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Bundesliga: Geisterspiele können Anfang Juni starten

Grünes Licht für den Liga-Neustart der österreichischen Bundesliga.
Grünes Licht für den Liga-Neustart der österreichischen Bundesliga. ©APA/HERBERT PFARRHOFER
Grünes Licht für den erhofften Neustart der österreichischen Bundesliga: Wie Sportminister Werner Kogler und Gesundheitsminister Rudolf Anschober am Dienstag bei einem Pressetermin mit Liga und ÖFB erklärten, kann das wegen der Coronavirus-Pandemie ausgesetzte Oberhaus unter strengen Bedingungen Anfang Juni ohne Zuschauer fortgesetzt werden.

Mit der Genehmigung von Mannschaftstraining und in weiterer Folge Spielen ist die Basis für einen Neustart des österreichischen Profi-Fußballs gelegt. Wie am Dienstag bekanntgegeben wurde, sind ab Freitag Trainings mit direktem Körperkontakt erlaubt - etwa zwei Wochen später könnte es mit dem Cupfinale zwischen Red Bull Salzburg und Austria Lustenau losgehen.

Die Wiederaufnahme des Spielbetriebs in der Bundesliga ist dann für Anfang Juni geplant. Die zehn ausstehenden Runden plus das drei Partien umfassende Europa-League-Play-off sollen bis Ende Juli, also praktisch ausschließlich in englischen Wochen, über die Bühne gebracht werden.

Knackpunkt: Positive Corona-Tests

Knackpunkt war bis zuletzt die Frage, was im Falle eines positiven Coronavirus-Tests passiert. Hier kam das Gesundheitsministerium der Liga entgegen - es muss lediglich der Betroffene in Quarantäne. Alle anderen Personen des jeweiligen Clubs sind laut Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer "angehalten, zu Hause zu bleiben. Sie können, dürfen und sollen aber weiter zu den Trainings und den Spielen gehen."

Engmaschige Tests sollen weitere Infizierungen ausschließen oder zumindest soweit eindämmen, dass der Spielbetrieb aufrechterhalten werden kann. Vor dem ersten Mannschaftstraining müssen sich alle Akteure, also neben Spielern auch Betreuer, PCR-Tests unterziehen. "Sie können sich dann in ihrem Umfeld frei bewegen, trainieren und spielen, sind aber angehalten, ihre sozialen Kontakte zu minimieren", erklärte Ebenbauer.

Außerdem vorgesehen ist ein sogenanntes "Gesundheitstagebuch". Dies beinhaltet unter anderem tägliches Fiebermessen. "Wir haben die Rahmenbedingungen geschaffen, um dem Virus zu trotzen", sagte Ebenbauer.

Der Liga-Vorstand hob hervor, dass der Meisterschafts-Neustart mit einer wissenschaftlichen Studie begleitet wird. "Dadurch erhält man Daten, die der Allgemeinheit weiterhelfen können." Über die weitere Vorgehensweise und den genauen Terminplan beraten die Oberhaus-Vereine am Mittwoch auf einer Clubkonferenz.

Die Clubkonferenz der 2. Liga ging bereits am (heutigen) Dienstag über die Bühne. Eine Fortsetzung der zweithöchsten Spielklasse, bei der noch elf Runden ausständig sind, ist nicht ausgeschlossen. Bisher durfte von den 16 Clubs nur Cupfinalist Austria Lustenau in Kleingruppen trainieren, das könnte sich nun ändern. "Wenn die Voraussetzungen aus dem Präventionskonzept erfüllt werden, dann ja", sagte Ebenbauer zu einem möglichen Mannschaftstraining der Zweitligisten ab Freitag.

So wie der Bundesliga-Vorstand zeigte sich auch Austria-Sportvorstand Peter Stöger, Mitglied einer Bundesliga-Arbeitsgruppe, über die am Dienstag verkündeten Entscheidungen erfreut. "Uns ist klar, dass wir eine große Verantwortung haben, die wir mit diesem Konzept übernehmen. Wir könnten eine Vorreiterrolle haben, und der werden wir auch gerecht werden", versprach der Ex-Teamspieler.

ÖFB-Präsident blickt optimistisch in die Zukunft

ÖFB-Präsident Leo Windtner blickte ebenfalls optimistisch in die Zukunft, lobte die Zusammenarbeit aller Beteiligten und sprach von einem "effizienten Doppelpass mit den Ministern und den Damen und Herren der Beamtenschaft".

