Bundesliga-Trainer sehen Rapid als ersten Salzburg-Jäger

Außenseiterchancen auf den Titel werden demnach auch der Wiener Austria eingeräumt. Topfavorit seien immer noch die Salzburger, darüber sind sich die Trainer einig. Acht von zehn Coaches nannten aber auch Rapid als Kandidaten. “Wir nehmen die Rolle des Salzburg-Verfolgers gerne an. Wir wollen aus dieser Position heraus sehr unangenehm sein”, versicherte der neue Rapid-Trainer Mike Büskens. Favorit sei aber erneut Salzburg. “Weil sie in der Lage sind, Ausfälle zu kompensieren. Sie sind breit aufgestellt”, erklärte der Deutsche.
Seinem Team werden aber gute Chancen eingeräumt – aus mehreren Gründen. Rapid hätte sich gut verstärkt, meinte Mattersburg-Coach Ivica Vastic. “Und mit dem neuen Stadion entsteht auch neue Euphorie. Mit den Fans im Rücken könnten sie auch ein ernsthafter Konkurrent sein.” Ähnlich sah das WAC-Kollege Heimo Pfeifenberger: “Ich tippe heuer ganz stark auf Rapid.”
Karl Daxbacher von Aufsteiger SKN St. Pölten sagte Salzburg, Rapid und Austria – in dieser Reihenfolge. “Aber ich würde Rapid zutrauen, dass sie Meister werden. Der Fußball, der in der Vorbereitung gespielt wurde, hat mich phasenweise beeindruckt.” Der neue Ried-Coach Christian Benbennek ergänzte: “Ich glaube, dass Salzburg auch durch den Aufstieg von Leipzig in Richtung Ausbildung geht für den Großbetrieb Red Bull, dass dadurch Rapid wieder mehr Chancen bekommen wird.”
Canadi: “Salzburg wird es schaukeln”
Neben Büskens nannte nur Sturm-Graz-Trainer Franco Foda die Salzburger als einzigen Titelfavoriten. “Red Bull mit ihren großen Möglichkeiten wird das schon schaukeln”, legte sich auch Altachs Damir Canadi fest. Salzburg-Trainer Oscar Garcia gab sich dagegen einmal mehr als Meister des Understatements. “Wir wollen uns insgesamt als Team verbessern und bis zum Ende um den Titel mitspielen”, erklärte der Spanier.
Dabei haben die Salzburger in den vergangenen drei Spielzeiten jeweils das Double geholt. In der Vorsaison betrug der Vorsprung auf Rapid am Ende neun Punkte. “Neben uns gehören Rapid, Austria und Sturm Graz für mich zu den Favoriten”, sagte Oscar. “Rapid hat ein neues, tolles Stadion und zudem, so wie Austria und Sturm, etliche gute neue Spieler im Kader. Und wir sollten auch auf die Admira nicht vergessen, die schon letztes Jahr sehr stark gespielt hat.”
Die Südstädter werden nach Platz vier von mehreren Trainern als mögliches Überraschungsteam gesehen. “Ich glaube, die Admira könnte sogar noch einen Schritt nach vorne machen”, sagte Vastic. “Sie sind jung und könnten von der Europa League profitieren.” Auch die Trainer der Wiener Großclubs nannten diesbezüglich die Admira. Man müsse aber abwarten, wie das Team mit der Doppelbelastung zurechtkomme, meinte Austrias Thorsten Fink.
Admira-Coach Oliver Lederer selbst erklärte die Austria zum Geheimfavoriten. “Die haben ihren Ballbesitzfußball noch einmal ein Spur dynamischer gestalten können”, begründete der Jungtrainer. “Wenn sie konstant über eine Saison Leistung bringen, traue ich ihnen zu, dass sie Red Bull Salzburg und Rapid unter Druck setzen.”
