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"Breaking the Ice" für den Frieden in Nahost

"Breaking the Ice" - das Eis brechen. Das ist das Ziel einer Gruppe von Israelis und Palästinensern, die pünktlich zum Jahresanfang 2004 gemeinsam in die Antarktis reisen will.

Während sich beide Völker in ihrer Heimat im Nahen Osten drei Jahre nach Beginn der zweiten Intifada am 28. September 2000 weiter bis aufs Blut bekriegen, wollen die zwei Frauen und sechs Männer mit ihrer Expedition beweisen, dass Israelis und Palästinenser durchaus friedlich Seite an Seite leben können. Die ungewöhnliche Reise unter der Flagge der Völkerverständigung konnte namhafte Freunde finden:
Unter anderem UNO-Generalsekretär Kofi Annan und der Dalai Lama sagten ihre Unterstützung zu.

„Wir wollen beweisen, dass mutige Frauen und Männern beider Völker unter schwierigen Bedingungen Seite an Seite leben können“, erklärt der israelische Geschäftsmann Heskel Nathaniel. Die 35-tägige Friedensmission beginnt am 1. Jänner 2004 in Patagonien im Süden Chiles. Auf ihrem Weg in die Antarktis werden die vier Israelis und vier Palästinenser im Alter von 30 bis 52 Jahren zunächst durch die berüchtigte Drake-Passage segeln. Höhepunkt der Expedition in eine der am wenigsten erforschten Regionen der Welt wird die Taufe eines 2000 Meter hohen, bislang namenlosen Berges sein, den die Gruppe innerhalb von sechs Tagen bezwingen will.

„Das Projekt mag utopisch erscheinen, zumindest aber verdienen wir Anerkennung dafür, überhaupt etwas zu tun“, sagt Nathaniel. Er sei überzeugt davon, dass Israelis und Palästinenser trotz der blutigen Konflikte eines Tages miteinander auskommen werden. Auch die Teilnehmer des völkerübergreifenden Antarktis-Erkundungstrupps seien keineswegs „naive Pazifisten“, fügt er hinzu.

Der 40-Jährige weiß, wovon er spricht: Er selbst war früher als Sicherheitsagent für den Schutz von Israelis im Ausland zuständig. Zwei seiner Landsleute sind Veteranen der Eliteeinheit Sajeret Matkal der israelischen Armee. Sie werden in einem Boot mit Nasser Koss sitzen. Der 35-jährige Palästinenser war Leibwächter des früheren Palästinenserführers Faisal Husseini und saß drei Jahre lang als Aktivist der Fatah-Bewegung hinter Gittern.

„Ich habe beschlossen, mich der Expedition anzuschließen, weil ich an den Frieden zwischen unseren beiden Völkern glaube, auch wenn er weit weg und sehr schwierig erscheint“, sagt Koss. „Meine Familie und Freunde finden es verrückt, ins Eis zu reisen, aber ich liebe das Abenteuer. Das ist die Chance meines Lebens.“

„Senior“ der Expedition ist der 52-jährige Journalist Zjad Darwish. Mit täglichem Lauftraining in Jerusalem bereitet sich der Palästinenser auf die körperlichen Anstrengungen vor. „Ich möchte zeigen, dass Frieden zwischen unseren Völkern möglich ist, auch wenn unsere Führer sich nicht einigen können“, sagt Darwish, der von Palästinenserpräsident Yasser Arafat persönlich zur Teilnahme ermutigt wurde. Auf dem Berg am Südzipfel der Erde will der Journalist gleich neben einer israelischen eine palästinensische Flagge aufstellen.

Anfang November wollen sich die acht Expeditionsteilnehmer noch einmal in Chamonix in den französischen Alpen zu einem Höhentraining treffen. Sind alle fit, kann es zur Jahreswende dann losgehen. Allein einen Namen für ihren Berg müssen die acht noch finden. Doch daran wird das Vorhaben gewiss nicht scheitern, sagt Nathaniel: „Wir haben auf See 20 Tage lang Zeit, darüber nachzudenken.“

Mehr Infos: www.breaking-the-ice.de

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