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Brandrede von Blatter

Am Rande der WM-Auslosung in Frankfurt redete sich FIFA-Präsident Joseph Blatter vor der internationalen Presse förmlich in Rage. Die Situation habe sich derart zugespitzt, dass er nicht länger stillhalten könne.

„Wir müssen unserer Verantwortung nachkommen, um den Fußball zu kontrollieren”, so der 67-Jährige, der gleich von zwei Seiten Gefahren auf sich zukommen sieht: Doping und Gerichte. In der Tat haben sich in den vergangenen Wochen die Fälle gehäuft, in denen Blatter das Gefühl haben musste, ihm gleiten die Zügel aus der Hand.

So erwirkte in Argentinien der von Bayern München umworbene Junioren-Teamspieler Carlos Tevez vor einem ordentlichen Gericht, dass er nicht für sein Land bei der U20-WM antreten muss und stattdessen für seinen Verein Boca Juniors weiterspielen darf. In Spanien hat der Nationale Gerichtshof eine zweijährige Dopingsperre gegen Nandrolon-Sünder Carlos Gurpegi außer Kraft gesetzt und dem Profi von Athletic Bilbao die Spielerlaubnis erteilt.

Vor allem aber beschäftigt Blatter der Fall Rio Ferdinand. Der englische Team-Verteidiger hatte bereits am 23. September einen Dopingtest verweigert, doch da bis heute eine Entscheidung des englischen Verbandes (FA) aussteht, ist er weiter für Manchester United in der Premier und Champions League im Einsatz. „Also bitte”, ereiferte sich Blatter, „so geht das nicht. Solch ein Vorfall muss innerhalb einer Woche verhandelt werden, und bis dahin muss der Spieler als nicht spielberechtigt erklärt werden.”

Blatters Haltung verwundert angesichts der Tatsache, dass er vor sechs Wochen auf dem außerordentlichen FIFA-Kongress in Doha verkündet hatte, der Fußball habe kein Doping-Problem. „Das war ein Irrtum”, so der Schweizer heute: „Ich habe geglaubt, unser Sport wäre sauber. Aber er ist nicht sauber. Der Fußball steht unter Verdacht.”

Ausgerechnet in England, dem Mutterland des Fußballs, sieht Blatter dabei gravierende Defizite: “Das Böse, das sehr Böse kommt meist von der britischen Insel kommt”. Dass Blatter ausgerechnet in Großbritannien mit dem großen Reinemachen beginnen will, ist pikant. Denn dort waren bei der Schlammschlacht vor seiner Wiederwahl im Vorjahr die schwersten Geschütze aufgefahren worden.

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