Es sind Briefe von den Schlachtfeldern des Zweiten Weltkrieges, wie sie Soldaten einst in großer Zahl an ihre Familien schickten. Gekauft hat sie der englische Sammler Peter Greenway. Unter Militaria-Freunden gelten die druckechten Hakenkreuze, Reichsadler nebst Ortsstempel auf den Umschlägen als begehrte Stücke. Doch Greenway erwarb das Bündel, wie er sagt, weil er es den Eigentümern zurückgeben wollte.
Der Soldat Walter Banz schrieb die meist nur wenige Seiten umfassenden Nachrichten Anfang bis Mitte der vierziger Jahre an seine Familie in Trier, Ortsteil Ehrang, Adolf-Hitler-Straße 132. Es sind so viele Briefe – mit einem Foto von Banz samt Kameraden, mit Schilderungen des Soldaten-Alltags sowie Auszügen aus seinem Soldbuch, es gibt Nachweise von Aufenthalten in Lazaretten”, berichtet Greenway.
Schwester will die Briefe nicht
Der 52-Jährige hatte gehofft, Banz die Briefe zurückgeben zu können. Doch seine in Köln lebende 84 Jahre alte Schwester erzählt, ihr Bruder sei schon vor ein paar Jahren gestorben. Obwohl sie in den Briefen ausdrücklich angesprochen wird, mochte sie Greenway den unerwarteten Fund nicht abnehmen, obwohl der Engländer kein Geld dafür haben wollte. Die Zeiten sind vorbei, warum denn jetzt wieder mit diesen alten und zum Glück vergessenen Geschichten anfangen”, sagt die Seniorin. Kontakt zu ihrem Bruder, der sich nach dem Krieg als Steuerberater in Höhr-Grenzhausen im Westerwald niederließ, habe sie kaum gehabt.
Sohn: “Er hat nie darüber erzählt”
Doch Greenway ließ nicht locker, machte den Sohn von Walter Banz ausfindig und schickte dem 56-jährigen Detlef Banz den Packen Briefe per Luftpost in das baden-württembergische Bretzfeld. Mein Vater hat fast nie über den Krieg gesprochen”, erinnert sich der Sohn, der als Familientherapeut immer wieder mit Konflikten zu tun hat, die er auch auf schmerzhafte Erfahrungen im Krieg zurückführt. Da ist man als Therapeut nun ganz unerwartet selbst betroffen”, meint der Vater zweier Kinder. Banz will das unerschlossene Kapitel Familiengeschichte nun mit seinen beiden Geschwistern aufarbeiten.