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Brüderpaar fand Schatz und gab diesen nicht heraus

Ein Brüderpaar aus dem Burgenland hatte wegen schweren Betrugs im Wiener Straflandesgericht zu verantworten. Der eine von ihnen, von Beruf Klavierbauer, hatte in einem alten Pianino mehrere Sparbücher entdeckt.

Zu seiner Freude fanden sich in dem Instrument auch Spickzettel mit den passenden Losungsworten. Er beauftragte seinen Halbbruder, einen Privatdetektiv, den Eigentümer ausfindig zu machen.

Als dieser feststellte, dass die alte Dame bereits gestorben war, beschlossen sie, das Vermögen den Erben vorzuenthalten und lieber selbst zu verbrauchen. Immerhin waren beide Jungunternehmer, eine unerwartete „Kapitalspritze“ daher mehr als willkommen.

Zunächst wurden zwei kleine „Probeüberweisungen“ auf eines der Sparbücher durchgeführt, um festzustellen, ob die betreffende Bank dieses im Auge habe. Da nichts passierte, behoben die Brüder im Lauf der Jahre – die inkriminierten Machenschaften erstreckten sich auf den Zeitraum 1998 bis 2002 – laut Anklage exakt 1,012 Millionen Euro, wobei ihnen zu Gute kam, dass auf eines der Bücher immer wieder die Erträge eines Wertpapierdepots flossen und die Quelle ihres plötzlichen Reichtums so nie zu versiegen schien.

Schließlich bemerkte der rechtmäßige Erbe, dass das Wertpapierkonto, das ihm vermacht worden war, ein Sparbuch speiste, das er nie bekommen hatte. Er erstattete Anzeige. Nach langwierigen Ermittlungen kam man auf den Klavierbauer, der das alte Pianino der Verstorbenen übernommen hatte. Er legte vor dem Schöffensenat (Vorsitz: Andreas Böhm) nun ein umfassendes Geständnis ab. „Es war halt ein Lottotreffer, der einem in den Schoß fällt“, ersuchte sein Verteidiger Elmar Kresbach um Verständnis für seinen Mandanten, der der günstigen Gelegenheit nicht widerstehen habe können.

Der Privatdetektiv behauptete demgegenüber, von seinem Halbbruder nicht über die wahre Herkunft des „Geldsegens“ aufgeklärt worden zu sein. Er habe geglaubt, es handle sich um ein rechtmäßiges Geschenk. Er habe damit „Gutes tun“, etwa ein Kinderdorf aufbauen wollen: „Es war wie ein Auftrag. Wir wollten etwas machen mit dem Geld. Es hätt’ für sozial schwache Leut’ sein sollen.“

Beim Geldabheben hatten die Burgenländer übrigens gewisse Schwierigkeiten zu überwinden. Ein Losungswort lautete „Patscherkofel“. An der korrekten Schreibweise scheiterten die Männer regelmäßig. Angeblich soll ihnen beim letzten Mal sogar der Bankangestellte geholfen haben, der inzwischen mit der Schwäche der beiden vertraut war.

Die Verhandlung wurde auf den 11. September vertagt.

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