Viele haben Austria Wien auf der Rechnung
Immerhin fünf von zehn Trainern haben die Austria auf ihrer Titel-Rechnung. Fink gab sich ob der fehlenden finanziellen Ressourcen aber zurückhaltend. “Auch wenn es jeder Austria-Fan gerne hören würde, ich kann jetzt hier nicht von der Meisterschaft reden. Wir können ja nicht zaubern”, betonte der Deutsche. “Wenn man um die Meisterschaft mitspielen will, sollte man eigentlich noch ein bisschen investieren.”
Die Austria war 2013 der bisher letzte Meister, der nicht Salzburg hieß. “Wenn wir Erster werden, dann aber sicherlich als Außenseiter”, meinte Fink. Der Titel sollte kein Muss sein. Fink: “Für Rapid und Red Bull sollte es das Muss sein.” Ein direkter Konkurrent sei Sturm Graz. Fink: “Sturm ist keine Überraschung, wenn die oben spielen.”
Als möglicher Meisterschaftsanwärter wurden die Grazer, Titelträger von 2011, aber nur von Salzburgs Oscar genannt. Foda muss seine Mannschaft nach Platz fünf in der Vorsaison erneut umbauen. “Dieser große Kaderumbruch war nicht so geplant, das hat sich entwickelt”, erklärte der Sturm-Coach. Auf ein konkretes Saisonziel wollte er sich nicht festlegen.
Die Antworten der zehn Trainer der österreichischen Fußball-Bundesligisten in einer Umfrage, die die APA – Austria Presse Agentur vor der am Samstag beginnenden Saison 2016/17 durchgeführt hat, im Detail:
Fragen:
1.) Wer ist in der kommenden Bundesliga-Saison Ihr Titelfavorit und warum?
2.) Welches Team könnte Ihrer Meinung nach überraschen?
3.) Wie lauten die Saisonziele mit Ihrer Mannschaft?
4.) Wie zufrieden sind Sie mit den Transferaktivitäten Ihres Clubs?
5.) Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe dafür, dass das österreichische Nationalteam bei der EM in Frankreich hinter den Erwartungen geblieben ist?
6.) Wie bewerten Sie das spielerische Niveau der EM nach der Aufstockung auf 24 Teams?
Antworten:
Oscar Garcia (Red Bull Salzburg):
1.) “Neben uns gehören Rapid, Austria und Sturm Graz für mich zu den Favoriten. Rapid hat ein neues, tolles Stadion und zudem, so wie Austria und Sturm, etliche gute neue Spieler im Kader. Und wir sollten auch auf die Admira nicht vergessen, die schon letztes Jahr sehr stark gespielt hat.
2.) “Diese Frage kann ich nicht beantworten, ohne dass ich alle Bundesliga-Mannschaften gesehen habe. Wenn die Admira wieder vorne mit dabei wäre, wäre das für mich keine Überraschung. Nur aufgrund der Testspielergebnisse ist da keine Beurteilung möglich.”
3.) “Wir wollen uns insgesamt als Team verbessern und bis zum Ende um den Titel mitspielen. Und wir wollen auch in einem internationalen Bewerb mit dabei sein.”
4.) “Wir haben fünf Spieler abgegeben und fünf neue geholt, haben aber dennoch einen größeren Wettbewerb innerhalb der Mannschaft als in der vergangenen Saison. Weil alle Spieler laufend an ihre Leistungsgrenze gehen müssen, ist das gut für die sportliche Entwicklung.”
5.) “So ein großes Turnier erfolgreich zu spielen, ist nicht einfach. Alle Teams sind zumeist top vorbereitet, die Leistungsdichte ich hoch und alles wird schwieriger. Und natürlich ist es notwendig, Tore zu erzielen. Dem österreichischen Team ist das leider nicht gelungen, deshalb war man letztendlich chancenlos. Was dazu geführt hat, kann ich aus der Entfernung aber nicht beurteilen.”
6.) “Durch die von der UEFA durchgeführte Aufstockung haben viele kleinere Ländern, die es vielleicht anders nicht schaffen können, die Möglichkeit, bei so einem großen Turnier mit dabei zu sein. Ich persönlich finde es besser, wenn weniger Teams bei einer EM mit dabei sind. Deshalb war die Qualität nicht besonders hoch. So hat etwa sich Europameister Portugal als Gruppendritter für die nächste Runde qualifiziert und erst im Halbfinale des erste Spiel nach regulärer Spielzeit gewonnen.”
