Nach seiner Rückkehr aus Brüssel werde er die Lage neu prüfen und entsprechende Schritte einleiten, sagte Erdogan nach türkischen Medienberichten.
Erdogan hatte vergangene Woche die Verabschiedung einer Strafrechtsreform gestoppt, weil der islamistische Flügel seiner Regierungspartei AKP ein Gesetz zur Bestrafung von Ehebrechern einfügen wollte. Die EU sieht die Verabschiedung der Reform als Voraussetzung für den baldigen Beginn von Beitrittsverhandlungen mit der Türkei.
Neben Erdogan zeigten sich auch andere führende AKP-Politiker versöhnlich. Der stellvertretende AKP-Chef Dengir Mir Mehmet Firat sagte dem Fernsehsender CNN-Türk, seine Partei werde nicht wegen des umstrittenen Ehebruch-Gesetzes auf das Ziel der EU-Mitgliedschaft verzichten. Nach Angaben aus der AKP könnte das türkische Parlament nach Erdogans Rückkehr aus Brüssel schon in den nächsten Tagen zu einer weiteren Sondersitzung zusammengerufen werden, um die Strafrechtsreform zu verabschieden.
Erdogan, der am Mittwochabend nach Brüssel flog, wird bei seinen Gesprächen am Sitz der EU unter anderem von dem für das türkische Religionsamt zuständigen Minister Mehmet Aydin begleitet, einem Islam-Experten. In letzter Minute entschloss sich Erdogan, auch Justizminister Cemil Cicek zu den Gesprächen mitzunehmen. Die türkische Delegation wurde noch am Donnerstagabend in der Türkei zurückerwartet.