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Brasilien: Besatzung von US-Flug festgenommen

Der so genannte Krieg der Fingerabdrücke zwischen Brasilien und USA hat sich mit der Festnahme der gesamten Besatzung eines US-Flugzeugs zugespitzt.

Der Pilot von American Airlines habe sich am Mittwoch nach der Landung auf dem Flughafen von Sao Paulo geweigert, sich den neuen schärferen Einreisekontrollen für US-Bürger zu unterziehen, berichteten Medien unter Berufung auf die Bundespolizei. Er habe auch obszöne Gesten gemacht. Die restlichen zwölf Besatzungsmitglieder der aus Miami kommenden Maschine hätten danach aus Solidarität ebenfalls die Kontrollen verweigert. Sie alle würden im Flughafen festgehalten, hieß es.

Für Missachtung der Staatsgewalt kann man in Brasilien zu einer Haftstrafe von sechs bis zwölf Monaten verurteilt werden. Die gesamte Besatzung werde aber voraussichtlich noch am Mittwoch in die USA zurückgeschickt werden, hieß es von Polizeiseite. Sowohl die US-Botschaft als auch das brasilianische Außenministerium wollten vorerst keine Stellungnahme abgeben.

US-Bürger müssen sich bei der Einreise in Brasilien seit dem 1. Jänner fotografieren und Fingerabdrücke nehmen lassen. Der Richter, der die neuen Kontrollen angeordnet hatte, rechtfertigte sie mit dem „Gegenseitigkeitsprinzip“, nachdem die USA am 1. Jänner zur Terrorismusbekämpfung ebenfalls eine schärfere Einreiseregelung eingeführt hatten.

Die Regierung in Brasilia bestätigte den Richterbeschluss am Dienstag mit einem Erlass. Am Rande des Amerika-Gipfels im mexikanischen Monterrey forderte der brasilianische Präsident Luiz Inacio Lula da Silva seinen US-Kollegen George W. Bush auf, die Brasilianer von den neuen US-Einreiseregelungen auszuschließen.

In Rio de Janeiro werden unterdessen alle am internationalen Flughafen eintreffenden US-Bürger mit Rosen empfangen. Auf Initiative der Stadtväter, von Tourismusverbänden und Firmen bekommen sie auch T-Shirts mit der Aufschrift „Rio Loves You“ und kleinere Geschenke. Rios Bürgermeister Cesar Maia und die Tourismusbranche hatten geklagt, dass die neuen Einreisebestimmungen der Zuckerhutstadt großen finanziellen Schaden zufügen würden. Die US-Amerikaner stellen in Brasilien mit knapp 500.000 Besuchern pro Jahr hinter den Argentiniern das zweitgrößte Touristenkontingent dar.

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