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Buffon wurde als Ersatz-Kapitän Del Piero vorgezogen

Im italienischen Fußball geht es meist hierarchisch zu. Daher meinte Genna­ro Gattuso (58 Berufungen) auch, dass nach dem Ausfall von Fabio Cannavaro ein gewisser Alessandro Del Piero die Kapitänsschleife hätte erhalten müsse.

Die Begründung: Der Juve-Stürmer, der auch mit 26 Treffern vor Bayerns Luca Toni (15 in allerdings nur 34 Einsätzen) in der Torschützenliste der italienischen EM-Teilnehmer führt, hätte mit 86 Länderspielen um vier mehr als sein Klubkollege Gianluca Buffon.

Der allerdings wohl entscheidende Unterschied: Der Tormann spielt sicher, Del Piero – wenn überhaupt – dann nicht vom Beginn, obwohl der TC Roberto Donadoni seine Squadra meist mit drei Stürmern antreten lässt. Der am Knöchel operierte Cannavaro hat immerhin schon 116 Mal das blaue Trikot getragen. Er wird ja – von UEFA-Präsident Michel Platini mit einer Extra-Akkreditierung ausgestattet – als moralische Unterstützung bei der Squadra bleiben.

Auch ohne Cannavaro beträgt der Länderspielschnitt der Squadra (Altersschnitt knapp 29 Jahre) 31,6 Begegnungen, obwohl es sechs “Ergänzungsspieler” zusammen nur auf insgesamt 26 Einsätze gebracht haben. Hingegen hat Gianluca Zambrotta 71 Spiele absolviert und Christian Panucci war auch schon 53 Mal dabei.

Gattuso: “Die EURO ist kein Selbstläufer”

Italiens Fußball-Nationalmannschaft bereitet sich in Ruhe, konzentriert und hart arbeitend auf ihr Auftaktspiel in der EURO-Gruppe C am Montag in Bern (20:45) gegen die Niederlande vor. Der regierende Weltmeister hat – wie es nach außen scheint – sogar den Schock-Ausfall seines Kapitäns Fabio Cannavaro so gut es ging verkraftet und weggesteckt. “Natürlich ist Fabio ein sehr wichtiger Mann für uns, innerhalb und außerhalb des Spielfeldes. Doch wir müssen nach vorne schauen”, erklärte Gennaro Gattuso am Donnerstag in der Casa Azzurri als Interviewpartner den versammelten Medienvertretern.

Der 30-jährige Gattuso ist einer von elf auch im EM-Aufgebot befindlichen Akteuren, die am 9. Juli 2006 im Berliner Olympiastadion nach einem 1:1 nach 120 Minuten Frankreich im Elferschießen mit 5:3 bezwangen und damit den vierten WM-Titel für Italien erkämpften. Nur eben Cannavaro sowie Totti und Iaquinta sind von den 14 Finalisten nicht mehr dabei. Daher ist für den routinierten Milan-Akteur (58 Länderspiele) auch die Kontinuität zu Deutschland 2006 gewahrt, umso mehr, als sich Roberto Donadoni von Marcello Lippi als Commissario Tecnico zumindest in einem Punkt sehr ähnelt. Für beide (wohl auch für das Gros der anderen italienischen Trainer) spielt die Taktik eine wesentliche Rolle.

Dass sein Teamchef, dessen Vertrag am Mittwoch bis zur WM 2010 (mit der für beide Seiten geltenden Ausstiegsklausel innerhalb von zehn Tagen) nach der EM unter Beschuss gerät, falls die EURO schief läuft, findet Gattuso normal: “Ein Trainer wird immer an den Ergebnissen gemessen.”

Neben der harten Arbeit sei vor allem der Teamgeist wichtig. “Er hat sich seit 2006 noch verstärkt”, findet Gattuso. Diesmal herrschten auch bessere Ausgangsbedingungen. Damals waren nämlich einige Akteure, u.a. von Juventus und Milan, durch die Bestechungsgeschichten nicht mit freien Köpfen nach Deutschland gekommen und hatten sich erst während des Turniers davon befreit. Und was das “Problemkind”, Sampdoria-Stürmer Antonio Cassano, betreffe, so gab es bisher keine Probleme, von einem kleinen Vorfall im Training abgesehen.

“Er lacht oft, und wenn es ihm gut geht, geht es uns auch gut”, meinte Gattuso, der im Mittelfeld Andrea Pirlo und Daniele De Rossi, die für ihn zu den Besten Europas zählen, besonders hervorhebt und sich auch von Alberto Aquilani beeindruckt zeigt. Was ihn selbst betreffe, so hoffe er auf einen Einsatz, “ich bin jedenfalls bereit, genau so stark wie vor zwei Jahren.” Viel Respekt bringt er auch Neo-Kapitän Gianluca Buffon (“an ihn kann man sich anlehnen”) und Luca Toni (“macht bei seinen Toren oft aus einem schwierigen Ball einen leichten wie er bei den Bayern bewiesen hat”) entgegen.

Die Niederlande (“vor allem stark im Mittelfeld und im Angriff”) und die Franzosen schätzt Gattuso offensiv stark ein, “aber das sind wir auch”. Von den Rumänen weiß er weniger, “aber sie haben Klassespieler wie Adrian Mutu”. Für ihn ist eine EURO von der Qualität her sowieso stärker als eine WM einzuschätzen. “Da spielen viele Akteure in der Champions League und die europäischen Mannschaften stehen auch taktisch über den südamerikanischen, auch wenn diese technisch stark sind”, begründete er seine Meinung.

“Dass wir Weltmeister und damit von Haus aus die Favoriten sind, müssen wir vergessen”, beschwört Gattuso auch seine Kollegen. “Denn die Euro ist auch für die Squadra alles andere als ein Selbstläufer.”

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