Mike Büskens (Rapid Wien):
1.) “Red Bull hat die Liga in den letzten Jahren dominiert. Von daher sind sie heuer auch wieder Favorit, weil sie in der Lage sind, Ausfälle zu kompensieren. Sie sind breit aufgestellt, sie sind qualitativ sehr hochwertig aufgestellt.”
2.) “Wir haben es gesehen: Admira. Die Admira hat in den vergangenen Jahren wahnsinnig viele Spieler herausgebracht, die über den Club den nächsten Schritt gemacht haben. Ihnen traue ich das wieder zu, aber man muss schauen. Altach hatte letztes Jahr eine hohe Belastung durch die internationalen Spiele, St. Pölten hat die Euphorie des Aufstieges, der WAC ist auch immer unangenehm zu spielen, Ried hat in den letzten Jahren auch immer gut performt. Es kann schon immer ein paar Überraschungen geben, wir wollen eine positive sein.”
3.) “Wir nehmen die Rolle des Salzburg-Verfolgers gerne an. Wir wollen aus dieser Position heraus sehr unangenehm sein.”
4.) “Wir haben im Bereich unserer Möglichkeiten sehr, sehr gut gearbeitet. Das Scouting bei Rapid ist außerordentlich gut und auch weitsichtig. Was uns natürlich wehtut, ist der Verlust von Flo Kainz, der in der vergangenen Saison wahnsinnig viele Scorerpunkte gesammelt hat, der richtig auch in der Lage war, Ergebnisse zu bringen.”
5.) “Dazu bin ich richtig, richtig weit weg. Man hat hinterher gelesen, dass es vielleicht im Team nicht richtig gestimmt hat. Österreich hat eine hervorragende Qualifikation gespielt, das hat für eine wahnsinnig hohe Euphorie gesorgt. Und dann hast du so ein Ergebnis wie gegen Ungarn, wo du gegen den Pfosten schießt in der ersten Minute. Das hätte den Knoten lösen können. Im Fußball gibt es halt nicht dieses Mittelmaß. Es gibt nur himmelhoch jauchzend oder zu Tode betrübt. Grundsätzlich kann man darauf stolz sein, wie sich diese Mannschaft entwickelt hat. Wenn ich mir anschaue, wo viele dieser Spieler spielen, dann hat sich der österreichische Fußball doch sehr, sehr gut entwickelt.”
6.) “Rudi Assauer hat einmal gesagt: Form schlägt Klasse. Das hat man auch bei der EURO erlebt. Wenn du vermeintlich gut bist, kannst es aber nicht auf die Wiese bringen, weil du vielleicht nicht den Spirit hast, weil du nicht die Form hast, dann können dich auch Fußball-Nationen schlagen, die vielleicht weniger Qualität haben. Ungarn, Waliser oder Isländer: Wie sie ihr persönliches Ego abgelegt haben, um dem Team zu helfen, das sind Faktoren, die bei der EURO bedeutend waren – aber nicht nur bei der EURO, die sind auch hier in der Bundesliga wichtig.”
Thorsten Fink (Austria Wien):
1.) “Red Bull Salzburg ist Favorit, Rapid ist auch als Konkurrent zu sehen. Wir müssen schauen, dass wir ein Stück weit besser werden, dass wir die Großen angreifen können.”
2.) “Sturm ist keine Überraschung, wenn die oben spielen. Sturm ist ein Konkurrent von uns. Auch bei der Admira wird hervorragende Arbeit gemacht. Sie entwickeln sich ständig weiter, aber man muss schauen, wie sie mit der Doppelbelastung umgehen, die Altach oder dem Wolfsberger AC im letzten Jahr nicht gutgetan hat.”
