Grund ist der mysteriöse Besuch eines Amerikaners, der vergangene Woche in ihrem Haus war und beim Zurückschwimmen im Inya-See verhaftet wurde. Damit habe sie die Bestimmungen ihres Hausarrests verletzt, so die Anklage.
Suu Kyi steht seit Jahren unter Hausarrest und darf keinen Besuch empfangen. Der 63-Jährigen, die wegen ihrer angeschlagenen Gesundheit vergangene Woche Infusionen erhielt, drohen nach Angaben ihres Anwalts drei bis fünf Jahre Haft. Die Europäische Union äußerte sich besorgt und forderte “erneut und dringend” die bedingungslose Freilassung Suu Kyis.
Die Oppositionsführerin war am frühen Morgen aus ihrem Haus abgeholt worden. Im Gefängnis wurde sofort der Prozess eröffnet und nach einer ersten Anhörung auf den kommenden Montag vertagt, wie ihr Anwalt Kyi Win sagte. Sie durfte das Gefängnis anschließend nicht wieder verlassen. Im Insein-Gefängnis werden viele politische Gefangene festgehalten. Nach Angaben von Entlassenen wird dort gefoltert.
Der Prozess sei ein abgekartetes Spiel der Behörden, um sicherzustellen, dass die Oppositionsführerin vor den für nächstes Jahr geplanten Wahlen nicht freikommt, sagte der Leiter der US-Kampagne für Burma, Aung Din. “Das zeigt auch die völlige Verachtung der Vereinten Nationen durch das Regime.” Die internationale Gemeinschaft habe immer wieder die Freilassung aller politischen Gefangenen gefordert, auch von Suu Kyi.
Suu Kyi war vergangene Woche bei einer Razzia mit mehr als 20 Polizisten bereits verhört worden. Vorausgegangen war die Festnahme des 53-jährigen Amerikaners John William Yettaw, der nach Angaben aus burmesischen Regierungskreisen zugegeben hat, im Haus von Suu Kyi übernachtet zu haben. Suu Kyi soll den Mann bei dem Verhör als Eindringling bezeichnet haben. Über den Mann ist wenig mehr als sein Name und sein Alter bekannt. Was er in dem Haus wollte, ist unklar.
Suu Kyi wird seit sechs Jahren in strikter Isolation unter Hausarrest gehalten. Nur ihre Haushälterin und deren Tochter dürfen dort übernachten. Sie erhält monatlich Besuch von ihrem Arzt. Der Arrest läuft am 27. Mai aus. In den vergangenen Jahren hat die Junta die Strafe jeweils wenige Tage zuvor verlängert.
Suu Kyi steht an der Spitze der Nationalliga für Demokratie, die 1990 die Wahlen gewann. Die Junta erkannte das Ergebnis nie an. 1991 erhielt Suu Kyi den Friedensnobelpreis. 13 der vergangenen 19 Jahre verbrachte sie unter Hausarrest, der letzte begann 2003. Damals überfielen Schergen des Regimes einen Konvoi mit Suu Kyi. 70 Menschen kamen ums Leben. Sie wurde daraufhin wegen Störung des öffentlichen Friedens angeklagt.
Die EU rief die Behörden in Burma auf, Suu Kyi freien Kontakt mit ihrem persönlichen Anwalt zu ermöglichen und eine sofortige medizinische Behandlung zu garantieren. Die Union sei sehr besorgt über den Gesundheitszustand der Friedensnobelpreisträgerin, hieß es in einer am Mittwochabend in Prag verbreiteten Erklärung der tschechischen EU-Ratspräsidentschaft. Die EU erinnere weiter daran, dass Suu Kyis Hausarrest, der unter klarem Bruch von internationalen Regeln verhängt worden sei, diesen Monat ausläuft.