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Bush-Besuch: Aufruhr und Stillstand

Unmittelbar vor dem Besuch von US-Präsident George W. Bush haben Greenpeace-Aktivisten versucht, mit Booten in die Sicherheitszone auf dem Rhein vorzudringen und wurden gestoppt. In der Mainzer Innenstadt ist alles zu.

Wie Polizeisprecherin Heidi Nägel mitteilte, wurden zunächst gegen 08.00 Uhr Greenpeace-Mitglieder im Schiersteiner Hafen und damit auf der Wiesbadener Rheinseite gestoppt, als sich drei Schlauchboote zu Wasser lassen wollten.

Gegen 10.50 Uhr und damit zu einem Zeitpunkt, als Bush und der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder schon im Mainzer Schloss zusammengekommen waren, wurde laut Nägel ein weiteres Boot mit zwei Greenpeace-Aktivisten beim Versuch „abgefischt“, ein Schlauchboot am Rhein bei Mainz-Kastel und damit ebenfalls auf der hessischen Rheinseite zu Wasser zu lassen.

Einen Bericht des Münchner Nachrichtenmagazins „Focus“ von einer Sicherheitslücke auf dem Rhein wenige Minuten bevor die Autokolonne mit dem US-Präsidenten die Rhein-Brücke überquerte, konnte die Polizeisprecherin nicht bestätigen. Nach Angaben der Online-Ausgabe des Blattes war ein Boot auf die Rhein-Brücke zwischen Mainz-Kastel und Mainz zugerast und wurde erst in dem Moment von drei Polizeischiffen abgefangen, als der Autokonvoi über die Theodor-Heuss-Brücke fuhr. An Bord habe sich ein Anti-Bush-Demonstrant mit einem Protestplakat befunden.

“Entschuldigung, wir haben geschlossen.”

Eine lebendige Stadt hatte sich US-Präsident George W. Bush für seinen Besuch gewünscht, aber die Fastnachtshochburg Mainz ist am Mittwoch alles andere als das: Die Innenstadt ist praktisch ausgestorben, viele Geschäfte haben gar nicht erst aufgemacht.

„Hoher Besuch fordert seinen Tribut – wir haben am 23.2.05 geschlossen“, verkündet ein Schild an der Tür eines Badeartikel-Ladens in der Sicherheitszone. Der Kaufhof hat zwar offen, aber die Verkäuferinnen langweilen sich. „Heute müssen wir die Kunden suchen“, sagt eine Mitarbeiterin. Die Hälfte von denen, die dann doch kommen, sind Polizisten. Sie wärmen sich vom Schneetreiben draußen bei einem Kaffee oben in der Cafeteria. In einem Modegeschäft ein paar Häuser weiter hat sich dagegen noch kein einziger Kunde blicken lassen. „In der Stadt ist ziemlich tote Hose“, meint die Verkäuferin achselzuckend. Kaum jemand ist in der Fußgängerzone unterwegs, in den Schaufenstern spiegelt sich nur das Blaulicht der Streifenwagen.

Die Zone rund um das Kurfürstliche Schloss und den Landtag, wo sich der Bush-Besuch hauptsächlich abspielt, hat die Polizei zum Sperrgebiet gemacht. Alle paar Meter bewachen frierende Beamte die Sperrgitter, der Bundesgrenzschutz hat Schützenpanzer aufgefahren. Bis auf das Rotorengeräusch der kreisenden Polizeihubschrauber, vorbei fahrende Polizeiwagen und leise Gespräche der frierenden Polizisten ist es still. Selbst Anrainer haben Probleme, in die abgeriegelte Sicherheitszone vorzudringen. „Das ist eine Katastrophe. Ich war länger als eine Stunde unterwegs“, empört sich Ewald Krummeck, der in der Zone gerade ein Restaurant renoviert. Sein nicht weniger genervter Arbeiter kommt viel zu spät an, aber immerhin kommt er durch.

Auf den mehrere Stunden voll gesperrten Autobahnen im Rhein-Main-Gebiet ist das befürchtete Chaos ausgeblieben. „Es war ruhiger, als wir befürchtet hatten“, sagt ein Polizeisprecher. „Sehr viele Leute scheinen das Auto stehen gelassen zu haben.“ Andere mussten erst gar nicht arbeiten: Der Autobauer Opel in Rüsselsheim etwa ließ wegen der Bush-Visite zwei Schichten komplett ausfallen. Auch am Flughafen, der für die Landung Bushs gut eine halbe Stunde geschlossen wurde, gab es Behinderungen. Gut 90 Flüge wurden abgesagt oder verschoben – die meisten nach Angaben des Flughafens jedoch wegen schlechten Wetters.

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