Brief gegen Diskriminierung: "Kurz wollte zuerst nicht unterzeichnen"

Noch bis Sonntag dauert die Pride Week in Vorarlberg. Als Sprecher der NEOS für die Themen Integration, Sport, Jugend und LGBTIQ* wird Nationalratsabgeordneter Yannick Shetty am Donnerstag in Bregenz zugegen sein.
Nachdem die UEFA am Mittwoch beim Spiel Deutschland gegen Ungarn in München die Regenbogen-Beleuchtung untersagt hatte, spricht der LGBTIQ* -Sprecher der NEOS bei "Vorarlberg LIVE" über die Wirkung dieser Message.
Yannick Shetty bei Vorarlberg LIVE - das ganze Interview zum Nachsehen
"Das Gute an dieser Sache ist: Das Ziel von Viktor Orbán ist nicht aufgegangen. Es wurde so viel berichtet wie nie zuvor - insofern ist es positiv zu betrachten. Wenn aber die Kommission es als 'eine Schande' bezeichnet, dann müssen auch Taten folgen. Schön ist, dass eine unglaubliche Aufmerksamkeit und Solidarität auf das Thema gelenkt wurde", beurteilt Yannick Shetty den Eklat bei der Fußball-EM.
Die ganze Vorarlberg LIVE-Sendung zum Nachsehen
Shitstorm für die UEFA
Am darauf folgende Tag tauchte die UEFA ihr Logo allerdings in Regenbogenfarben, was einen massiven Shitstorm in Sozialen Medien auslöste. Shetty spricht dabei von "Pinkwashing": "Man kann nicht einfach nur so tun als ob. Am einen Tag setzt man bewusst ein politisches Statement, indem man die Regenbogen-Beleuchtung untersagt, und am nächsten Tag färbt man das Logo in Regenbogenfarben ein. Die UEFA hat eine Chance ausgelassen, einen positiven Akt zu sezten. Meiner Meinung nach haben sie ganz klar Position bezogen, wo sie zu verordnen sind."
Shetty sieht ÖVP als "Bremser"
Die LGBTIQ*-Community stehe aber auch noch vor gesellschaftlichen Herausforderungen. Rechtlich habe sich im vergangenen Jahr bereits viel getan, laut Shetty aber hauptsächlich durch den VfGH. "Nicht aber durch die Politik. Verantwortlich dafür ist einzig und allein die ÖVP. Man sieht, dass die Bevölkerung eigentlich viel weiter ist. Zu tun gibt es aber ohnehin noch vieles: Vor allem an den Schulen sollte der Aufklärungsunterricht ausgebaut werden und meiner Meinung nach gehört das Thema auch in den Geschichtsunterricht", so der Sprecher der Neos.
Auch die Kirchen in Vorarlberg wären seiner Meinung nach bereits weiter als die Politik. "Das war doch wirklich schön, als die Kirchen ein Zeichen gesetzt haben und Flagge gezeigt haben. Aber als die Fahnen angezündet wurden hat man von Seiten des Landeshauptmanns nichts gehört. Dort wäre es schön gewesen, wenn sich Markus Wallner schützend vor die Community gestellt hätte. Wir wünschen uns, dass die ÖVP ihre Stimme viel lauter erhebt", so Shetty.
Brief gegen Diskriminierung
Die Staats- und Regierungschefs von 17 EU-Staaten fordern in einer Protestnote, offenbar angesichts des ungarischen LGBTIQ*-feindlichen Pädophilengesetzes, die Einhaltung von Rechten der LGBTIQ*-Gemeinschaft. Nach Angaben des Nachrichtenmagazins "Politico" fordern die Unterzeichner einer entsprechenden Erklärung, "weiter gegen Diskriminierung der LGBTIQ*-Gemeinschaft zu kämpfen und die Verteidigung ihrer Grundrechte zu bekräftigen". Bundeskanzler Sebastian Kurz hätte den Brief - laut NEOS-Sprecher Yannick Shetty - zunächst aber nicht unterzeichnet. "Anfangs hat er sich geweigert zu unterschreiben. Erst als der Druck zu groß wurde, hat er sich dann doch angeschlossen. Wir müssen uns entscheiden - wo wollen wir dazugehören?", bemerkt Shetty abschließend.
Aus dem Bundeskanzleramt in Wien hieß es am Donnerstag, Kurz unterstütze und unterschreibe den Brief ebenfalls, der an Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Ratspräsident Charles Michel und den portugiesischen Premier Antonio Costa gerichtet ist.
VORARLBERG LIVE am Donnerstag, 24. Juni 2021
Wann: ab 17 Uhr live auf VOL.AT, VN.at und Ländle TV
Gäste: Sigrid Maurer (GRÜNEN), Yannick Shetty (NEOS), Eva Schönleitner (Crate.io)
Moderation: Marc Springer (Chefredakteur VOL.AT)
Die Sendung "Vorarlberg LIVE" ist eine Kooperation von VOL.AT, VN.at, Ländle TV und VOL.AT TV und wird von Montag bis Freitag, ab 17 Uhr, ausgestrahlt. Mehr dazu gibt's hier.
(VOL.AT/APA)