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Brandstiftung in Polizeianhaltezentrum in Wien-Josefstadt fordert sechs Schwerverletzte

Sechs Insassen mussten mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus.
Sechs Insassen mussten mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus. ©APA/HERBERT P. OCZERET
In der Nacht auf Samstag legten Häftlinge im Wiener Polizeianhaltezentrum am Hernalser Gürtel ein Feuer. Sechs Zelleninsassen wurden dabei schwer verletzt. Die Polizei vermutet einen Suizidversuch, ein Abschiedsbrief wurde gefunden.
Brand in Wiener Polizeianhaltezentrum

Das Feuer brach gegen 22.30 Uhr in einer Zelle im ersten Stock des Zentrums am Wiener Hernalser Gürtel aus, sagte Polizeisprecher Harald Sörös. Es wurden starke Polizeikräfte, 50 bis 60 Polizisten im Regeldienst, dazu je 20 Beamte der Wiener Einsatzgruppe Alarmabteilung und der Bereitschaftseinheit, herangezogen.

Zellentür mit Spind versperrt

Sörös zufolge hatten die Häftlinge die Zellentür mit einem Spind verstellt, vermutlich um die Einsatzkräfte zu behindern. Ein Häftling lag reglos hinter der Tür. Ihn brachten die Beamten sofort aus der Gefahrenzone. In die Zelle konnten die Beamten nicht eindringen. Die Rauchentwicklung war zu stark. So übernahm die Wiener Berufsfeuerwehr.

70 Wiener Feuerwehrleute im Einsatz

“Wir wurden gegen 22.30 Uhr alarmiert und lösten – wie in solchen Fällen üblich – Alarmstufe zwei aus”, sagte der Sprecher der Berufsfeuerwehr, Gerald Schimpf. Unter Atemschutz drangen die Feuerwehrleute – 70 waren im Einsatz – mit einer Löschleitung in das Gebäude ein und holten die anderen fünf Häftlinge aus der Zelle. Alle wurden der Berufsrettung übergeben.

PAZ in der Wiener Josefstadt teilweise evakuiert

Die Flammen waren schnell gelöscht. Wegen der starken Rauchentwicklung wurden 40 weitere Häftlinge aus dem ersten Stock des PAZ teilweise in den Innenhof und in andere Stockwerke evakuiert. Bei 14 bestand der Verdacht auf Rauchgasvergiftung, daher wurden sie von der Berufsrettung medizinisch versorgt. Auch ein Polizist wurde auf eine Rauchgasvergiftung überprüft, bei ihm wurde aber Entwarnung gegeben. Die Feuerwehr kontrollierte das Gebäude auf Rauchgase.

Sechs Insassen schwer verletzt

Die Berufsrettung brachte laut ihrem Sprecher Andreas Huber die sechs Schwerverletzten in verschiedene Wiener Krankenhäuser. Laut Polizei sind die fünf Afghanen 18 bis 33 Jahre alt. Beim sechsten Schwerverletzten handelt es sich um einen 30-jährigen Iraner. Zwei mussten künstlich beatmet werden, alle sechs wurden auf Intensivstationen von drei WienerSpitälern untergebracht. Die Berufsrettung war mit einem Großaufgebot am Einsatzort. Darunter waren auch die Wagen des Katastrophenzuges.

Abschiedsbrief gefunden

Wie das Feuer gelegt wurde, war in der Nacht auf Samstag noch unklar. Die Polizei vermutete, dass es sich um einen Suizidversuch handelte. In der Zelle fanden die Einsatzkräfte einen angesengten Abschiedsbrief. Alle sechs Zelleninsassen haben den Abschiedsbrief unterschrieben.

In dem stark angesengten Schriftstück – ein Zettel im DIN A5-Format – schrieben die fünf Afghanen und der Iraner, dass es keinen Sinn mehr mache und sie keine Perspektive mehr sehen würden. Außerdem vermerkten sie Sörös zu Folge ihre Abschiebe-Termine. Der Brief war in Deutsch verfasst.

Der innere Gürtel war einige Zeit für den Verkehr gesperrt. Zahlreiche Wägen von Polizei und Rettung blockierten die Fahrbahn. Erst nach Mitternacht war die Strecke wieder passierbar.

(APA/red)

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