3.) “Auch wenn es jeder Austria-Fan gerne hören würde, ich kann jetzt hier nicht von der Meisterschaft reden. Wir können ja nicht zaubern. Ich glaube, dass es einiges zu verbessern gibt in diesem Jahr. Wir wollen in die Europa-League-Gruppenphase kommen. Das kann auch sehr schwierig werden. Und den Cup wollen wir auch holen. Wir wollen schauen, dass wir die Großen ärgern können. Wenn wir Erster werden, dann aber sicherlich als Außenseiter. Das sollte nicht das Muss sein. Für Rapid und Red Bull sollte es das Muss sein.”
4.) “Grundsätzlich bin ich zufrieden. Als Trainer will man seine Mannschaft immer möglichst früh zusammenhaben. Wir haben aber nicht so viel Geld, dass wir gleich alles zahlen können. Andere Vereine pokern, wir müssen warten. Stand jetzt ist, dass wir zwei Spieler geholt haben, ganz wenig Geld ausgegeben haben und junge Spieler hochgezogen haben. Die beiden Spieler, die wir verpflichtet haben, waren Wunschspieler von mir. Von daher bin ich froh, ich bin zufrieden. Wenn man um die Meisterschaft mitspielen will, sollte man eigentlich noch ein bisschen investieren.”
5.) “Man ist nicht mehr unbekümmert an die Sache herangegangen. In der Quali war das der Fall. Man hat sich zum ersten Mal selbst für eine EM qualifiziert. Da haben sie befreit aufgespielt. Bei der EM hatte ich das Gefühl, dass alle etwas erwartet haben und sie dadurch die Unbekümmertheit verloren haben. Das ist für mich der Hauptgrund. Dass sie besser spielen können, wissen wir auch.”
6.) “Für die kleinen Mannschaften ist es sicherlich schön gewesen, dass sie auch mal weitergekommen sind – Island oder Wales. Da rechnet man normalerweise nicht damit, dass sie in die K.o.-Runden kommen. Grundsätzlich ist es qualitativ besser, dass es dabei bleibt, dass immer nur zwei weiterkommen in der Gruppe. Starke Mannschaften sind schon relativ früh aufeinandergetroffen. Das geht besser.”
Oliver Lederer (Admira Wacker Mödling):
1.) “Titelfavorit ist naturgemäß Red Bull Salzburg, wobei ich glaube, dass einige Mannschaften imstande sind, näher heranzurücken. Speziell Rapid und Austria sehe ich absolut in einer ernsthaften Verfolgerrolle.”
2.) “Die Vorbereitung hat mir persönlich einen Geheimfavoriten gezeigt mit der Wiener Austria. Die haben ihren Ballbesitzfußball noch einmal ein Spur dynamischer gestalten können. Mir gefällt die Philosophie vom Thorsten Fink. Mit Felipe Pires haben sie einen Spieler dazubekommen, der zusätzlich für Dynamik und Speed im letzten Drittel sorgt. Wenn sie konstant über eine Saison Leistung bringen, traue ich ihnen zu, dass sie Red Bull Salzburg und Rapid unter Druck setzen.”
3.) “Wir wollen in erster Linie die in der vergangenen Saison gezeigten Leistungen bestätigen. Das, was wir gut gemacht haben, versuchen, noch einmal einen Schritt besser zu machen. Dann werden wir sehen, was nach 36 Runden herausschaut.”
4.) “Wir haben mit Schößwendter und Malicsek zwei Leistungsträger abgegeben. Die müssen wir jetzt erst einmal ersetzen. Aber erstens gibt es genug junge Spieler aus den eigenen Reihen, die das können, zweitens den Fabio Strauss, der schon in den Europa-League-Spielen bewiesen hat, dass wir absolut richtig gelegen sind. Mit Ante Roguljic haben wir noch einen Spieler dazubekommen, der in unsere Philosophie gut reinpasst.”
5.) “Die Erwartungshaltung ist aus dem Grund sehr hoch gewesen, weil wir eine überragende Qualifikation gespielt haben. Aber ich denke, dass es absolut positiv ist, dass wir uns einmal überhaupt sportlich qualifiziert haben. Jetzt gilt es einfach, die Erfahrungen zu sammeln, richtig zu analysieren und beim nächsten Großereignis schon die richtigen Schlüsse zu ziehen und dementsprechend besser abzuschneiden.”
