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Buchmesse in Turin: Israel als Schwerpunktland

Die Buchmesse in Turin, die am morgigen Donnerstag beginnt, ist in den Mittelpunkt einer scharfen politischen Auseinandersetzung gerückt. Linksradikale Parteien haben in Italien zum Boykott der fünftägigen Messe aufgerufen, da dieses Jahr Israel als Ehrengast eingeladen wurde.

Der Verband “Free Palestina”, eine Bewegung aus linksradikalen und globalisierungskritischen Aktivisten, forderte einen Boykott der Buchmesse. Die Einladung Israels sei unannehmbar. Israel sei ein “rassistischer Henker-Staat”, der “mehr denn je die Menschenrechte mit Füßen tritt”

Israel töte “die Identität, die Kultur und die Rechte des palästinensischen Volkes”, hieß es im Appell, der vom globalisierungskritischen Internetdienst Indymedia verbreitet wurde. Einige Schriftsteller aus Kuba und Venezuela erklärten, sie würden dem Boykott folgen und nicht an der Buchmesse teilnehmen.

Der Polizeichef von Turin verbot Protestdemonstrationen linksorientierter Gruppen anlässlich der Eröffnung der Buchmesse. “Wir werden dieses Verbot ignorieren und trotzdem protestieren”, sagte ein Sprecher von “Free Palestina”. Die Bewegung warf den Behörden vor, in Turin ein Sicherheitssystem wie bei einem G8-Gipfel zu planen, um ihren Protest zu verhindern.

Die linksradikalen Parteien und der ägyptische Schriftsteller Tariq Ramadan kritisierten vor allem den italienischen Staatschef Giorgio Napolitano, der als erster Präsident die Buchmesse eröffnen wird. Napolitanos Präsenz wurde von Ramadan, einem international renommierten Islamgelehrten, als “Fehler” bezeichnet. Damit erhalte die Buchmesse mit Israel als Schwerpunktland eine “politische Bedeutung”. Napolitanos Mitarbeiter wiesen die Kritik zurück. Es sei zwar legitim, Israels Politik zu kritisieren, aber nicht hinnehmbar, dessen Existenzrecht in Frage zu stellen.

Mehrere Linkspolitiker, darunter der Ex-Vorsitzende der oppositionellen “Demokratischen Partei” Piero Fassino, kritisierten den Boykottaufruf als “unverantwortlichen Akt”. Auch der israelische Botschafter in Italien, Gideon Meir, zeigte sich naturgemäß nicht sonderlich erfreut. “Einige Extremisten wollen protestieren, um Israel zu delegitimieren”, so der Botschafter.

An der 21. Buchmesse in Turin beteiligen sich Vertreter von 1.400 Verlagen, geplant sind 800 Treffen mit Schriftstellern. Zu den Stargästen der Buchmesse zählen Autoren wie Gore Vidale, Aarto Pasilinna und Arno Geiger. Mehr als 300.000 Besucher werden erwartet.

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