In der schiitischen Pilgerstadt Kerbala südlich der Hauptstadt explodierte am Sonntag eine Autobombe und zerfetzte mindestens 20 Menschen. In Bagdad und Mossul starben 14 Menschen bei Anschlägen, nahe Tikrit sprengten sich zwei mutmaßliche Terroristen selbst in die Luft, als ihre Bombe frühzeitig detonierte. Zusätzlich fanden irakische Polizisten die Leichen von 43 Zivilisten, die offensichtlich gefoltert wurden.
In Kerbala raste ein Selbstmordattentäter mit seinem mit Sprengstoff beladenen Auto in einen Kontrollpunkt der irakischen Armee. Zur Tatzeit hatten dort zahlreiche Iraker gewartet. Augenzeugen berichteten von einer gewaltigen Explosion und einer riesigen Rauchwolke, die in den Himmel stieg.
Nach dem Absturz eines britischen Hubschraubers und stundenlangen Krawallen, bei denen mindestens fünf Iraker erschossen wurden, blieb die Lage in Basra am Sonntag gespannt. In der Hafenstadt und deren Umgebung sind rund 8.000 britische Soldaten stationiert. Bei dem Absturz waren nach Medienberichten vier Briten ums Leben gekommen. Anschließend griffen hunderte Iraker britische Soldaten mit Benzinbomben und Steinen an, als sie sich der Absturzstelle näherten. Der Hubschrauberabsturz wurde möglicherweise durch Raketenbeschuss verursacht.
Namentlich nicht genannte Militärkreise sagten der BBC am Sonntag, die tödlichen Schüsse auf irakische Zivilisten seien nicht von britischen Soldaten, sondern vermutlich von Aufständischen abgefeuert worden. Diese hätten aus der Menge heraus auf britische Soldaten geschossen und dabei Zivilisten – darunter auch zwei Kinder – getroffen. Das britische Militär leitete nach eigenen Angaben eine Untersuchung der schweren Zusammenstöße ein.
Ein BBC-Reporter berichtete am Sonntag, die anti-britischen Gefühle seien sehr stark und die Zahl der Iraker, die einen baldigen Abzug der Briten wollten, steige ständig. Der irakische Staatspräsident Dschalal Talabani bezeichnete in einem Beileidsschreiben an Premierminister Tony Blair den Absturz als abscheuliches Verbrechen gegen die Briten.
Unterdessen verteidigte US-Präsident George W. Bush in der ARD-Sendung Sabine Christiansen erneut den Irak-Krieg. Saddam Hussein war ein sehr gefährlicher Mann. Ihn aus der Macht zu entfernen, war der richtige Schritt. Die Amerikaner könnten sich nicht zurückziehen, bevor die Arbeit gemacht ist. Bush: Solange ich Präsident bin, wird es das nicht geben.
Ein führender irakischer Politiker warf dem Nachbarland Iran vor, sich zunehmend in die inneren Angelegenheiten des Irak einzumischen. In einem Interview der arabischen Zeitung Asharq al-Awsat (Sonntag) sagte Adnan al-Dulaimi von der sunnitischen Konsensfront, es mehrten sich Klagen über Aktivitäten des iranischen Geheimdienstes in einigen irakischen Regionen.
Das am 15. Dezember gewählte kurdische Regionalparlament im Nordirak billigte indes am Sonntag die neue kurdische Provinzregierung. In der Regierung unter Regionalregierungschef Necirvam Barzani sind alle kurdischen Parteien vertreten, darunter prominent die Patriotische Union Kurdistans (PUK) des irakischen Staatspräsidenten Jalal Talabani und die Demokratische Partei Kurdistans (DPK) von Barzani. Die irakischen Kurden streben eine weitgehende Autonomie im irakischen Gesamtstaat an.