Bub im Lift erdrückt: Anklage gegen zwölf
Die Staatsanwaltschaft Wien klagt zweieinhalb Jahre später zwölf Personen wegen fahrlässiger Tötung unter besonders gefährlichen Verhältnissen an, berichteten die Salzburger Nachrichten am Mittwoch.
Juan Diego wurde in dem Aufzug im Wohnhaus seiner Eltern zwischen Fahrkorb- und Außentür erdrückt. Der Abstand zwischen Kabinen- und Außentür darf bei neuen Anlagen nur zwölf Zentimeter betragen. Beim Lift in der Wickenburggasse war er so groß, dass das Kleinkind eingeklemmt werden konnte.
Anlage illegal in Betrieb
Die Anlage sei illegal in Betrieb gewesen, sagte Ernst Kloyber, Sprecher der Staatsanwaltschaft, den SN. Der 100 Jahre alte, schwer sanierungsbedürftige Lift sei trotz ausständiger Baubewilligung umgebaut und, obwohl technische Mängel vorlagen, in Betrieb genommen worden.
Unter den Angeklagten befinden sich neben Mitarbeitern der Aufzugfirma Otis und der Hausverwalterin auch ein Magistratsbeamter und ein Mitarbeiter des Technischen Überwachungsvereins (TÜV) der kontrolliert, ob Aufzüge betriebssicher sind. Das hat der Mann laut Strafantrag verabsäumt.
Prozess im Herbst
Der Prozess soll frühestens im Herbst stattfinden. Bei einer Verurteilung drohen den Angeklagten Haftstrafen von bis zu drei Jahren.
Anklage auch gegen Mutter des Kindes
Angeklagt ist auch die Mutter des Kindes. Ihr wird vorgeworfen, die Aufsichtspflicht vernachlässigt zu haben. Sie hatte Juan und seinen älteren Bruder zum Aufzug gebracht und war zurück zur Wohnung gegangen, ihr drei Monate altes drittes Kind zu holen. Inzwischen dürfte Juans Bruder auf einen Knopf im Lift gedrückt haben. Die Anlage fuhr unten an und riss den Einjährigen mit.