Blutroter Himmel: Polarlichter im Waldviertel gesichtet

Das Phänomen ist normalerweise in den Polarregionen beheimatet, findet zuletzt aber immer öfter auch seinen Weg nach Mitteleuropa. Auf Facebook teilten mehrere User Fotos des roten Himmelsspektakels, das gegen 18.00 Uhr im Waldviertel beobachtet werden konnte.
Polarlichter am Sonntag vielerorts in Österreich zu sehen
Die hellen Polarlichter können laut dem Leiter des Weltraumwetterbüros der Geosphere Austria, Christian Möstl, "als sehr seltenes Ereignis in den letzten 20 Jahren" eingestuft werden. Grund dafür war ein durch die aktuell verstärkte Sonnenaktivität ausgelöster starker geomagnetischer Sturm, "nach derzeitigem Stand das drittstärkste Ereignis im aktuellen Sonnenzyklus", so Möstl.
"Kurz nach Dämmerungsende erschien nach 18.00 Uhr über dem Nordhorizont ein schmales, brennend rotes Licht, dass sich von Minute zu Minute ausdehnte. Im Maximum waren die für Polarlichter typischen länglichen Strukturen zu sehen, die dann rasch nach zehn Minuten verblassten. Um 18.30 Uhr war von dem Nordlicht nicht mehr viel zu sehen", berichtete der Obmann des Vereins "Astronomisches Zentrum Martinsberg" (AZM) im Waldviertel (NÖ) der APA.
Laut Möstl erreichte der geomagnetische Sturm eine Stärke von G3 auf der dafür vorgesehenen fünfteiligen Skala. Die Sonnenaktivität - und damit auch die Wahrscheinlichkeit für Sonnenstürme - hängen mit der Häufigkeit der Sonnenflecken zusammen. Deren Zahl ist nach Daten der US-Atmosphärenbehörde NOAA derzeit so hoch wie seit über 20 Jahren nicht mehr. Es wird erwartet, dass "die verstärkte Sonnenaktivität 2024 oder 2025 ihr Maximum erreichen wird", so Möstl.
Grün, rot, violett: Das Geheimnis der Farben der Polarlichter
Polarlichter entstehen durch geladene Teilchen des Sonnenwinds, die auf die Erdatmosphäre treffen und für gewöhnlich in höheren Breitengraden zu sehen sind. Doch unter bestimmten Bedingungen können sie auch in niedrigeren Breitengraden gesichtet werden.
Die grüne Farbe, die am häufigsten mit Polarlichtern assoziiert wird, entsteht durch den Kontakt mit Sauerstoffmolekülen in etwa 100 Kilometern Höhe. Rote Polarlichter hingegen entstehen ebenfalls durch Wechselwirkungen mit Sauerstoff, jedoch in höheren Schichten der Atmosphäre, etwa ab 200 Kilometern Höhe. Die seltene rote Färbung resultiert aus einem anderen, langsamer ablaufenden Übergang der Energiezustände des Sauerstoffs. Auch Stickstoffmoleküle können durch die Sonnenpartikel angeregt werden und erzeugen oftmals blaue oder violette Farbtöne.
(Red)