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Brustkrebs: Therapie verbessert Überlebenschancen

Auch wenn in Zukunft mit dem kostenlosen Brustkrebs-Screeningprogramm in Österreich die Früherkennung verbessert wird, gibt es Bedarf für neue Therapien bei fortgeschrittenem Brustkrebs. Die EU hat hier vor kurzem ein Antikörper-Zytostatikum-Konstrukt zugelassen, das auch in solchen Fällen noch eine gute Wirkung zeigen kann, erklärten Experten am Donnerstag bei einem Hintergrundgespräch in Wien.


“Fortschritte in der Onkologie sind die Summierung kleiner Schritte. Die Sterblichkeit bei Brustkrebs hat in den vergangenen 15 bis 20 Jahren um bis zu 30 Prozent abgenommen. Bei sogenanntem HER-2-positivem Brustkrebs hat der monoklonale Antikörper Trastuzumab zu einer Revolution geführt. Statt ehemals zumeist sechs bis acht Monate ist die durchschnittliche Überlebenszeit auf um die vier Jahre (auch bei fortgeschrittener Erkrankung; Anm.) angewachsen”, sagte Günther Steger, Mammakarzinom-Programmchef an der Universitätsklinik für Innere Medizin I in Wien (Leiter: Christoph Zielinski), bei dem vom Pharmakonzern Roche organisierten Termin.

15 bis 20 Prozent der Frauen mit einem Mammakarzinom haben einen Tumor, bei dem auf der Oberfläche der bösartigen Zellen ein Rezeptor für einen Wachstumsfaktor (HER-2) massiv vermehrt gebildet wird, was das Wachstum und die Teilung der Zellen stark beschleunigt. Monoklonale Antikörper wie Trastuzumab (ergänzend auch Pertuzumab) blockieren diese Andockstellen. Steger: “Das hat die Mortalität dieser Patientinnen etwa halbiert.”

Trotzdem schreitet bei manchen dieser Frauen die Erkrankung fort. Für sie steht jetzt seit kurzem mit T-DM1 ein neues Behandlungsprinzip zur Verfügung. Es handelt sich dabei um den monoklonalen HER-2-Antikörper Trastuzumab, an den das ehemals wegen seiner extremen Toxizität nicht mehr weiter entwickelte Zellgift Emtansine angehängt ist. Der Antikörper bringt das Zytostatikum aber fast ausschließlich zielgenau in die Krebszellen hinein. Die Wirkung des Antikörpers und des Chemotherapeutikums werden so kombiniert.

Steger: “In einem Vergleich mit einer Behandlung mit dem Chemotherapeutikum Capecitabine und Lapatinib erhöhte sich dadurch der Zeitraum bis zum Fortschreiten der Erkrankung von 6,4 auf 9,6 Monate. Das war statistisch hoch signifikant.” Die Überlebensrate der Patientinnen betrug unter der neuen Therapie nach einem Jahr 85,2 Prozent, nach 24 Monaten 64,7 Prozent. In der Vergleichsgruppe waren es 78,4 und 51,8 Prozent. Gleichzeitig ist die Therapie mit T-DM1 offenbar mit wesentlich weniger Nebenwirkungen verbunden.

Christian Singer, Leiter des Zentrums für erblich bedingten Brustkrebs und Ovarialkrebs an der Wiener Universitäts-Frauenklinik: “Die Nebenwirkungen der alten Chemotherapie sind nach wie vor sehr belastend und stigmatisierend. (…) Patientinnen, die früher nur eine kurze Überlebenszeit hatten, haben jetzt mit den neuen Therapien eine Überlebenszeit über Jahre hinweg.” Steger berichtete von einer Mammakarzinom-Erkrankten, die trotz immer wieder auftretender Rückfälle schon elf Jahre lang behandelt werden konnte – in den vergangenen drei Jahren mit komplettem Verschwinden des HER-2-positiven Brustkrebsleidens.

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