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Böhmermann warnt vor "faschistischem Comeback" in Deutschland

Böhmermann konterte bei "New York Times" Musks AfD-Empfehlung.
Böhmermann konterte bei "New York Times" Musks AfD-Empfehlung. ©APA/dpa/Christophe Gateau
Der Satiriker Jan Böhmermann hat nach AfD-Wahlempfehlungen durch Elon Musk wenige Tage vor der Bundestagswahl in Deutschland eine Gegenrede auf der Webseite der US-amerikanischen Zeitung "New York Times" veröffentlicht.

Böhmermann ("ZDF Magazin Royale") erläuterte in dem satirisch angelegten fast neun Minuten langen Beitrag auf Englisch in einer Art Erklär-Video die Nazi-Vergangenheit Deutschlands.

"Deutsche sind gut darin, lange und komplizierte Wörter zu erfinden", meint Böhmermann, und besonders gut sei man früher darin gewesen, Nazis zu erfinden. Zwar habe man einen oder zwei Weltkriege verloren, aber sei dann "Vergangenheitsbewältigungsweltmeister" geworden - und halte den Titel seit 80 Jahren durchgehend. Tag täglich erinnere sich Deutschland an "Nie wieder", habe aber keine Anleitung wie "Nie wieder" funktionieren könnte. Nazis seien, so Böhmermann, nie wirklich aus Deutschland verschwunden.

Björn Höcke, dem Vorsitzenden der AfD-Fraktion in Thüringen, forderte etwa eine "180-Grad-Wende" in der Erinnerungskultur, AfD-Gründer Alexander Gauland sagte, Hitler und die Nazis seien nur ein „Vogelschiss“ in über 1000 Jahren deutscher Geschichte, Alice Weidel, aktuelle Spitzenkandidatin der AfD, bezeichnete Hitler als Kommunisten.

In Deutschland könne "die AfD Nazi-Dinge sagen und machen, solange sie aggressiv zurückweist, dass irgendjemand jemals ein Nazi war."

Verbindung zu Elon Musk

Gleich zu Beginn des Videos stellt Böhmermann eine Verbindung zu Tech-Milliardär Musk her, der in der Regierung von US-Präsident Donald Trump eine wichtige und umstrittene Rolle spielt. Böhmermann sagte auf Deutsch übersetzt: "Guten Tag aus Deutschland, dem Land, das laut Elon Musk gerettet werden muss."

Musk hatte vor kurzem mit der Aussage, nur die AfD könne Deutschland retten und einem späteren Live-Gespräch mit Parteichefin und Kanzlerkandidatin Alice Weidel viel Unruhe in den deutschen Wahlkampf gebracht. Kritiker werfen ihm vor, mit Hilfe seiner enormen Reichweite auf seiner Plattform X den Ausgang der Bundestagswahl beeinflussen zu wollen. Große Diskussionen löste auch ein Meinungsstück von Musk in der Zeitung "Welt am Sonntag" aus, in dem er sich auch für die AfD ausgesprochen hatte.

Böhmermann platzierte in seinem Video eine Aufnahme einer Hitlergruß-ähnlichen Geste durch Musk, die rund um Trumps Vereidigungszeremonie im Januar für Empörung und Kritik gesorgt hatte. Musk hatte sich auf X über die Kritik lustig gemacht - mit Wortspielen, die mit einflussreichen Nationalsozialisten und Gefolgsmännern Adolf Hitlers zu tun hatten.

"Faschistisches Comeback" Deutschlands?

"Sollte sich der Rest der Welt Sorgen um ein großes faschistisches Comeback Deutschlands machen?", fragt Böhmermann bereits am Anfang seines Videos. Die Antwort gibt er selbst: "Jawohl! Aber hallo, und zwar so richtig.“ Auf Englisch fügt er hinzu: „Yes, you should be worried.“

Die AfD bediene sich eines Narrativs, dass aktuell überall auf der Welt erfolgreich zu sein scheint, so Böhmermann: "Wir sind keine Nazis, wir stehen nur nicht voll hinter Freiheit, Gleichheit und dem Gesetz". Und er schlägt den Bogen zur aktuellen politischen Situation in den USA: "Wir sind keine Nazis, wir wollen nur die Weiße Vorherrschaft". "Die AfD ist nicht die neue Nazi-Party, sie wollen nur, dass Deutschland wieder großartig wird", schließt Böhmermann sein Video in Anlehnung an Donald Trumps Wahlkampf-Slogan "Make America Great Again".

Schlusswort: "And that's why now, in germany, the Kacke is am Dampfen".

So reagiert die AfD

Ein Sprecher von AfD-Chefin Alice Weidel äußerte auf dpa-Anfrage als Reaktion auf den Video-Beitrag, dass Böhmermann die Wähler und "eifrigen Gebührenzahler" - die AfD kritisiert scharf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, für den auch Böhmermann mit seiner ZDF-Satiresendung tätig ist - vermutlich nicht davon abhalten werde, am Sonntag das Kreuz "an der richtigen Stelle" zu setzen.

(DPA/VOL.AT)

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