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Bush will Amerikaner auf Mond und Mars schicken

US-Präsident George W. Bush will Menschen zum Mars schicken und zur Vorbereitung der Mission eine Siedlung oder zumindest eine feste Station auf dem Mond schaffen.

Einen entsprechenden Langzeitplan wird der Präsident am Mittwoch verkünden, wie Regierungsbeamte in Washington enthüllten. Bush-Kritiker sehen in dem erwarteten Vorstoß unterdessen hauptsächlich eines: den Versuch, einen „Wahlkampfknüller zu landen“, wie es ein demokratischer Kongressabgeordneter formulierte.

Bush strebt nach Medienberichten den sofortigen Beginn von Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zur Verwirklichung der Missionen an, die Milliarden Dollar verschlingen würden. Wie konkret das Konzept ist, das er vorlegen will, blieb zunächst unklar. Mit einer Umsetzung der ersten Stufe – der Mondpläne – sei aber frühestens in einem Jahrzehnt zu rechnen, verlautete aus dem Weißen Haus. Zum letzten Mal hatte 1972 ein Mensch den Fuß auf den Mond gesetzt: der US-Astronaut Eugene Cernan. Der erste war am historischen 20. Juli 1969 der Amerikaner Neil Armstrong.

Nach Angaben aus Bushs Umgebung könnte die Siedlung oder Station auf dem Mond auch wissenschaftlichen Mondexperimenten dienen. „Hier gibt es noch viel herauszuholen“, meinte ein Beamter. Es gehe aber weniger um eine Rückkehr auf den Erdtrabanten, sondern um eine Nutzung des Mondes als Zwischenstation. Hier könnten wesentliche Vorbereitungen auf einen bemannten Mars-Flug sowohl in medizinischer als auch in technischer Hinsicht erfolgen.

Die Herausforderungen für die NASA, die noch über eine Modernisierung ihrer betagten Shuttle-Flotte grübelt, sind groß, wie Experten übereinstimmend sagen. Zum Mond ist es eine Drei-Tage- Reise, zum Mars wäre man wohl bestenfalls sechs Monate unterwegs. Alle technischen Voraussetzungen fehlen. Nötig wäre die Entwicklung einer gänzlich neuen und immens leistungsfähigen Rakete. Noch in den Sternen steht auch im wahrsten Sinne des Wortes, wie die Mars-Reisenden vor der extremen Strahlung geschützt werden könnten, der sie auf dem langen Weg ausgesetzt wären.

Über die Weltraum-Ambitionen des Präsidenten war schon seit längerem spekuliert worden. Nach Aussagen von Regierungsbeamten nahmen sie nach dem Absturz der Raumfähre „Columbia“ Anfang Februar vergangenen Jahres immer stärker Gestalt an. Eine im Weißen Haus eingesetzte Arbeitsgruppe habe vor dem Hintergrund des Unglücks das Weltraumprogramm der NASA durchleuchtet und sei zum Schluss gekommen, dass es an „Visionen“ mangle. „Es fehlt ein Langzeitkonzept, ein Ziel, das die Menschen inspiriert“, fasste ein Teilnehmer die Schlussfolgerungen des Gremiums zusammen. Dass Bush seine Pläne erst jetzt publik mache, liege schlicht am Irak-Krieg: „Da hatten wir anderes im Kopf.“

Aber auch dem Präsidenten wohlwollend gesonnene Kreise meinen, dass Bush den Zeitpunkt der Veröffentlichung zu einem großen Teil aus wahltaktischen Gründen wählte. Ihm komme es darauf an, als „Visionär“ zu erscheinen – ein „zweiter Kennedy“, wie es die „New York Times“ schrieb. John F. Kennedy hatte seinerzeit die spektakulären Reisepläne zum Mond verkündet.

Ein „zweiter Kennedy“ oder auch nicht: Beobachter meinen, dass sich Bushs Pläne im Kongress angesichts des derzeitigen Haushaltsrekorddefizits in den USA nur schwer verkaufen lassen werden. „Die Kosten wären so hoch, dass man sie heute noch nicht einmal grob schätzen kann“, so ein Demokrat. Und er fügt mit Blickrichtung auf die derzeitige Mission der Mars-Sonde „Spirit“ an, dass man vielleicht doch besser die Kirche im Dorf lassen sollte.

Die auf dem Roten Planeten angekommene Sonde sitzt auf dem Landefahrzeug fest, weil Airbags eine zur Abfahrt auf den Boden dienende Rampe versperren. NASA-Experten sind noch damit beschäftigt, das Hindernis aus dem Weg zu räumen, damit der kleine Rover zur Suche nach Spuren von Leben auf dem Mars losrollen kann. Wenn schon die Mission einer Sonde so große Probleme bereite, meinen viele, dann sei es verfrüht, eine bemannte Mission anzupeilen…

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