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Brasilien: Erneuter Erdrutsch -  200 Verschüttete möglich

Bei einem neuerlichen Erdrutsch nach den schweren Unwettern in Rio de Janeiro sind nach Angaben der Feuerwehr bis zu 200 Menschen verschüttet worden.
Erdrutsch nahe Rio de Janeiro
“Nach den Angaben der Nachbarn sind rund 200 Menschen unter den Trümmern verschüttet, aber das ist sehr ungenau, es könnten mehr sein”, sagte Feuerwehrchef Pedro Machado am Donnerstag.

In der Nacht auf Donnerstag wurden in der Trabantenstadt Niteroi nach Angaben der Rettungskräfte zunächst 25 Menschen gerettet, nachdem am Mittwochabend mehr als 40 Häuser von Schlamm und Geröll mitgerissen worden waren. Unter den Bewohnern der Armensiedlungen herrschte Wut auf die Behörden.

Wie durch ein Wunder konnten in einem Armenviertel von Niteroi acht Kinder aus einer Krippe lebend geborgen werden. Die Feuerwehrleute zogen allerdings auch die Leichen von mindestens zwei Erziehern aus den Trümmern des Hauses. “Wir haben Lärm gehört, uns umgedreht und auf einmal krachte alles herunter”, sagte ein Bewohner des Viertels. Nach Behördenangaben wurden in Niteroi bisher sechs Tote geborgen. Mehr als 100 Rettungskräfte und Bewohner versuchten verzweifelt, noch Überlebende in den Trümmern zu finden.

Seit Montag versinkt die Gegend um Rio nach den heftigsten Regenfällen seit fast einem halben Jahrhundert in Fluten von Wasser, Geröll und Schlamm. Jüngsten Behördenangaben zufolge wurden dabei 151 Menschen getötet. Am schwersten betroffen war Niteroi auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht von Rio. Dort kamen bisher mindestens 67 Menschen ums Leben. Rund 14.000 Menschen wurden nach Behördenangaben in der Region obdachlos.

Am schwersten betroffen von den Überschwemmungen sind zumeist die Bewohner der an den Hängen um Rio errichteten Armenviertel, der Favelas. “Wieder einmal zeigt sich, dass häufig erst durch Armut aus Unwettern Katastrophen werden”, erklärte der Referatsleiter bei Caritas international, Reinhard Würkner, der sich in Brasilien aufhält. Die Hilfsorganisation sammelte an Ort und Stelle Lebensmittel und Hilfsgüter für die Opfer. Ein Spendenkonto wurde eingerichtet.

Unter den Bewohnern der Armensiedlungen machte sich unterdessen Wut über die von den Behörden versäumten Umsiedlungen breit. “Sie versprechen uns immer wieder dasselbe, aber nur nach solchen Dramen”, sagte der 37-Jährige Sebastian Jorge. “Wo ist der Notfallplan”, titelte die Zeitung “O Globo”. “Unwettertragödien wiederholen sich in Rio seit mehr als 40 Jahren und die Behörden reagieren nicht.”

Staatschef Luiz Inacio Lula da Silva hatte bereits am Dienstag jahrelanges Missmanagement der Baubehörden für die vielen Opfer verantwortlich gemacht. Er kündigte strengere Bauvorschriften an.

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