Britin verlor Erinnerung an 16 Jahre
Seitdem Taylor im Alter von 16 Jahren gestürzt ist, kann sie sich an fast gar nichts mehr erinnern, das davor passiert ist, wie “The Sun” berichtet. Da sie am Ehlers-Danlos-Syndrom und an einer Nervenstörung leidet, ist sie besonders anfällig für Blackouts. Und eben während eines solchen ist sie auch gestürzt und mit dem Kopf auf einer Badewanne aufgeschlagen, worauf sie nahezu alle ihre Erinnerungen verlor.
Wie ein kleines Kind
Zwar hat sie ihre Eltern Jane (52) und Steve (50) und ihre beiden Schwestern Ashley (21) und Becky (20) nach dem Sturz wiedererkannt, wusste aber nichts mehr über ihre Familie. Alles, was für die meisten Menschen selbstverständlich ist und mittlerweile ganz automatisch abläuft, wie beispielsweise Schuhe binden, mit Messer und Gabel essen oder schreiben, musste die 18-Jährige wieder neu erlernen. Sie fühlte sich dabei wie eine Außerirdische. Ihre Mutter Jane konnte kaum fassen, was mit ihrer Tochter passiert war. “Als sie aufwachte und sich an nichts erinnern konnte, dachte ich, so etwas passiert doch sonst bloß im Fernsehen”, erzählt sie. Taylor wusste zwar, was es bedeutete, hungrig zu sein, zeigte sich aber sehr verwirrt, als man ihr ein Sandwich anbot, da sie nicht mehr wusste, was das ist. Auch an Feiertage oder Geburtstage konnte sie sich nicht mehr erinnern. So verletzte sie sich einmal beim Griff in den Backofen, weil sie keine Ahnung mehr hatte, dass das ihre Haut verbrennen würde.
Abenteuer Supermarkt
Glücklicherweise war Taylors Gehirn nicht weiter beschädigt, sodass sie wieder ganz normal sprechen konnte. Allerdings kannte sie viele Wörter nicht mehr und musste einiges nachschlagen. Aufgeregt erzählt sie von einem Besuch im Supermarkt: “Ich hatte großen Spaß im Laden, da alles neu für mich war. Also fragte ich meine Mum die ganze Zeit, was dies und jenes sei und ob es mir früher geschmeckt hätte.” Feiertage wie Weihnachten verwirrten die junge Britin hingegen eher, weil sie nicht verstehen konnte, wieso plötzlich ein Weihnachtsbaum im Wohnzimmer stand. Am Anfang war sie sehr aufgebracht über ihre Situation und machte eine sehr harte Zeit durch, weil ihr ständig geholfen werden musste und sie nichts alleine hinzubekommen schien. Taylor war so frustriert, dass sie das Haus gar nicht mehr verlassen wollte – aus Angst, jemandem zu begegnen, den sie eigentlich erkennen sollte. Schließlich rang sie sich zu einer Therapie durch und ging auch wieder zur Schule. “Es war schrecklich, wieder in die Schule zurückzukehren. Überall Leute, die dich mit Fragen bombardieren, weil sie dich kennen, aber für dich sind sie total fremd”, erinnert sie sich.
Vielversprechender Neustart
Mittlerweile hat sich die junge Frau sehr weiterentwickelt und ihr Leben in den Griff bekommen. Früher hat sie in der Schule immer sehr gute Noten gehabt und nun immerhin in sieben Fächern das “General Certificate of Secondary Education” erhalten, was etwa dem deutschen Realschul-Abschluss entspricht. Eine beachtliche Leistung, wenn man bedenkt, dass sie gerade einmal drei Monate vor dem Abschluss in die Schule zurückgekehrt ist und zu dieser Zeit nichts mehr vom Schulstoff wusste. Nun studiert Taylor im Medien-Bereich auf einem College und arbeitet sogar nebenher. Den Führerschein hat sie auch schon, dazu auch ein erfülltes Sozialleben. Mit ihrem Unfall und der Tatsache, immer noch nicht alle Wörter der englischen Sprache und alle Menschen von früher zu erkennen, geht sie bereits viel entspannter um. Ab und zu kehren sogar Erinnerungen zurück. “Vor Weihnachten war ich in einem Geschäft und habe dort ein Parfum gerochen, das ich sofort mit meiner Mum in Verbindung gebracht habe – und tatsächlich trug sie es in meiner Kindheit”, freut sich die junge Studentin. Ein anderes Mal überkam sie beim Fernsehen die Erinnerung an einen Familienausflug an der Küste. “So etwas passiert ihr mittlerweile öfter und sie freut sich immer sehr, wenn sich herausstellt, dass es nicht bloß ein Traum war”, erzählt Taylors Mutter Jane und erklärt weiter: “Schaut sie sich aber alte Fotos an, rührt sich bei ihr gar nichts.”
Ungewisse Zukunft
Die Ärzte können zurzeit nicht sagen, ob Taylor jemals wieder all ihre Erinnerungen zurückbekommen wird. Im Internet gibt es Jane zufolge zwei ähnliche Fälle. Bei einem Mädchen kam das Gedächtnis nach drei Jahren wieder vollständig zurück, während sich eine zweite Frau nie vollständig erholt hat. Das ist für Taylor aber nicht weiter schlimm, denn sie hat sich mittlerweile gut an ihr Leben gewöhnt und klammert sich auch nicht mehr so stark an die Hoffnung, dass ihr Erinnerungsvermögen zurückkehren möge. Ihre Eltern Steve und Jane sind sehr stolz darauf, was ihre jüngste Tochter in den letzten zwei Jahren geleistet hat. Taylors Traum ist es, bald eine Universität zu besuchen und vielleicht sogar alleine zu leben. Auf jeden Fall ist sie zuversichtlich: “Ich habe in den letzten zwei Jahren so viele neue Erinnerungen gesammelt und freue mich schon auf die, die noch kommen werden.” (VOL.AT)