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Blur am Sonntag im Wiener Gasometer

Mit neuem "Gorillaz"-Dub-geprägten Sound bleiben Blur das, was sie schon immer waren, die strahlenden Verlierer unter den großen britischen Popbands.
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Nein, so haben Blur-Konzerte früher nicht angefangen:
Ein hochsynthetischer Keyboard-Sound schraubte sich mit elektronischem Knirschen in Subbass-Tiefen, als der smarte „Think Tank“ (so der Titel des aktuellen Albums) des Brit Pop, Blur, am Sonntag in Wien die Bühne betrat. Fernab allen Gitarren-Geschrummelns fuhren Damon Albarn und Gefährten in den Gasometer, um sich in neuem, „Gorillaz“-Dub-geprägten Sound zu präsentieren. Doch der Brit Pop ist auch mit dem Synthie nicht totzukriegen: Blur, heftig akklamiert, bleiben die intelligenten Jungs der geistreichen Pop-Komposition.

Wie ein Haarriss zieht sich die Soundtrennung zwischen sechssaitigen und vielfach effektgeladenen Elementen durchs Live-Programm. Neue Songs wie „Ambulance“ und „Out of Time“ schwenken in der Studioversion mit durchgedrücktem Effekt-Gaspedal auf eine Überholspur ein, die Blur im Brit Pop-Wettstreit mit Oasis nie gefunden haben.

Live präsentieren sich die Jungs (ohne Gitarrist Graham Coxon, der die Band im Streit verlassen hatte) jedoch um einiges zahmer, als ob sie sich dann doch nicht ganz so sicher wären, ob sie lieber die alten Schwelger bleiben oder noch mal ordentlich einen draufmachen wollen. Elektronik ja und Gitarre ja – manchmal funktioniert das hervorragend. Manchmal jedoch gar nicht.

Discohauer wie „Song 2“ oder „Girls & Boys“ bleiben der sichere Dreh- und Angelpunkt der Blur-Show, die weit weniger inszeniert als früher scheint und nicht viel mehr braucht als Licht, einen in Kooperation mit dem Publikum zelebrierten Seitenhieb auf die USA oder einen auf Deutsch eingezählten Song. Doch die große Flucht aus der Nebensächlichkeit gelingt der Band in anderen Momenten: Wenn „The Universal“, einer der schönsten Songs der 90er Jahre, als letzter Song vor den Zugaben zeigt, dass Popzauber mit ein bisschen synkopisiertem Beat und einer wunderbar einfachen Melodie entstehen kann. Blur waren immer die strahlenden Verlierer unter den großen britischen Popbands. Auch gestern in Wien.
© Georg Leyrer/APA

Redaktion: Birgit Stadtthaler

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