Eigentlich brauchte Benno Scherrer gar nichts zu erzählen. Weder von seiner Liebe zum Holz noch von der Tischlerlehre in Übersaxen. Man kann das sehen. Wie einer ein Stück Holz anfasst, den Bohrer ansetzt, das Werkstück prüfend vor die Augen hält. Benno müsste auch nicht weiter erläutern, wie es ihm ergangen ist, als ihn die ÖBB nach langen Jahren in der Werkstätte Feldkirch vom Wageninnenausbau abzogen. Springer war er dann. Bis hin zum Wagenwaschen. Doch wer den Duft von frisch geschnittenem Holz in der Nase trägt, hält das nicht aus. Da hat er sich dann was anderes gesucht.
Ignaz gab den Ausschlag
Nun bliebe das eine recht normale Handwerkergeschichte. Wäre da nicht der Ignaz. Der ist ein Mann der ersten Stunde am Sunnahof in Göfis. Als die Lebenshilfe noch Rohbauten hochzog, stapfte der schon übers Feld. Ignaz ist ein Wäldar. Man könnte sogar sagen, an verdruckta Wäldar. Das nähme er einem nicht krumm. Vor allem aber stand er gerade am rechten Ort, als Benno Scherrer den Sunna-hof besuchte, der ja neben Landwirtschaft, Gastronomie und Gärtnerei auch eine Tischlerei beherbergen sollte. Ignaz kannte den Benno vom Krippenbaukurs her. Jetzt zwinkerte er ihm vielsagend zu und rief: Du, mir bruchen guate Lüt! So kams. Seit 2001 leitet Benno Scherrer die Tischlerei der Lebenshilfe am Sunnahof, wo 18 Betreuer und 79 Menschen mit Behinderung ihr Leben gemeinsam gestalten. Aber, wie erwähnt: Das hätte er alles nicht erzählen müssen. Es hätte genügt, im Windschatten von Benno Scherrer einmal da durch zu spazieren.
Vor allem menschlich
Man hätte auch ohne Erklärung das Wort bsundrig auf seinem T-Shirt gelesen. Silvana hätte zwei Tassen Kaffee serviert, den einen davon mit kleinem Fußbad. Isch a kle usgrunna, hätte sie erklärend hinzugefügt. Ignaz hätte beim Putzen der Kühlvitrine kurz innegehalten und über die Hittisauer und andere Wäldar philosophiert. Überall wäre ein wenig Zeit geblieben für das eine oder andere aufmunternde Wort, und so wäre man letztlich in der Tischlerei gelandet. Neugierig beobachtet und willkommen geheißen von 15 Augenpaaren. Das 16. ist gerade zu, weil Norbert sich auf einer Eckbank zusammengerollt hat und mützt. Das darf alles sein. Bedürfnisse haben ihren Platz. Trotzdem fertigen sie 400 Lattenkistchen und 100 Maurerkellen und 1630 Geschenks-Kisten und und und. Und lachen dabei und fluchen manchmal, setzen sich alle gemeinsam unter den Nussbaum, wenn es Ärger gab und vertrauen den rauschenden Blättern an, was die Gemeinschaft störte. Sie heißen Thomas Flatz, der fröhliche Bär und Almin Durakovic, an ghöriger Arbeiter. Und Benno Scherrer ist nicht nur ihr Chef, sondern vor allem der lustige Motivierer. Das alles hätte man erfahren ohne ein einziges Wort von Benno Scherrer. Der Sunnahof feiert heute sein zehnjähriges Jubiläum. Menschen wie Scherrer haben ihn aufgebaut.
Zur Person Benno Scherrer
Seit 2001 leitet er die Tischlerei am Sunnahof in Göfis Geboren: 28. November 1969 Ausbildung: Tischlerlehre Laufbahn: Tischlerei, ÖBB Wagenwerkstätte, Lebenshilfe Familie: verheiratet, fünf Kinde