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Bombenexplosion in Peking

An der offiziellen Darstellung der Bombenexplosion auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking gibt es offenbar leichte Zweifel.

Wie aus einem Flugblatt hervorging, das die Polizei wenig später an Ort und Stelle an ausländische Journalisten verteilte, handelte es sich um einen „psychisch kranken Patienten“, der Selbstmord begangen habe. In einem Agenturbericht hieß es, die Geschwindigkeit, mit der das Flugblatt weniger als zwei Stunden nach der Explosion am Dienstag gegen 16.00 Uhr Ortszeit verteilt wurde, sei „ungewöhnlich“ gewesen. Auch verweigerte die Polizei auf Nachfrage weitere Angaben zu dem Selbstmörder, der als ein Bauer aus der Provinz Hubei identifiziert wurde.

Beobachter rätselten, da informierte Kreise zunächst von einem Attentäter aus der nordwestchinesischen Provinz Xinjiang gesprochen hatten, wo es eine starke Unabhängigkeitsbewegung gibt. Separatistische Uiguren haben in den vergangenen Jahren wiederholt Bombenanschläge verübt. Nach neuen Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua handelte es sich bei dem leicht verletzten Touristen um einen Südkoreaner, nicht um einen Chinesen.

Ein deutscher Tourist, der nur 100 Meter entfernt die Explosion miterlebte, berichtete: „Eine Person lag auf dem Platz.“ Zwei Ambulanzen seien gekommen. Er habe Fotos gemacht und gefilmt. Polizisten hätten ihn aber abgeführt, etwa zwei Stunden festgehalten, seine Aufnahmen vernichtet und den Videofilm beschlagnahmt, berichtete der Deutsche. Seine Angaben widersprachen ersten Informationen, es habe noch mehr Tote gegeben.

Das Flugblatt der Polizei identifizierte den Täter als Li Xiangshan. Er habe an der Südostseite des Platzes an einem Lampenmast den Sprengstoff entzündet und sich damit selbst getötet. „Es war so laut, als wenn Salutschüsse abgefeuert wurden“, berichtete ein Angestellter des Obersten Gerichts nahe des Tiananmen-Platzes, wo sonst auch ausländische Staatsgäste mit Kanonenschüssen empfangen werden.

1987 war bereits eine Bombe auf dem Platz explodiert, doch gab es keine Opfer. Später wurde ein 25-Jähriger deswegen hingerichtet. 1997 gab es Bombenexplosionen in Bussen in Urumqi, der Hauptstadt von Xinjiang, und auch in Peking. 1998 tötete ein Selbstmörder sich und vier andere mit einer Bombe im Eisenbahnministerium.

Wenige Stunden nach der Explosion wischte ein Straßenreinigungsfahrzeug die Spuren vom Boden. Auch waren Kranwagen zu sehen, mit denen offenbar der Lampenmast repariert wurde. Die Straßen um den Platz waren zunächst gesperrt, doch floss der Verkehr nur zwei Stunden nach der Explosion wieder normal.

(Bild: APA)

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