Bürgerinitiative entpuppt sich als Werbekampagne
Walter Sommer – “der Typ, der niemals schläft und fordert, dass alle öffentlichen Dienstleister rund um die Uhr arbeiten sollen” – stellte in den letzten Monaten einiges auf die Beine, um Aufmerksamkeit zu erlangen. Er veröffentlichte ein Nacktvideo, gab vor, eine Initiative zu leiten, die sich für längere Öffnungszeiten einsetzt und polarisierte damit bewusst. Sicherlich handelt es sich bei der Verlängerung von Öffnungszeiten um eine wichtige Diskussion, die geführt werden muss, aber vermutlich eher ungeeignet für eine Werbekampagne ist. Insbesondere für eine Hausverwaltung, die ja eigentlich für Vertrauen und Zuverlässigkeit stehen sollte. Vor allem für Personen, die selber in Dienstleistungsberufen tätig sind, handelt es sich um ein sensibles Thema. Über den wahren Hintergrund der Initiative wurde in einem Video am Mittwochabend informiert.
Vienna 24/7 als Werbekampagne einer Hausverwaltung
Über Facebook und seinen Blog rief der “Aktivist” zu Unterstützung auf und bekam diese auch – wenn auch in geringer Zahl. Seine Demonstration vor einem TV-Sender und ein Flashmob in der Innenstadt waren eher spärlich besucht. Die Reaktion der Unterstützer auf sein Enthüllungsvideo ist vor allem Erleichterung. Sie sind froh, dass dieser penetrant und präpotent auftretende Aktivist nicht echt ist und finden die Aktion eher lustig. Für die beworbene Hausverwaltung könnte die Kampagne aber auch nach hinten losgehen, denn für sie hatten die Unterstützer keine netten Worte übrig und begannen sich sofort über ihre schlechten Erfahrungen mit selbiger auszutauschen.
Walter Sommer war sicher keine Paraderolle für Joshua Grothe
Hinter “Walter Sommer” steckte der deutsche Schaupieler und Stuntman Joshua Grothe, der sich sicherlich nicht in seiner Paraderolle befand. Immerhin hat der Berliner schon in mehreren Kurzfilmen und auch in einem ZDF-Spielfilm mitgespielt. Sein unsicheres Auftreten vor der Kamera im Interview mit VIENNA.AT passte zwar zu dem etwas verplanten, aber hoch motivierten Aktivisten und wirkte nicht unsympathisch, kam jedoch nicht ganz stimmig rüber. Ganz anders war nämlich sein Auftreten im Kontakt mit den Medienvertretern: Forsch, aufdringlich und fordernd verkörperte er genau jenen Typ, der für die Vorurteile verantwortlich ist, die viele gegenüber Deutschen hegen. Wie viel davon echt und wie viel gespielt war, sei mal dahingestellt. Highlight seiner Karriere war die Rolle des Walter Sommers vermutlich nicht.
(SVA)