In der Millionenmetropole Rangun regt sich weiter Widerstand gegen das Regime, das unbeeindruckt von internationalen Protesten die Massenfestnahmen fortsetzt. Zahlreiche Mönche und Novizen sind inzwischen in den Untergrund gegangen und finden Schutz in der Bevölkerung. Im UNO-Sicherheitsrat widersetzt sich die Vetomacht China jeder Verurteilung des brutalen Vorgehens der burmesischen Machthaber.
Wie die staatlich gelenkten Medien am Montag in großer Aufmachung berichteten, nahm die Regierung umfangreiche Schenkungen an Klöster vor. General Myint Swe, der Neffe von Juntachef Than Shwe, verteilte in rund fünfzig Klöstern in Rangun und Umgebung Geldgeschenke, Reis, Speiseöl und Arzneimittel, meldete die offizielle Zeitung The New Light of Myanmar. Schwere Misshandlungen friedlich demonstrierender Mönche durch die Sicherheitskräfte hatten große Empörung in der Bevölkerung hervorgerufen. Äbte hatten dazu aufgerufen, keine religiösen Zeremonien mehr für das Militär abzuhalten und von Soldaten keine Spenden in Empfang zu nehmen. Dies stürzte die Soldaten in schwere Gewissensnöte. Almosen an Mönche spielen im Buddhismus eine wichtige Rolle, weil sie als Mittel gelten, Verdienste für das nächste Leben zu erwerben.
Die Leitung der staatlich kontrollierten zentralen Religionsorganisation hatte Ende September ohne Erfolg versucht, die Teilnahme von Zehntausenden von Mönche an den Massendemonstrationen gegen die Militärdiktatur zu stoppen. Unter dem Militärregime wurden alle unabhängigen religiösen Organisationen verboten. Der Staatsrat für Frieden und Entwicklung, wie sich die Junta nennt, erkennt neun klösterliche Orden an; sie sind dem Staatlichen Koordinationsrat für Mönche unterstellt.
Nach Angaben von Aktivisten der Demokratiebewegung vom Montag werden Soldaten in Rangun nachts mit Steinen beworfen. Die Sicherheitskräfte hätten daraufhin in den vergangenen Tagen wiederholt Steinewerfer und in einigen Fällen auch deren Familienangehörige festgenommen. Zahlen wurden nicht genannt. Bei Razzien in Klöstern seien 18 Messer, eine Axt, Katapulte und eine Gewehrkugel gefunden worden, berichtete das Junta-Sprachrohr The New Light of Myanmar am Montag. Die Regierung drohte, Mönche zu bestrafen, die gegen das Gesetz verstießen. In einem Kommentar der offiziellen Zeitung hieß es, die selbst ernannten Aktivisten würden nach einer Festnahme als Kriminelle und nicht als politische Gefangene betrachtet. Nach Angaben der Zeitung befinden sich derzeit mindestens 135 Mönche in Haft.
Die drei westlichen Vetomächte im Weltsicherheitsrat – USA, Großbritannien und Frankreich – haben das brutale Vorgehen der Junta scharf verurteilt, doch hat ihr gemeinsamer Erklärungsentwurf wegen der Haltung Chinas und Russlands keine Chance, angenommen zu werden. Versuche, die burmesischen Machthaber wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen an den Pranger zu stellen, scheiterten bisher im höchsten UNO-Gremium stets am Widerstand von China und Russland. Peking bezeichnete die Niederschlagung der prodemokratischen Demonstrationen als innere Angelegenheit Burmas. Am Montag sind in New York Gespräche der 15 Ratsmitglieder zur Burma-Krise auf Expertenebene vorgesehen.
Die Junta hat am Montag Hoffnungen auf eine baldige Freilassung der seit vielen Jahren unter Hausarrest stehenden Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi gedämpft. Erst wenn eine neue Verfassung verabschiedet sei, könne den entsprechenden Forderungen nachgekommen werden, schrieb The New Light of Myanmar. Suu Kyis Nationale Liga für Demokratie (NLD) hatte 1990 allgemeine Wahlen (die vom Militär annulliert wurden) mit Vierfünftelmehrheit gewonnen.
In Japan ist am Montag der in Burma getötete Journalist Kenji Nagai beigesetzt worden. Familienangehörige, Kollegen und Exil-Burmesen gedachten des 50-Jährigen Reporters, der während der gewaltsamen Niederwerfung der friedlichen Proteste in Rangun von einem Polizisten erschossen worden war. Filmaufnahmen zeigen, dass der Mann aus nächster Nähe niedergestreckt wurde.