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Britische Thronfolge: Mehr Rechte für Prinzessinnen

Söhne sollen in Zukunft gegenüber Töchtern nicht mehr bevorzugt werden.
Söhne sollen in Zukunft gegenüber Töchtern nicht mehr bevorzugt werden. ©EPA
Die Pläne zur Änderung der britischen Thronfolgeregelung hin zu mehr Rechten für Prinzessinnen sind einen entscheidenden Schritt vorangekommen. Die 16 Länder des Staatenbundes Commonwealth, die die britische Königin Elizabeth II. als Staatsoberhaupt haben, haben sich am Freitag bei einem Treffen im australischen Perth für eine Änderung des über 300 Jahre alten Gesetzes entschieden, das die Thronfolge regelt.

Bisher wurde automatisch der erste Sohn eines Königspaares zum nächsten Thronfolger, egal, wie viele ältere Schwestern er hatte. Dahinter rückten die weiteren Söhne auf, Töchter konnten nur auf den Thron, wenn es keine Söhne gab. In Zukunft soll es diese Bevorzugung der Söhne nicht mehr geben.

Konkret heißt das: Sollte das erste Kind von Prinz William (29) und seiner Frau Catherine (29) ein Mädchen werden, hätte dieses auf jeden Fall Anspruch auf den Thron. Unter dem alten Gesetz wäre ein möglicher jüngerer Bruder sowie dessen Kinder in der Reihenfolge vor seine ältere Schwester gerückt.

Bis nach Elizabeth erneut eine Frau Großbritanniens Staatsoberhaupt werden könnte, wird aber wohl noch Zeit vergehen. Zunächst müssen zahlreiche juristische Feinheiten geklärt werden, bis das Gesetz tatsächlich in Kraft tritt. Zudem wird der nächste König der derzeitigen Thronfolge nach Prinz Charles (62) werden, darauf folgt dessen Sohn William. Und vielleicht wird das erstgeborene Kind von William und Kate ohnehin ein Bub.

Die bei dem Gipfel vertretenen Commonwealth-Mitgliedsstaaten, darunter Großbritannien, Kanada und Australien, einigten sich außerdem auf eine weitere zeitgemäße Anpassung der Gesetze. Durfte ein Mitglied der britischen königlichen Familie seit der “Act of Settlement” 1701 keinen Katholiken heiraten, ohne seinen Anspruch auf den Thron zu verlieren, soll dies in Zukunft möglich sein. Der Monarch selber aber muss weiterhin Protestant bleiben, da er auch der anglikanischen Church of England vorsteht.

Der katholische Erzbischof von Westminster, Vincent Nichols, begrüßte diese Änderung am Freitag, die eine “ungerechte Diskriminierung” der Katholiken beende. Das “Katholikenverbot” im britischen Königshaus war ursprünglich eingeführt worden, um die Rückkehr der katholischen Nachkommen des 1688 gestürzten Königs Jakob (James) II. Stuart, eines Katholiken, auf den Thron des protestantischen England zu verhindern.

Premierminister David Cameron, der die Entscheidung beim Commonwealth-Treffen bekanntgab, sagte, die alten Regularien passten einfach nicht mehr “zu den modernen Ländern, die wir geworden sind”. Die Änderungen der Thronfolgeregelung werden seit Jahren diskutiert. Die Hochzeit von William und Kate im April dieses Jahres hatte die Diskussion erneut befeuert.

In ihrer Eröffnungsrede sagte Elizabeth II., das Treffen verspreche, neues Leben in den Commonwealth zu bringen. Die australische Ministerpräsidentin Julia Gillard sagte, die Welt habe sich verändert, und auch eine weise Institution ändere sich. Mit Reformen wollen die Gipfel-Teilnehmer den Commonwealth für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts fit machen.

Zudem denkt der Staatenbund nach Angaben des Generalsekretärs Kamalesh Sharma darüber nach, einen unabhängigen Kommissar für Menschenrechte zu ernennen. Ob die Mitglieder des Commonwealth dem zustimmen würden, war jedoch ungewiss. Australischen Presseberichten zufolge könnte das Projekt an der Ablehnung Indiens und Südafrikas scheitern.

Die britische Königin ist unter anderem Staatsoberhaupt von Australien, Kanada und Neuseeland sowie einiger kleinerer Staaten in der Karibik und im Pazifik. Die übrigen der 54 Mitgliedstaaten des Commonwealth haben eigene Staatsoberhäupter und sind deswegen nicht an der Abstimmung über die britische Thronfolge beteiligt. (APA)

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