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Camilla ist Aufsteigerin des Jahres

Die britische Monarchie hat 2005 eine neue Belastungsprobe bestanden: Mit Turbulenzen um Prinz Harry und Pannen vor der Hochzeit von Prinz Charles und Camilla Parker Bowles fing das Jahr an.

Mit uneingeschränkter Anerkennung für die bis zur Heirat geschmähten Lebensgefährtin des Thronfolgers zur „zweiten Frau im Land“ geht es zu Ende. Symbol dafür ist der Auftritt der Herzogin von Cornwall im Oktober beim Bankett des Königshauses zu Ehren des norwegischen Königs Harald V. und seiner Frau Sonja, bei dem sie ein von Königin Elizabeth II. geliehenes Diadem trug.

Die Bemühungen, für ein besseres Image des Königshauses zu sorgen, erlitten im Jänner zunächst einen Rückschlag. Ein Foto des damals 20-jährigen Harry im Nazi-Uniformhemd mit Wehrmachts-Abzeichen und Hakenkreuz-Armbinde als Partykostüm sorgte für großen Wirbel. Auf EU-Ebene wurde ein Verbot von NS-Symbolen diskutiert. Der frühere Streitkräfteminister Doug Henderson forderte, den Prinzen nicht wie geplant an der Militärakademie Sandhurst auszubilden. Harry entschuldigte sich offiziell, zog im Mai die Rekrutenuniform an und fand daran Gefallen: „Ich mag es, durch einen Graben voller Schlamm zu laufen und Kugeln abzufeuern.“

Seine Freundin Chelsy Davy hält er weitgehend aus der Öffentlichkeit heraus. Dagegen interessieren sich die Fotografen immer mehr für Kate Middleton, die Freundin von Prinz William. Das Paar hat im Juni das Studium an der schottischen St. Andrews Universität beendet. Danach übernahm der 23-jährige Prinz erstmals allein repräsentative Verpflichtungen des Königshauses, war im Juli in Neuseeland und nahm dort zum ersten Mal in seinem Leben eine Königliche Ehrengarde ab. Später absolvierte er Praktika bei der Bergwacht, einer Bank in London und auf einem Landgut. Im Oktober schaffte er die Aufnahmeprüfung für die Militärakademie Sandhurst.

Der Vater der Prinzen ließ am 10. Februar eine Bombe platzen, indem er seine Hochzeit ankündigte. Da er bei seiner Krönung zum König automatisch das weltliche Oberhaupt der anglikanischen Kirche würde, war eine zweite kirchliche Heirat ausgeschlossen worden. Denn die Kirche lehnt offiziell eine Vermählung Geschiedener ab. 1936 musste König Edward VIII. abdanken, weil Regierung und Kirche gegen seine Hochzeit mit der geschiedenen Amerikanerin Wallis Simpson waren.

Königin Elizabeth II. erklärte sich als Oberhaupt der Kirche nicht in der Lage, an der standesamtlichen Trauung von Charles und Camilla teilzunehmen. Das provozierte Schlagzeilen wie „Queen zeigt Brautpaar die kalte Schulter“. Die Boulevard-Presse schien nur auf Pannen gewartet zu haben und wurde nicht enttäuscht: Die für 8. April geplante Trauung musste vom Schloss in Windsor ins Standesamt verlegt werden, weil man nicht bedacht hatte, dass nach britischem Recht auch andere Staatsbürger das Recht auf Eheschließung auf Schloss Windsor hätten. Dann wurde die Trauerfeier für den Papst auf den 8. April gelegt, so dass die Prinzenhochzeit um einen Tag verschoben wurde.

Dann stand dem Happy End nichts mehr im Weg. Die Menge in den Straßen von Windsor zeigte mehr Neugier als Begeisterung über den 56-jährigen Bräutigam und seine 57-jährige Braut, begleitet von den Prinz William und Tom Parker Bowles als Trauzeugen. Die königliche Familie war aber in der Kapelle St. George’s zugegen. Ehe der Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, das frisch getraute Paar segnete, beichteten Charles und Camilla gemeinsam, mehrfach gesündigt zu haben, und gelobten Treue.

Mit der Wahl eines graublauen, goldgesprenkelten Seidenkleides und ausgefallenen Haarschmucks ließ die Frau von Prinz Charles alle Kritik an ihrem Äußeren verstummen. Und an dieses Rezept hält sie sich bis heute. So fand man an ihrer dezenten Erscheinung beim offiziellen USA-Besuch mit Charles nichts auszusetzen, auch wenn an die strahlende Prinzessin Diana erinnert wurde, der 1985 in den USA die Herzen zuflogen.

Seit Camilla aus dem Schattendasein der Geliebten getreten ist, kommt auch ihre einfühlsame und humorvolle Seite zum Vorschein. Gleich am Abend der Verlobung war sie auf die wartenden Fotografen zugegangen und hatte über die Umstände des Heiratsantrags gescherzt. Dass sie sich mit der königlichen Schwiegermutter gut versteht, signalisierte endgültig das diamantene Diadem beim großen Bankett.

Camilla trägt den Titel „Ihre Königliche Hoheit, die Herzogin von Cornwall“. Prinzessin von Wales – die Öffentlichkeit verbindet damit immer noch Diana – ist sie nur auf dem Papier. Wenn Charles König wird, soll sie mit „Ihrer Königlichen Hoheit, die Prinzessin-Gemahlin“ (Her Royal Highness Princess Consort) angeredet werden. Eigentlich ist für die Ehefrau eines britischen Königs der Titel Queen Consort vorgesehen. Die britische Regierung stellte im März allerdings klar, dass Camilla der Titel der Königin nur verweigert werden könnte, wenn die Gesetze in 17 Ländern geändert werden, in denen Charles Staatsoberhaupt wäre.

Der Fall Diana ruht unterdessen immer noch nicht. Acht Jahre nach dem tödlichen Unfall seiner geschiedenen Frau wurde Charles vor zwei Wochen von der Ermittlungskommission befragt.

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