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Bush verstärkt Suche nach Bin Laden

Nach dem Motto „jetzt oder nie“ verstärken die USA in diesen Tagen die Suche nach dem Terrorpaten Osama bin Laden. Für Bush wäre die Festnahme eine sensationelle Wahlhilfe.

Dafür wurde das bisher im Irak eingesetzte Spezialkommando 121 in das afghanisch-pakistanische Grenzgebiet verlegt. Dort werden der El-Kaida-Chef und einige seiner Topgefolgsleute vermutet. Spionageflugzeuge und raketenbestückte „Predator“-Drohnen suchen die gebirgige Region mit Radar und Kamera-Augen ab. Schon in Kürze, so verlautet aus Militärkreisen, soll diese Spähaktion lückenlos sein:
nonstop 24 Stunden, bei Tag und bei Nacht.

Der Zeitpunkt ist günstig. In den Bergen beginnt der Schnee zu schmelzen. Das erleichtert den Zugang zu unwegsamen Pässen und Pfaden. Der irakische Exdiktator Saddam Hussein ist in US-Gewahrsam. Das setzt Kräfte frei, die im Frühling vergangenen Jahres im Irak gebunden waren.

Verwiesen wird auch darauf, dass sich der pakistanische Präsident Pervez Musharraf hilfsbereiter zeigt als je zuvor. Er fühle sich jetzt „bei weitem ernsthafter der Suche nach El-Kaida-Mitgliedern und Taliban an der Grenze verpflichtet“, zitiert die „New York Times“ US-Regierungskreise.

Über einen weiteren Grund für die verstärkte Suchaktion gerade zu diesem Zeitpunkt spricht man im Weißen Haus nicht öffentlich. Aber er liegt auf der Hand: Die Präsidentenwahl rückt näher, und für Bush wäre eine Gefangennahme Bin Ladens in den kommenden Wochen oder Monaten eine traumhafte Wahlhilfe.

Bushs demokratischer Herausforderer John Kerry bereitet sich offensichtlich schon jetzt auf das Dilemma vor, in das ihn ein im Wahljahr gefangener oder getöteter Bin Laden stürzen würde. Da er natürlich eine Ausschaltung des Topterroristen zu jeder Zeit begrüßen und als Bush-Erfolg anerkennen müsste, hat der Senator in jüngsten Wahlkampfreden schon vorsorglich einen anderen Kritikpunkt präsentiert. Bin Laden, so Kerry, sei schon vor zwei Jahren in den Tunneln von Tora Bora in greifbarer Nähe gewesen und dann auf Grund von Fehlern in Bushs Strategie entwischt.

Trotz pausenloser High-Tech-Luftaufklärung: Bis jetzt, so Zentralkommando-Chef John Abizaid, tappt man weiterhin im Dunkeln. „Wir wissen nicht, wo er steckt“, versichert der General angesichts immer häufiger werdender Spekulationen, nach denen man Bin Laden im Grenzgebiet eingekreist habe.

Pentagon-Chef Donald Rumsfeld reagierte unlängst sogar mit Verärgerung, als er von Journalisten nach den Chancen für eine Gefangennahme gefragt wurde. „Es passiert, wenn es passiert, und ich glaube nicht, dass wir näher dran oder weiter davon entfernt sind als zuvor.“ In der US-Presse wurde Rumsfelds Empfindlichkeit als Zeichen von Nervosität gewertet. Der Minister fürchte anscheinend, dass die Öffentlichkeit ihre Erwartungen zu hoch schraube und eine Enttäuschung dann Wählerstimmen kosten könne.

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