6.) “Es hat schon offensivere Großereignisse gegeben, das muss man auch sagen. Viele kleinere Mannschaft haben ihr Glück in der Defensive versucht. Vielleicht ist der Modus schuld, das weiß ich nicht. Aber die Vergangenheit hat immer wieder gezeigt, dass auch kleine Mannschaften ihr Heil in der Offensive suchen können. Es wird auch wieder in die Richtung gehen.”
Franco Foda (Sturm Graz):
1.) “Favorit ist Salzburg, weil sie nach wie vor die besten Voraussetzungen haben, das beste Spielermaterial.”
2.) “Man hat in den letzten Jahren immer gesehen, dass es eine Überraschungsmannschaft gegeben hat. Die wird es auch in diesem Jahr geben. Aber wer das sein wird, kann ich nicht beurteilen.”
3.) “Im letzten Jahr hatten wir vor der Saison als Ziel Platz vier. Das haben wir knapp verfehlt. Dafür gab es auch Gründe. Zu diesem Zeitpunkt schon eine Prognose zu stellen, ist verfrüht. Aufgrund der vielen Umstrukturierungen innerhalb des Kaders ist es wichtig, so schnell wie möglich eine Mannschaft zu formen, die miteinander harmoniert. Wir müssen konstantere Leistungen bringen, das war im Vorjahr nicht immer der Fall. Die Chancenverwertung muss besser werden. Wir hatten die zweitmeisten Torchancen, haben aber zu wenige Tore geschossen. Die Defensive war stabil. Eine neue Mannschaft ist auch immer eine Chance. Vielleicht gibt es die eine oder andere Überraschung.”
4.) “Dieser große Kaderumbruch war nicht so geplant, das hat sich entwickelt. Mit den neuen Spielern bin ich zufrieden. Es waren auch einige Wunschspieler von mir dabei. Insofern sind es gute Spieler, die sehr gut zu uns passen, interessante Spieler. Einige neue Spieler haben schon Erfahrung, einige Entwicklungspotenzial. Ich glaube, die Mischung ist gut. Jetzt ist es die Aufgabe, sie so schnell wie möglich heranzuführen. Das ist auch ein Zeitfaktor. Ich bin aber überzeugt, dass wir das so schnell wie möglich hinbekommen.”
5.) “Das Problem war einfach, dass die Erwartungshaltung vor der EM extrem hoch war durch die Leistungen in der Qualifikation. Der Schöpf muss aber nur das 2:1 machen gegen Island, dann sind sie eine Runde weiter. Dann würden wir über etwas anderes reden. Ich habe das alles nicht so schlecht gesehen. Klar haben sie nicht so gespielt wie in der Quali. Jeder hatte sicher nicht dieselbe Form. In der Gruppe war aber alles sehr ausgeglichen. Gerade bei so einer EM entscheiden die Kleinigkeiten, die Details.”
6.) “Das hat nichts mit der Aufstockung zu tun. Bei nur drei Spielen geht es um sehr viel. Wenn man das erste verliert, ist man in der Gruppe schon hinten dran. Das hat man gemerkt. Die Mannschaften waren bedacht, das eigene Tor zu verteidigen. Portugal ist das ganz gut gelungen bis zum Ende des Turniers. In den K.o.-Spielen gab es schon auch das eine oder andere gute Spiel. Die Mannschaften, die viel Ballbesitz hatten, die eigentlich am besten gespielt haben, wie Deutschland oder im Finale Frankreich, sind ausgeschieden. Bei großen Mannschaften waren Spieler nach der langen Saison nicht so frisch, aber das ist ganz normal. Sicher war bei der WM das Niveau höher. Es wurde offensiver gespielt. Bei der EM hat man gesehen, dass alle toporganisiert sind und auch laufstark. Es waren alles enge Spiele.”
