Warten auf das Christkind. Morgen beginnt es wieder, wenn das erste Türchen am Adventkalender geöffnet werden darf. Auch Maria Repolusk hat einen Adventkalender. Aber es ist ein ganz besonderer. Er enthält 24 Weihnachtsbriefe, die sie in ihrem schon langen Leben schrieb. Gebunden zu einem Buch, das Menschen Hilfe oder Freude sein soll.
Kleiner Schwindel
Die alte Dame freut sich wie ein Schneekönig, als ihr Andreas das erste Exemplar in die Hand drückt. Schön ist es geworden. Wirklich schön , sagt die 81-Jährige immer wieder und blättert versonnen durch die Zeit. Am Brief vom Christkind an Eva bleibt die rüstige Wolfurterin hängen. Sie beginnt zu erzählen, von damals, als das kleine Mädchen ganz aufgeregt die Oma anrief, um ihr zu sagen, dass sie einen Brief vom Christkind bekommen habe. Und mit ernster Stimme anfügte: Wenn er nicht vom Himmel abgestempelt worden wäre, hätte ich geglaubt, du hättest ihn geschrieben.
Maria Repolusk schmunzelt. Natürlich spielte die Oma den himmlischen Briefträger. Dafür kreierte sie sogar Marke und Stempel. Heute ist Eva dreißig und kann über den kleinen Schwindel herzlich lachen.
Weihnachten
Für Maria Repolusk ist es die schönste Zeit im Jahr. Auch das Buch wollte sie schon lange schreiben. 24 Weihnachtsbriefe sollten es werden. Eben einem Adventkalender gleich. Briefe für dich und dich , nennt es die spätberufene Autorin. Schon ihr vor 16 Jahren verstorbener Mann Tone drängte sie immer wieder, es zu tun. Doch erst Neffe Andreas schaffte es, die Tante zu Taten zu bewegen. Denn mit dem Buch soll gleichzeitig ein von ihm betreutes Hilfsprojekt für Kinder unterstützt werden, die an einer unheilbaren Stoffwechselerkrankung leiden.
Eine kleine Macke
Dass die Briefe überhaupt noch existieren, ist einer kleinen Macke von Maria Repolusk zu verdanken. Denn bevor sie einen Brief abschickt, schreibt sie die Rohfassung in ein Buch. Erst wenn da alles passt, bringt sie den Entwurf ins Reine. So sammelte sich Brief um Brief an. Doch Molers Marile schrieb und schreibt nicht nur an andere, sondern auch an sich selbst. Die einsame Mutter ist so ein Brief. Darin hat sie sich über ihre eigene Situation Gedanken gemacht. Man muss zuerst etwas selbst erleben, um anderen Trost geben zu können , sagt sie. Maria Repolusk hofft, das mit ihren ganz persönlichen Weihnachtsbriefen zu erreichen. Dann bin ich glücklich.
ZUR PERSON
Maria Repolusk Geboren: 12. März 1925 in Alberschwende Wohnort: Wolfurt, verwitwet, 3 Kinder, 5 Enkel und 1 Urenkel Hobbys: Malen, Lesen, Schreiben, Träumen