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Bricht der Damm oder bricht er nicht?

"Bricht der Damm oder bricht er nicht?" Die Frage beschäftigte am Montag auch Greenpeace Österreich. Sollte auch der zweite gefährdete Damm bei Kolontar dem Druck der Giftschlamm-Massen nachgeben, gebe es eine Verdopplung des Problems.
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Aber auch wenn der Damm hält könnte es Schwierigkeiten geben, dann nämlich, wenn der Schlamm trocknet und der Wind das Staubpulver verträgt – mit “unabsehbaren Folgen”, so Herwig Schuster von der Umweltorganisation.

“Aufgrund der derzeitigen bodennahen Strömung können auch Luftmassen aus den Krisengebieten nach Österreich transportiert werden und Gebiete im Osten erreichen. Solange der Rotschlamm feucht ist, sind seine Inhaltsstoffe jedoch vorerst gebunden, das heißt, diese können nicht mit der Luftströmung verfrachtet werden”, erklärte der Meteorologe und Umweltexperte Marcus Hirtl von der ZAMG, die am Donnerstag vergangener Woche einen eigenen Krisenstab eingerichtet hat. Informationen über den Schadstoffgehalt, anhand dessen Konzentrationsberechnungen bei allfälligen Verfrachtungen durchgeführt werden können, haben die österreichischen Meteorologen vorläufig nicht. “Die ungarischen Behörden sind da sehr restriktiv”, sagte Hirtl.

Der Giftschlamm hat sich in den beiden Absatzbecken in drei Schichten abgelagert: Nach unten haben sich die festen Bestandteile sehr kompakt abgesetzt, darüber gibt es Matsch und darüber eine wässrige Schicht, die das Trocknen verhindert. Beim Dammbruch vor einer Woche sind die oberste Schicht und ein Teil des Schlamms abgeflossen, so Schuster.

Eben dies würde auch passieren, wenn die Risse im zweiten Becken noch größer werden und die Mauer nachgibt. Von diesem weiß man zwar, dass es etwa so groß wie das erste ist, man kennt allerdings nicht die Tiefe.

Aufklärung darf man sich vom Unternehmen MAL nicht erwarten, da es laut Greenpeace eine Informationssperre verhängt hat. Deshalb ist man auf die Informationen durch Anrainer angewiesen. Nach deren Angaben wurde beim ersten Becken die Mauer zweimal erhöht. “Ob dies für den Unfall verantwortlich war, ist spekulativ”, betonte Schuster.

Was beim Bau vor mehr als 20 Jahren geschehen sei, etwa ob das Becken gegenüber dem Grundwasser abgedichtet wurde, wisse man nicht, sagte Schuster. Während der kommunistischen Ära seien zwar die Vorschriften strenger gewesen, dafür hätte es bei der Umsetzung und Kontrolle gehapert. Die ungarischen Behörden geben an, regelmäßig kontrolliert zu haben. “Allerdings gibt es dafür keine entsprechenden Unterlagen”, kritisierte Schuster.

In Almasfüzitö (Magyarorszag) gibt es ein weiteres Becken, das zumindest vor dem Fall des Eisernen Vorhangs zu MAL gehörte, berichtete der Umweltschützer auf APA-Nachfrage. Allerdings wurde dort die Produktion in den 90er Jahren eingestellt. “Wenn dieses bricht, hätte bereits eine sehr kleine Menge große Auswirkungen.” Das Becken liegt nämlich unmittelbar neben der Donau.

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