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Brexit: So verabschiedeten sich die Briten in Wien von der EU

Auch in Wien gab es anlässlich des Brexit diverse Veranstaltungen.
Auch in Wien gab es anlässlich des Brexit diverse Veranstaltungen. ©APA/AFP/DANIEL LEAL-OLIVAS
In Wien haben sich am Freitagabend zahlreiche Briten bei diversen Brexit-Veranstaltungen - die unterschiedlicher nicht sein hätten können - von der Europäischen Union verabschiedet.

Sowohl die kulturelle Plattform "space and place", als auch die Österreichisch-Britische Gesellschaft lud anlässlich des Brexit am Freitagabend zu Events in Wien.

Brexit für viele Briten kein Grund zum Feiern

Der seit 2008 in Österreich lebende Brite, Eugene Quinn, legte im Wiener Pub "The Tube Station" britische Musik auf. Er gründete "space and place" im Jahr 2012 als Versuch, österreichische Kultur weit weg von "Sissi und Schnitzel" darzustellen.

Wie er gegenüber der APA betonte, sei der Abend keine Feier. Es würde auch nicht getanzt werden. Die Veranstaltung sei gedacht als Erinnerung an 47 Jahre EU-Mitgliedschaft, in der großartige britische Musik entstand. So war von Radiohead, The xx über Spice Girls und den Sex Pistols bis zu Pink Floyd, David Bowie und den Beatles alles dabei. Um Mitternacht würde die Musik abgedreht werden und alle würden nach Hause gehen, um das Ende symbolisch zu repräsentieren.

Auch der Ort der Veranstaltung hat symbolischen Wert: Im Jahr 2016 fand in demselben Pub eine Pro-Brexit Feier statt. Daher sei es Quinn nur allzu selbstverständlich erschienen, dass genau dort auch der Austritt Großbritanniens aus der EU zelebriert werde - nur dass es eben keine Feier sei.

Unverständnis für Brexit-Befürworter

Die Veranstaltung zog dementsprechend ein nahezu geschlossenes Anti-Brexit-Klientel an. Einige Briten, die der Veranstaltung beiwohnten, sind auch Teil der British Community Association of Vienna, die für Briten in Wien soziale und kulturelle Events organisiert.

Viele der teilweise schon jahrelang in Österreich wohnenden britischen Staatsbürger können die Logik der "Brexiteers", also der Austrittsbefürworter, nicht nachvollziehen. So spüren doch jene, die im Ausland wohnen, die Folgen des EU-Austritts am meisten. Bei einigen herrscht ein Gefühl der Ungewissheit darüber, wie es künftig weitergeht.

Während sich bis zum Ende der Übergangsphase am 31. Dezember 2020 erst einmal kaum etwas ändert, so sind Themen wie Visafreiheit, Arbeitsrechte oder auch Aufenthaltsgenehmigungen danach noch völlig in der Schwebe. Zudem könnten, wie einer der Gäste schildert, auch die Behörden einem keine gesicherten Informationen geben, da vieles schlicht noch nicht ausverhandelt sei.

Brexit Ice Stock Shooting-Event im Wiener Eislaufverein

Weniger geschlossen in Sachen Brexit zeigten sich die Mitglieder der Österreichisch-Britischen Gesellschaft, die im nicht weit entfernten Wiener Eislaufverein bei einem Brexit Ice Stock Shooting-Event den EU-Austritt begingen. Dessen Präsident Kurt Tiroch betonte zu Beginn, dass die Gäste ihre Meinung zum Brexit eher für sich behalten sollten und dem Brexit "neutral" begegnen, da sich in der Gesellschaft sowohl "Brexiteers" als auch "Remainer" (Austrittsgegner) fänden.

Die Gesellschaft besteht laut Tiroch aus 500 Mitgliedern, 400 davon seien Österreicher und 100 Briten, die in Österreich lebten. Die Community sei für anglophile Menschen gedacht, die einen Bezug zu Großbritannien haben oder auch einfach nur die Kultur mögen.

Während bei der "Brexit DJ Session" fast ausschließlich britisches Englisch zu hören war, so überwog beim Eisstockschießen doch das Österreichisch. Auch die Haltung zur EU und zum Brexit divergierte.

Brexit als "Warnung an die EU"

Elisabeth Holoubek, Vorstandsmitglied der Gesellschaft und Evelyn Egger sahen den Brexit als Fehler der EU. Die Union würde sich immer mehr in Richtung "Zentralismus" entwickeln, so Holoubek. Andere Länder würden dem Beispiel der EU folgen und ebenfalls austreten, glaubt sie. Laut Egger ist der Brexit "die letzte Warnung an die EU". Präsident Kurt Tiroch macht mehr noch als der Brexit der "tiefe Bruch" in britischen Familien Sorgen, der wegen des Austritts entstanden sei. Er glaubt, dass der Brexit die EU noch "fünf bis zehn Jahre" intensiv beschäftigen würde.

So unberechenbar die Folgen des Brexits, so war es auch das frühlingshafte Wetter, das am Abend des 31. Jänner in Wien herrschte. Damit hatte wohl niemand in der Österreichisch-Britischen Gesellschaft gerechnet, dass Föhn und etwa 13 Grad die Pläne für ein winterliches Eisstockschießen derart durchkreuzen würden. Da befanden sich die Pub-Gäste mit ihrer Abendplanung noch auf der sicheren Seite.

(APA/Red)

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