Heimo Pfeifenberger (WAC):
1.) “Für mich gibt es eigentlich drei. Topfavorit ist immer Red Bull, aufgrund des Budget und auch des Kaders. Aber Rapid und Austria haben es im letzten Jahr schon bewiesen, dass es enger werden könnte, wenn Red Bull schwächelt. Ich tippe heuer ganz stark auf Rapid.”
2.) “Es können alle überraschen in der Liga. Es ist alles möglich. Du darfst keine Schwächephase haben, sonst findest du dich hinten. Die Admira hat es auch bewiesen, dass man auch ganz vorne mitspielen kann. Ich glaube, dass es heuer wieder jemanden geben wird. Man kann nicht voraussagen, wer es sein wird. Ich wage keine Prognose.”
3.) “Wir wollen an die Leistungen, die wir im Frühjahr gehabt haben, anknüpfen. Wir wollen um die Plätze eins bis fünf fighten.”
4.) “Ich habe den Auftrag bekommen, den Kader ein bisschen zu verjüngen. Das haben wir sehr gut hinbekommen. Weh tut, dass uns Ouedraogo verlassen hat, dass auch Schmerböck zu Sturm zurückgegangen ist, weil die schon gut hineingepasst haben. Ich glaube aber, dass wir genügend Qualität haben auch bei den Neuen, dass wir wieder eine sehr gute Saison spielen können.”
5.) “Für mich eindeutig das erste Spiel. Da waren wir einfach überrascht, dass man das nicht gewonnen hat – auch mit Pech durch den Stangenschuss von Alaba. Dann wäre viel mehr Selbstvertrauen dagewesen. So ist es sehr hektisch geworden. An dem sind wir letztendlich gescheitert, dass wir uns viel zu viel aus der Ruhe haben bringen lassen nach der ersten Niederlage gegen Ungarn.”
6.) “Vom Emotionalen her habe ich es cool gefunden, weil auch die kleinen Nationen wie Island oder Wales eine super Rolle gespielt haben – auch die Fans der Iren oder der Nordiren. Von der Qualität her war die EURO für mich zu defensiv. Die Kleinen haben hinten die Räume eng gemacht und haben herausgekontert. Da haben wir schon bessere Turniere gesehen. Ich hätte vor der EM geglaubt, dass der Trend wieder mehr zum Offensivfußball geht. Das war absolut nicht der Fall. Auf der anderen Seite ist es aber auch gut, dass kleinere Nationen einmal ein bisschen eine Plattform bekommen.”
Christian Benbennek (SV Ried):
1.) “Red Bull Salzburg und Rapid Wien sind die Favoriten. Ich glaube, dass Salzburg auch durch den Aufstieg von Leipzig in Richtung Ausbildung geht für den Großbetrieb Red Bull, dass dadurch Rapid wieder mehr Chancen bekommen wird.”
2.) “Das lasse ich einmal offen. Ich hätte nichts dagegen, wenn wir positiv überraschen.”
3.) “Wir wollen zu Hause jedes Spiel gewinnen. Auch das wird uns wahrscheinlich nicht gelingen, aber es sollte unser Anspruch sein, vor unseren eigenen Fans für unseren Verein wirklich alles zu geben. Auswärts wollen wir uns deutlich verbessern. Darüber hinaus ist die Entwicklung der Mannschaft das Wichtigste für uns.”
4.) “Unsere Planungen sind soweit abgeschlossen, der Kader steht. Jede Neuverpflichtung hat ein enormes Potenzial, das wir aber erst abrufen müssen.”
5.) “Die Frage stellt sich nicht, wenn es im Spiel gegen Ungarn nach den ersten zehn Minuten 1:0 für Österreich steht. Dann läuft das ganze Turnier vielleicht alles. Es liegt auf so einem Niveau auch an Kleinigkeiten. Ich glaube schon, dass der Druck sehr groß war. Die Quali war überragend gespielt. Dann gilt es, wieder bescheiden zu sein und sich selber nicht als Großer zu fühlen in dieser Gruppe. Das war ein wichtiger Prozess und eine riesige Erfahrung für die nächsten Jahre. Grundsätzlich sehe ich den österreichischen Fußball viel besser, als er gerade in der Presse gemacht wird.”
