AA

Bombenbauer tot

Der zu lebenslanger Haft verurteilte Bombenbauer Franz Fuchs beging am Samstag Selbstmord.

Der zu lebenslanger Haft verurteilte Bombenbauer Franz Fuchs hat sich am Samstag in der Justizanstalt Graz-Karlau das Leben genommen. Der 50-jährige Südsteirer erhängte sich in seiner Zelle mit dem Kabel eines Rasierapparats. Wie es vom Justizministerium nach der Kommissionierung hieß, sei der Suizid nicht zu verhindern gewesen. Die Überwachung sei ausreichend gewesen.

Franz Fuchs ist im Zuge einer Kontrolle gegen 13.30 Uhr tot in seiner Zelle gefunden worden. Die Wachebeamten schnitten ihn von einem Kabel, das, wie sich herausstellte, von seinem Rasierapparat stammte. Reanimationsversuche blieben vergeblich. Der Notarzt konnte nur noch den Tod feststellen. Zuletzt war der Häftling von einem Justizwachebeamten im Zuge einer Kontrolle um 12.20 Uhr lebend auf seinem Bett gesehen worden.

In einem vom stellvertretenden Anstaltsleiter Oberst Gerhard Plotho verfassten Bericht heißt es, Fuchs habe sich mit dem „Kabel seines ihm ordnungsgemäß ausgefolgten Rasierapparates an einer Schraube eines Wandkästchens erhängt“. Wie zu erfahren war, hat Fuchs seine Prothesen beim Suizid nicht verwendet. Zum Selbstmord dürfte er auf einen kleinen Schemel gestiegen sein, den er dann selbst mit den Füßen wegstieß.

Selbstmord war nicht zu verhindern

Die Selbsttötung wäre nicht verhindern gewesen, ohne Franz Fuchs in menschenunwürdigen Bedingungen in Haft zu halten, erklärte der Leiter der Strafvollzugssektion im Justizministerium, Michael Neider. Die Überwachung, wie sie in der Justizanstalt Karlau erfolgt ist, sei seiner Ansicht nach ausreichend gewesen: In regelmäßigen kurzen Abständen, konkret zwischen einer und zwei Stunden, seien optische Kontrollen durch das Wachpersonal vorgenommen worden.

Fuchs war am 10. März 1999 von einem Geschworenensenat im Grazer Landesgericht wegen mehrerer Briefbomben- und Rohrbombenattentate zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Der sechswöchige Prozess hatte vor allem wegen der gebrüllten Hasstiraden und rechtsextremenen Parolen des Angeklagten, der schließlich von der Verhandlung ausgeschlossen wurde, Aufsehen erregt.

Erst am 9. August war der Verurteilte in die Justizanstalt Graz-Karlau gebracht worden, wo eine Zelle behindertengerecht adaptiert werden musste. Fuchs, der als verschlossen und zurückgezogen galt, hatte sich bei seiner Festnahme in selbstmörderischer Absicht mit einer Bombe beide Unterarme weggesprengt. In der U-Haft in der Justizanstalt Graz-Jakomini wurde er genau überwacht, u.a. per Video.

Erste Reaktionen

In einer ersten Reaktion sagte das erste Briefbombenopfer, der Hartberger Pfarrer August Janisch, er sei von dem Selbstmord „betroffen“. Fuchs hätte sein ganzes Wissen und Können dafür verwenden sollen, einen Teil des von ihm verursachten Schadens gut zu machen. „Ohne Emotionen“ nahm Wiens Alt-Bürgermeister Helmut Zilk, der ebenfalls von einer Briefbombe schwer verletzt worden war, die Nachricht auf: „Dieser Schritt war nicht verwunderlich.“

Nicht überrascht war auch der Vorarlberger Gerichtspsychiater Reinhard Haller, der Franz Fuchs mehrmals begutachtet hatte. Haller sagte gegenüber dem ORF, es sei nur eine Frage der Zeit gewesen, bis der Steirer sich das Leben nehmen sollte.

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Bombenbauer tot
  • Kommentare
    Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.