Die getroffenen Beschlüsse für die Bundesliga als "Flaggschiff des Clubfußballs in Österreich" (Windtner) sollen für den Breitenfußball und andere Mannschaftssportarten richtungsweisend sein. "Damit könnte ein Role Model entwickelt werden, das auch für andere Sportarten und Gesellschaftsbereiche anwendbar ist", meinte der Oberösterreicher.

Beim ÖFB als größtem Sportfachverband des Landes sind laut Windtner etwa 2.200 Vereine und 300.000 Spielerinnen und Spieler gemeldet - sie alle dürfen sich Hoffnungen auf eine baldige Rückkehr machen. Bereits vor einigen Wochen waren sämtliche Ligen unter den beiden höchsten Spielklassen abgebrochen worden. "Wir werden alles tun, dass die Meisterschaften im Herbst wieder starten können. Denn wenn ein noch größeres Loch zwischen Spielen ist, dann müssten wir von einem wirklichen Corona-Loch reden", betonte Windtner.

Wie lange sich das ÖFB-Nationalteam noch in der Warteposition befindet, lässt sich nach den Angaben des Verbandschefs nicht abschätzen. Zwar sei derzeit von der UEFA "ein Triple-Header im September" bestätigt, "es gibt aber keinen präsumtiven Fahrplan für den Herbst". Diesbezüglich erwarte man im Juni weitere Informationen. Das bisher letzte Länderspiel endete am 19. November des Vorjahres in der EM-Qualifikation mit einem 0:1 in Riga gegen Lettland.

Rapids Peschek sieht "zartes Licht am Ende des Tunnels"

Für Rapids Wirtschafts-Geschäftsführer Christoph Peschek ist das grüne Licht der Politik für Geisterspiele in der Fußball-Bundesliga ab Anfang Juni ein "zartes Licht am Ende des Tunnels". Wie Peschek in einer Aussendung der Wiener am Dienstag betonte, seien die Spiele ohne Zuschauer dem "erheblichen wirtschaftlichen Schaden" zum Trotz schlicht und einfach alternativlos.

Schließlich wäre der Verlust "bei einem Abbruch noch deutlich größer und mit massiven Folgeschäden verbunden", erklärte Peschek, der zugleich auf "baldige Umsetzung der angekündigten finanziellen Unterstützungsmaßnahmen" hoffte. "Der österreichische Fußball befindet sich wie vor in einem Überlebenskampf."

Freude auch bei Meister Salzburg

Auch bei Meister Salzburg verlieh man der Freude über die Restart-Möglichkeit Ausdruck. "Wir (...) freuen uns, dass das gemeinsam erarbeitete Konzept Anklang gefunden hat", erklärte Salzburgs Geschäftsführer Stephan Reiter in einer Club-Aussendung.

Sportdirektor Christoph Freund betonte, dass man sich "der großen Verantwortung und der Vorbildwirkung für den österreichischen Sport durchaus bewusst" sei und "alles dafür tun" wolle, um ihr gerecht zu werden. Routinier Zlatko Junuzovic ("Super, dass es endlich weitergeht") versprach, dass man dem Präventionskonzept getreu agieren werde: "Ich bin optimistisch, dass das kein Problem sein wird."

Österreichs Liga bei Restart in Europas Vorderfeld

Mit dem geplanten Restart Anfang Juni liegt Österreichs Fußball-Bundesliga gewissermaßen im europäischen Vorderfeld. Deutschland macht bereits am Samstag den Anfang, am 23. Mai folgt Ungarn. Ende Mai sind dann Tschechien, Dänemark, Polen und Portugal an der Reihe. Mit Ausnahme Weißrusslands hatten Mitte März sämtliche Ligen ihren Betrieb aufgrund der Corona-Pandemie eingestellt.

Von den Top-Fünf-Ligen hat Frankreich den Saisonabbruch bereits beschlossen. In England wird ebenso an der Rückkehr im Juni gearbeitet wie in den von Corona ebenfalls besonders schwer getroffenen Ländern Italien und Spanien. Insgesamt haben sich neben Frankreich einzig die Niederlande bereits für einen Abbruch entschlossen.

(APA/Red)

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