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Brückner nach ÖFB-Traumstart in WM-Quali zurückhaltend

Trotz des Traumstarts in die WM-Qualifikation sind beim neuen österreichischen Fußball-Teamchef Karel Brückner große Gefühlsregungen ausgeblieben.

Dem Tschechen stand am Samstag zwar die Freude über den sensationellen 3:1-Erfolg über Vize-Weltmeister Frankreich ins Gesicht geschrieben, allerdings beschäftigte sich der 68-Jährige lieber mit dem Mittwoch-Gegner Litauen, anstatt sich nach dem ersten Triumph über die “Grande Nation” seit 38 Jahren feiern zu lassen.

Mit dem Sieg in seinem ersten Bewerbsspiel auf der ÖFB-Trainerbank ist Brückner aber gelungen, worauf sein Vorgänger Josef Hickersberger zweieinhalb Jahre lang vergeblich gewartet hat – er wurde von den Fans ins Herz geschlossen. Im Finish stimmten die Anhänger im mit 48.000 Zuschauern ausverkauften Wiener Happel-Stadion “Karel Brückner”-Sprechchöre an, was der Bejubelte mit trockenem Humor bescheiden zu Kenntnis nahm: “Ich habe es gehört, das war nur meine Familie.”

Mehr als die Zuneigungs-Bekundungen des Publikums freute den Coach naturgemäß die Leistung der ÖFB-Auswahl. “Das war wirklich gute Arbeit”, lobte Brückner seine Spieler für die Umsetzung seines taktischen Konzepts. “Die Leistung war noch besser als beim 2:2 gegen Italien. Der Gegner war spielerisch sehr stark, deswegen mussten wir viel arbeiten. Aber wir hatten gute Phasen bei Ballbesitz und in Konterangriffen, und die Standard-Situationen waren ein Vorteil für uns.”

In der Vorbereitung wurde Verhalten bei ruhenden Bällen intensiv geübt, was sich gegen die im Durchschnitt um neun Zentimeter kleineren Franzosen bei allen drei Toren bezahlt machte. Brückner hob in diesem Zusammenhang nicht nur die Österreicher in der französischen Gefahrenzone, sondern auch den ausführenden Spieler bei Standard-Situationen hervor. “Die Freistöße von Andreas Ivanschitz waren sehr gut geschossen”, sagte der Teamchef über den Kapitän, dem er wie Marc Janko, Alexander Manninger und Paul Scharner eine “sehr gute Leistung” bescheinigte.

In allzu große Euphorie wollte der frühere tschechische Teamchef aber nicht verfallen. “Ein Vogel macht noch nicht den Frühling”, betonte der Nationaltrainer und stellte seinen Einfluss auf die starke Leistung des ÖFB-Teams vor allem in der Defensive in den Hintergrund. “Ich habe auch bei der EURO keine wirklichen Schwächen in der Defensive gesehen. Ich hatte nicht die Zeit, viel umzukrempeln, sondern habe nur dort weitergemacht, wo Hickersberger aufgehört hat.”

Für Brückner begann nach dem Schlusspfiff schon der Countdown für die Mittwoch-Partie auswärts gegen Litauen, den Überraschungs-Tabellenführer der Gruppe 7. “Da steht uns auch eine schwierige Arbeit bevor”, prophezeite der Teamchef. In Marijampole könnte auch Jürgen Säumel wieder mit von der Partie sein, gegen die Franzosen musste der Torino-Legionär wegen Muskelproblemen vorsichtshalber noch passen. “So eine Verletzung ist sehr gefährlich. Die Gesundheit der Spieler steht für mich an erster Stelle”, sagte Brückner, für den der Fußball am Samstagabend ausnahmsweise kein Jungbrunnen war. “Ich fühle mich wie 85”, sagte der 68-Jährige lächelnd.

Sein 50-jähriger “Team-Trainer” Jan Kocian strahlte hingegen nach dem ersten österreichischen Bewersspiel-Sieg gegen eine absolute Top-Adresse seit dem 1:0-Heimsieg in der WM-Qualifikation am 14. November 1984 gegen die Niederlande wie ein kleines Kind. “Wir sind stolz auf die Mannschaft, sie hat Großartiges geleistet. Das ganze Team hat sich für die Taktik geopfert und ist dafür belohnt worden”, jubelte der Slowake.

Kocian vergaß aber auch nicht, die österreichischen Defizite aufzuzeigen. “In der Defensive sind wir gut gestanden, aber wir müssen die Konter besser nach vorne fahren”, forderte der ehemalige slowakische Teamchef und gab zu, “dass es einige Phasen gegeben hat, in denen wir unter Druck waren”.

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