit starkem Cannabis-Konsum die Gehirnstrukturen langfristig verändern.

Laut internationalen Studien eindeutig ist, dass die im Straßenverkehr am häufigsten “auffällige” Droge der Alkohol ist. Auch Alkoholkonsum geht mit kognitiven Veränderungen einher. (APA)

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