Brandkatastrophe in Nordmazedonien: Alle Opfer identifiziert, dutzende Lokale geschlossen

Wie Innenminister Pance Toskowski mitteilte, liegt die Zahl der Verletzten nach der Brandkatastrophe in der Kleinstadt Kocani im Nordosten des Landes mittlerweile bei 196, darunter sind 20 Minderjährige. 16 Menschen wurden demnach festgenommen und sitzen in Untersuchungshaft.
Beamte aus der Hauptstadt ermitteln
Bisher seien 72 Zeugen befragt worden, um den Vorfall von Sonntagnacht aufzuklären, fügte Toskowski hinzu. Ermittler der Finanzpolizei und der Abteilung für organisierte Kriminalität hätten Büros der Stadtverwaltung in Kocani durchsucht und Dokumente zu der Diskothek beschlagnahmt, in der der Brand ausgebrochen war. Der Bürgermeister der Stadt hatte am Montag seinen Rücktritt eingereicht.
Zudem seien Büros von Angestellten des Wirtschaftsministeriums durchsucht worden, da diese an "illegalen Aktivitäten in Bezug auf die Erteilung von Lizenzen" beteiligt gewesen sein könnten, sagte Toskowski weiter. Ermitteln würden nicht die lokalen Polizeidirektionen, sondern Beamte aus der Hauptstadt Skopje. Dies bedeute nicht, dass die Polizisten vor Ort mitschuldig sein, fügte Toskowski hinzu, sondern solle lediglich sicherstellen, "dass die Ermittlungen ohne Druck, Argwohn und unzulässigen Einfluss" ablaufen könnten.
Der Brand hatte sich in der Nacht auf Sonntag während eines Auftritts des Hip-Hop-Duos DNK in dem Club "Pulse" ereignet, in dem sich hunderte junge Fans drängten. Den Ermittlungen zufolge wurde das Feuer offenbar durch Pyrotechnik während der Bühnenshow ausgelöst, die die brennbare Deckenverkleidung des Clubs in Brand setzte.
500 Menschen im Club, doch nur 250 verkaufte Eintrittskarten
Die Staatsanwaltschaft hatte Ermittlungen unter anderem wegen Korruption und Bestechung eingeleitet. Laut Innenministerium hatten sich zum Unglückszeitpunkt etwa 500 zumeist junge Menschen in dem Club aufgehalten, obwohl nur 250 Eintrittskarten verkauft worden waren. Viele der Opfer starben laut Krankenhauschefin Kristina Serafimowska im Gedränge, als die Konzertbesucher in Panik zum Ausgang stürmten.
Nach Angaben des Innenministeriums war die Lizenz des Clubs gefälscht. Der Staatsanwaltschaft zufolge verfügte die Diskothek außerdem über zu wenige Notausgänge und hatte nicht genügend Feuerlöscher. Zudem habe sie keine Erlaubnis zum Abbrennen von Pyrotechnik gehabt. Auch hätten nicht wie für derartige Veranstaltungen vorgeschrieben Rettungswagen vor dem Gebäude für Notfälle bereitgestanden.
Trauerfeiern am Donnerstag
Für Donnerstag sind in Kocani Trauerfeiern für die zumeist jungen Konzertbesucher angesetzt. Auch in anderen Teilen des Landes wird es Gedenkfeiern geben. "Lasst uns ruhig sein, lasst uns sanft sein, lasst uns friedlich und geduldig sein", sagte Metropolitanbischof Ilarion von Bregalnica der Region, zu der Kocani gehört. "Unsere Gebete und Gedanken gelten den Verstorbenen, aber auch den Verletzten, für deren Gesundheit und Genesung."
Von den 150 Verletzten wurden Dutzende von Patienten in Krankenhäuser in ganz Europa gebracht, vor allem, um ihre Verbrennungen zu behandeln. Belgien, die Niederlande und Griechenland leisten im Rahmen einer von der EU unterstützten Aktion Hilfe.
Nachtclubs und Lokale ohne gültige Genehmigung geschlossen
Nach der tödlichen Brandkatastrophe haben die Behörden zudem landesweit dutzende Nachtclubs und Lokale geschlossen. Von 50 überprüften Etablissements hätten nur 22 eine gültige Genehmigung gehabt, sagte Regierungssprecherin Marija Miteva am Mittwoch. Die anderen müssten ihren Betrieb so lange einstellen, bis alle erforderlichen Dokumente vorgelegt, überprüft und bestätigt seien.
(APA/AFP/dpa)