6.) “Ich weiß nicht, ob es daran gelegen hat, dass das Niveau nicht so gut war. Die Vorrunde war jetzt nicht so überragend. Aber man muss einmal durchgehen, ob die Vorrundenspiele bei anderen Turnieren, auch bei Weltmeisterschaften, immer auf Topniveau waren. Das sehe ich nicht so. Es ist ähnlich wie bei der Champions League: Da schalte ich erst ab Viertelfinale, Halbfinale ein, dann ist wirklich Topniveau. Und Außenseiter, die ein Riesenturnier spielen, gab es auch in jedem Turnier vorher. Man muss nicht immer alles schlechtreden.”
Damir Canadi (SCR Altach):
1.) “Es ist kein Geheimnis, es sind die üblichen Verdächtigen wie Salzburg, Rapid und Austria. Red Bull mit ihren großen Möglichkeiten wird das schon schaukeln.”
2.) “Schwer zu sagen. Es ist immer eine Überraschungsmannschaft vorne dabei, vor zwei Jahren waren es wir, im vergangenen Jahr war es die Admira. Die Liga ist sehr eng, es gibt ganz enge Ergebnisse.”
3.) “Wir behalten unseren Plan bei: Uns in den nächsten drei bis fünf Jahren nach dem Aufstieg in der Liga zu etablieren, mit dem Abstieg nichts zu tun zu haben, den Verein infrastrukturell zu strukturieren. Es ist wichtig, dass das Sportliche und Wirtschaftliche Hand in Hand gehen. Das ist ohnehin eine Mammutaufgabe. Es gibt wieder für die Saisonviertel ein minimales Punkteziel. Das werden wir aber erst im Laufe der Woche festlegen.”
4.) “Wir haben viel Routine abgegeben, viele Junge mit großem Potenzial dazu geholt. Wie schnell sie das Potenzial abrufen werden können, und ob sie schon reif für die Bundesliga sind, wird man sehen.”
5.) “Grundsätzlich sollte diese Frage der Teamchef beantworten und dafür wird er auch bestimmt die nötigen Analysen tätigen. Ich denke auch, dass er das sehr gut analysieren wird. Für mich habe ich ein paar Dinge gefunden, die sehr parallel mit dem SCR Altach verlaufen. Etwas, das nach großen Erfolgen auch mit der Mentalität zu tun hat. Es ist oft nicht sehr leicht für ein paar Spieler große Erfolge dementsprechend zu verarbeiten. Der Sport ist dann doch kein Wunschkonzert.”
6.) “Es waren Underdogs dabei wie Wales und Island, die haben doch für Highlights gesorgt. Wie viele Menschen begeistert waren, hat man auch gesehen. Ich glaube, die Fans waren ein Traum und die Stimmung war toll. Für die Zuschauer draußen war es sicher nicht so spannend zuzusehen, weil wenige Tore gefallen sind. Aber für mich als Trainer waren taktisch sehr viele Dinge dabei, die man mitnehmen kann. Die werde ich aber nicht verraten, sondern in meiner persönlichen Weiterbildung für mich selbst verwenden. Herauszustreichen sind für mich die Schiedsrichterleistungen, die vom ersten bis zum letzten Tag sehr gut waren. Das war bemerkenswert, denn gerade ich bin einer, der immer sehr kritisch mit Schiedsrichterleistungen umgeht.”
Ivica Vastic (SV Mattersburg):
1.) “Weiterhin Salzburg, wobei sich Rapid auch gut verstärkt hat und mit dem neuen Stadion entsteht auch neue Euphorie. Mit den Fans im Rücken könnten sie auch ein ernsthafter Konkurrent sein.”
2.) “Ich glaube, die Admira könnte sogar noch einen Schritt nach vorne machen. Sie sind jung und könnten von der Europa League profitieren.”
3.) “Dass wir uns stabilisieren. Die letzte Saison hat gezeigt, dass wir zu große Schwankungen gehabt haben, und die wollen wir abstellen. Wir wollen konstanter werden und unsere Spieler und uns als Mannschaft weiterentwickeln.”
