Der deutschstämmige Zoellick ist zur Zeit Vize-Vorsitzender bei der Investmentbank Goldman Sachs Group Inc. Er löst Paul Wolfowitz ab, der unter internationalem Druck im Zusammenhang mit einer Günstlingsaffäre zurücktreten musste.
Der Republikaner Zoellick, der noch vom Exekutivrat der Weltbank bestätigt werden muss, gilt in Washington als Mann der Mitte und Konsensbauer auf der internationalen Bühne. Der amerikanische Finanzminister Henry M. Paulson Jr. sagte, Zoellick sei die erste Wahl der Wirtschaftsminister rund um die Welt gewesen. Bob arbeitet nachweislich gut mit Kollegen und Staatsführern zusammen und bringt Ergebnisse, sagte Paulson in Washington. Er hat viel Energie und Enthusiasmus und verfügt über starke Management-Fähigkeiten.
Im Juni vergangenen Jahres hatte Zoellick seinen Posten im Außenministerium aufgegeben und wechselte zu Goldman Sachs. Er hat unter drei republikanischen Präsidenten gedient. Nach dem Terrorangriff vom 11.9.2001 war Zoellick die treibende Kraft beim Start der Doha-Runde der Welthandelsorganisation (WTO) und setzte sich für eine Beschleunigung der Handelsbeziehungen zwischen den USA und Afrika ein. Danach kümmerte er sich um die Aufnahme Chinas in die WTO. Auch an den Bemühungen um die Beilegung der Dauerkrise in der sudanesischen Provinz Darfur nahm er aktiv teil.
Diese Erfahrungen dürften ihm helfen, wenn er am 1. Juli die Zügel der Weltbank ergreift. Zoellick war in der Regierung Präsident George W. Bushs von Anfang an dabei. Zu Beginn von Bushs zweiter Amtszeit folgte Zoellick der früheren Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice in Außenministerium. Auf außenpolitischer Ebene hat sich Zoellick schon als junger Beamter hervorgetan.
In Deutschland ist er für die wichtige Rolle bekannt, die er bei der Wiedervereinigung spielte. Zusammen mit einem anderen Jungdiplomaten unter dem damaligen amerikanischen Außenminister James Baker hatte er den Zwei-Plus-Vier-Plan entworfen. Das ist der Staatsvertrag zwischen der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), der Bundesrepublik Deutschland und den vier Siegermächten USA, Großbritannien, UdSSR und Frankreich. Dieser wurde im September 1990 unterzeichnet und besiegelte das Ende des geteilten Deutschland.
Für seine Verdienste um Deutschland verlieh ihm die Alumni-Organisation Freunde der Freien Universität Berlin im April den Transatlantic-Bridge-Preis. In einer Grußbotschaft bezeichnete Baker Zoellicks Leistung als geniale Strategie, die eine vitale Rolle bei der friedlichen Beilegung des Kalten Krieges gespielt hat.
Niemand zweifelt an Zoellicks Bestätigung durch den aus 24 Mitgliedern bestehenden Exekutivrat. Seine Aufgabe wird anfänglich darin bestehen, das Vertrauen und die Glaubwürdigkeit der Institution wieder herzustellen und die Beziehungen des Management zu den Mitarbeitern und zu den Mitgliedsländern rund um den Globus zu verbessern. Ohne diese Voraussetzungen wird auch Zoellick Schwierigkeiten haben, innerhalb der nächsten drei Jahre knapp 30 Mrd. Dollar (22,2 Mrd. Euro) für die Finanzierung zinsloser Darlehen an arme Länder aufzutreiben.
Hierfür scheint Zoellick aber der richtige Mann zu sein. Dank seiner Tätigkeit im Außenministerium und zuvor als Handelsdelegierter und zuletzt bei Goldman Sachs hat er im Ausland enge Kontakte geknüpft. Ganz reibungslos wird der Übergang nicht sein. Etliche konservative Parteigänger Präsident Bushs sind verärgert über den Abgang von Wolfowitz, der 2005 die Führung übernommen hatte. Sie dürften weiter Druck ausüben, die Pläne von Wolfowitz weiterzuführen, nämlich die Verknüpfung der Kreditvergaben mit politischen Forderungen und den Kampf gegen Korruption. Die Bank vergibt jährlich Kredite im Volumen von 23 Mrd. Dollar. Als größter Beitragszahler bestellen die USA traditionell den Präsidenten.
In Napersvile (US-Staat llinois) aufgewachsen hat Zoellick ausschließlich Elite-Schulen besucht: Swathmore College (1971-75), danach die Harvard Law School und Kennedy School of Government. Finanziell wird er als Weltbankchef den Gürtel enger schnallen müssen. Wolfowitz hat 300.000 Dollar im Jahr brutto verdient. Das ist sicher ein Bruchteil des Betrags, den Zoellick bei Goldman Sachs mit nach Hause nimmt.