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Brasiliens Linkskandidat gewinnt

Die erste Runde der Präsidentenwahl in Brasilien hat der Sozialist Luiz „Lula“ da Silva nach ersten Fernsehprognosen mit großem Vorsprung gewonnen.

Er verfehlte am Sonntag jedoch knapp die nötige absolute Mehrheit. Wie der TV-Sender Globonews nach Schließung der ersten Wahllokale in der östlichen Zeitzone des Landes berichtete, hat der 57-jährige Lula nach Wählerumfragen des angesehenen Meinungsforschungsinstituts IBOPE 49 Prozent aller gültigen Stimmen erhalten.

Damit müsste Lula am 27. Oktober gegen den von Investoren favorisierten Regierungskandidaten Jose Serra in die Stichwahl gehen. Dieser erhielt laut Angaben 20 Prozent der Stimmen. Mit Lula würde das größte Land Südamerikas erstmals von einem Sozialisten regiert werden. Die Märkte betrachten die Aussicht auf einen linken Präsidenten in dem hochverschuldeten Land mit Skepsis. Lula, der früher eine radikal linke Position vertrat, hat zugesagt, den von der bisherigen Regierung eingeschlagenen Wirtschaftskurs beizubehalten.

Rund 115 Millionen Wahlberechtigte waren zudem aufgerufen, den Kongress in Brasilia, die Parlamente der 26 Bundesländer und des Bundesdistrikts Brasilia sowie die Gouverneure neu zu bestimmen. Nach veröffentlichten Umfragen vom Samstag wollten zwischen 48 und 50 Prozent der Wähler für den Kandidaten der sozialistischen „Arbeiterpartei“ (PT) stimmen.

Mit einem Rückstand von fast 30 Prozentpunkten folgte der Kandidat der Mitte-Rechts- Regierung, der frühere Gesundheitsminister JosØ Serra. Wenn kein Kandidat die in der ersten Runde notwendige absolute Mehrheit erreicht, gibt es am 27. Oktober eine Stichwahl.

Bereits vor Beginn des Urnenganges bildeten sich in den Metropolen Rio de Janeiro, Sao Paulo und Brasilia zum Teil lange Schlangen vor den Wahllokalen. Die vierten allgemeinen Wahlen nach Ende der Militärdiktatur (1964-85) stellten die Stärkung der Demokratie im größten Land Lateinamerikas unter Beweis, sagten Medienkommentatoren.

In Rio sicherten erstmals bei Wahlen neben 40.000 Polizisten auch mehr als 10.000 Angehörige der Streitkräfte die Stadt. Die örtlichen Behörden hatten nach eigenen Angaben Drohungen erhalten, wonach die Drogenmafia die Wahlen stören wollte.

Probleme gab es in Rio und anderen Gebieten zunächst nur mit den elektronischen Urnen. In mehreren Wahllokalen gebe es Probleme mit dem computerähnlichen Geräten, räumten Sprecher der regionalen Wahlbehörden ein.

Der Radiosender CBN meldete, dass vier Menschen, die in Rio in der Schlange vor einem Wahllokal warteten, von einem Bus überfahren und zum Teil schwer verletzt worden seien. Weitere Zwischenfälle wurden zunächst nicht gemeldet.

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