4.) “Wir sind zufrieden. Wir konnten die Mannschaft bis auf Manuel Prietl größtenteils halten. Wir halten an unserem Kader fest und hoffen, dass sich die Spieler weiterentwickeln.”
5.) “Die Euphorie und die Erwartungen waren aufgrund der Qualifikation groß. Aber man muss eine Qualifikation von einer Europameisterschaft unterscheiden, das ist etwas ganz anderes. Viele gute Leistungen haben wir zu Hause gebracht, wo die Fans die Mannschaft getragen haben. Ich will nicht sagen, dass das dort wenig war, aber es war nicht das Gleiche. Vielleicht sind wir zu locker, nicht mit der richtigen Spannung herangegangen, wie wir sie in der zweiten Halbzeit gegen Island gehabt haben. Das war in allen Spielen gefragt. Ein bisschen Pech war natürlich auch dabei.”
6.) “Ich glaube, dass es für den Fußball eine gute Werbung war. Ich sehe das positiv. Auch Ländern, die früher nicht teilgenommen haben, waren so dabei, und die Euphorie war sozusagen in ganz Europa verteilt. Ich glaube auch, dass Portugal ein verdienter Europameister ist. Man hat gesehen, wie alle Mannschaften taktisch gut vorbereitet sind, dadurch waren alle Spiele so eng. Auch Island war sehr erfrischend. Ich glaube, dass es mehr Positives gegeben hat, als dass man jetzt jammern müsste, dass alles schlecht war.”
Karl Daxbacher (SKN St. Pölten):
1.) “Red Bull Salzburg, Rapid und Austria – auch in der Reihenfolge. Aber ich würde Rapid zutrauen, dass sie Meister werden. Der Fußball, der in der Vorbereitung gespielt wurde, hat mich phasenweise beeindruckt.”
2.) “Da kann ich mir nur wünschen, dass es St. Pölten wird.”
3.) “In erster Linie wollen wir die Klasse halten. In zweiter Linie ist es bei zehn Mannschaften leicht möglich, wirklich weiter hinaufzukommen. Die Meisterschaft in der Mitte der Tabelle zu beenden, als Fünfter oder Sechster, das wäre schon ein Erfolg.”
4.) “Es ist fast noch zu kurz, das zu beurteilen. Wir werden sehen, wie stark die Neuzugänge wirklich sind. Es sind ein paar hoffnungsvolle Spieler darunter. Vielleicht holen wir noch ein oder zwei Spieler.”
5.) “Zum einen hat man schon in den letzten Vorbereitungsspielen das Gefühl gehabt, dass die Spieler nicht in Form sind. Und dass die Spiele knapp sein werden und vielleicht ein, zwei Aktion über Aufstieg oder Nicht-Aufstieg entscheiden werden, war klar. Wirklich enttäuschend war das Auftreten gegen Island in den ersten 20, 30 Minuten. Da hat die Mannschaft nicht so gewirkt, als ob sie gewinnen müsste. Natürlich hat man gemerkt, wie sich manche Spieler echt schwertun. Da hat die Lockerheit gefehlt, und das waren gerade die Schlüsselspieler, die natürlich auch kreativer sein sollten.”
6.) “Man hat manchmal das Gefühl gehabt, dass die Mannschaften, die als klare Außenseiter in ein Spiel gegangen sind, sehr defensiv, manchmal auch destruktiv gespielt haben. Die anderen Mannschaften haben sich dann sehr schwergetan, wenn ein Gegner so tief steht, die Räume komplett zumacht und wenig riskiert. Daher war die Attraktivität oft nicht gegeben. Am besten hat mir Deutschland gefallen. Portugal hat sehr, sehr passiv gespielt in vielen Spielen. Ob das jetzt mit der Anzahl der Mannschaften zu tun hat? Nicht unbedingt, weil es haben ja dann auch zwei Klassemannschaften oft sehr passiv gegeneinander gespielt.”